Rom. Touristen und Einheimische konnten in Italien bisher an jedem ersten Sonntag im Monat öffentliche Museen kostenlos besuchen. Nun ist Schluss.
Die neue italienische Regierung schafft den freien Eintritt in öffentliche Museen ab, der bisher an jedem ersten Sonntag im Monat galt. Stattdessen sollen die Museen selbst entscheiden können, wann sie solche Gratis-Angebote machen, erklärte Kulturminister Alberto Bonisoli. Die jetzige Regelung beachte nicht die Besuchszahlen, die je nach Saison und Region variierten. Nach dem Sommer solle sie daher nicht mehr gelten.
Lob kam von Museumsdirektoren wie dem Deutschen Eike Schmidt, der die Gemäldegalerie Uffizien in Florenz leitet. Viele Touranbieter hätten das System ausgenutzt und hätten die ausländischen Touristen an dem freien Tag ins Museum geschickt und sie trotzdem zahlen lassen, sagte Schmidt der Zeitung «La Nazione» (Mittwoch). Das System sei am Anfang sehr gut gewesen, um die Menschen wieder in die Museen zu bringen, sei dann aber zu einer «Art Spekulation» geworden.
Italien hat die meisten Unesco-Kulturerbestätten der Welt
Bonisoli hatte die Neuregelung am Dienstag angekündigt. «Nehmen wir zum Beispiel Pompeji: Wer geht da im November hin? Man könnte dann den ersten oder alle Sonntage freien Eintritt gewähren, weil es nicht so viele Leute gibt», sagte er. «Das Problem ist, wenn man vom Minister dazu gezwungen ist, den ersten Sonntag im August freien Eintritt zu geben, mit Tausenden von ausländischen Touristen, die (...) denken, dass die Italiener verrückt sind, weil sie sie gratis reinlassen.»
Italien hat die meisten Unesco-Kulturerbestätten der Welt und beheimatet einige der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten und Museen der Welt. Zum Beispiel konnte man bisher jeden ersten Sonntag im Monat auch umsonst in das Kolosseum in Rom.
Die Vorgängerregierung hatte den freien Sonntag eingeführt, was sowohl bei Touristen als auch Einheimischen gut ankam. Die Maßnahme sei ein «kultureller und sozialer Faktor, der rund 10 Millionen Menschen seit dem Sommer 2014 erreicht hat», erklärte Ex-Kulturminister Dario Franceschini. Es wäre schade, dies wieder abzuschaffen. (dpa)