Hannover. Das heiße Wetter ist schlecht für das Last-Minute-Geschäft von Tui. Auch das wegen der Brexit-Verhandlungen schwache Pfund ist eine Bürde.
Das heiße Wetter in Europa und die Pfund-Schwäche machen dem weltgrößten Reisekonzern Tui zu schaffen. Allerdings hätten viele Menschen ihren Sommerurlaub schon früh gebucht, erläuterte Vorstandschef Fritz Joussen am Donnerstag in Hannover. Dadurch wirke sich die derzeitige Zurückhaltung der Kunden im Last-Minute-Geschäft nicht so stark aus. Allerdings sei es unwahrscheinlicher geworden, dass die Tui ihr Gewinnziel im laufenden Jahr deutlich übertreffe.
«Die Last-Minute-Buchungen sind gering», sagte Joussen. Trotzdem habe Tui bis jetzt 86 Prozent des Sommerangebots verkauft. Die Zahl der Kunden liege derzeit vier Prozent höher als vor einem Jahr, und die Umsätze seien in den jeweiligen Landeswährungen um fünf Prozent gestiegen.
Reisen nach Ägypten, Marokko und in die Türkei sind wieder gefragter
Auch bei den Reisen in krisengeschüttelte Urlaubsländer geht es Joussen zufolge aufwärts. «Die Türkei kommt zurück, die Buchungen sind sehr stark.» Das Land hatte in den vergangenen Jahren nach Terroranschlägen und Putschversuch einen herben Einbruch bei den Urlauberzahlen erlitten. Auch bei Reisen nach Ägypten und Marokko gehe es wieder aufwärts, sagte der Tui-Chef.
Für das laufende Geschäftsjahr bis Ende September geht der Manager weiterhin davon aus, den bereinigten operativen Gewinn auf Basis konstanter Wechselkurse um mindestens 10 Prozent zu steigern. Dass es wie in den Vorjahren eher 13 Prozent werden, sei jetzt aber weniger zu erwarten, räumte er ein.
Fluglotsenstreik in Frankreich kostete 13 Millionen Euro
Im dritten Geschäftsquartal bis Ende Juni steigerte Tui den Umsatz auf vergleichbarer Basis um fünf Prozent auf 5,0 Milliarden Euro. Der um Sonderposten bereinigte operative Gewinn (Ebita) ging wegen des schwachen britischen Pfund im Vergleich zum Vorjahreszeitraums hingegen um 13 Prozent auf 193 Millionen Euro zurück.
Belastend wirkten sich auch die Fluglotsenstreiks in Frankreich aus, die Tui 13 Millionen Euro kosteten. Der Nettogewinn verdreifachte sich zwar auf 146 Millionen Euro. Allerdings hatte ein Jahr zuvor der Verkauf der Spezialreise-Sparte Travelopia das Ergebnis belastet.
Brexit wirft Fragen auf
Zu schaffen macht Tui der Brexit. Das britische Pfund hat wegen des bevorstehenden Austritts Großbritanniens aus der Europäischen Union deutlich an Wert verloren. Das macht Reisen für Briten in Euro-Länder wie Spanien teurer. Dennoch gelang es Tui, im Vereinigten Königreich viele Reisen zu verkaufen. Dies ging allerdings zulasten des Gewinns.
Auch um den Brexit selbst macht sich Tui eine Menge Gedanken. Die Frage ist etwa, unter welchen Bedingungen Fluggesellschaften aus Großbritannien künftig in die EU und innerhalb der Europäischen Union fliegen dürfen. Zu Tui gehören mehrere Fluggesellschaften, etwa Tuifly in Deutschland und die frühere Thomson Airways in Großbritannien, die inzwischen auch unter der Marke Tui fliegt. (dpa)