Köln. Der deutsche Bußgeldkatalog ist noch relativ mild, im Ausland gelten andere Regeln. Nicht nur beim Tempo sollten Autofahrer auf Reisen aufpassen.
Trotz offener Grenzen in Europa sollten Autofahrer auf Urlaubsreise nicht vergessen, dass für sie mit einem Grenzübertritt auch andere Verkehrsregeln gelten. "Tempoverstöße können bei unseren europäischen Nachbarn richtig teuer werden", sagt Annabel Brückmann vom Automobil-Club Verkehr (ACV) und nennt Beispiele: Wer in Dänemark, Frankreich oder Italien 20 km/h zu schnell fährt, bezahlt mindestens 135 Euro. Zum Vergleich: In Deutschland liegt das Bußgeld bei 35 Euro. Besondere Vorsicht sei vor allem in Italien ratsam: Dort seien Bußgelder nachts zwischen 22.00 und 7.00 Uhr um ein Drittel höher als tagsüber, so Brückmann.
Bei Alkohol am Steuer verstehen die meisten Länder keinen Spaß. Wer alkoholisiert fährt, riskiert in Frankreich eine Gefängnisstrafe und in Italien die Enteignung des eigenen Fahrzeugs, warnt der ACV. Auch liegen die Promillegrenzen in einigen Ländern unter der in Deutschland geltenden von 0,5. In Polen und Schweden etwa liegt sie bei 0,2, in Tschechien und Ungarn sogar bei 0,0 Promille.
Vor der Reise über Verkehrsregeln informieren
"Es ist ratsam, sich vor Fahrtantritt gut zu informieren", sagt Anja Smetanin vom Auto Club Euro (ACE). Denn einerseits gebe es bei den Verkehrsregeln viele regionale Besonderheiten, zudem würden gerade in Metropolregionen derzeit immer mehr Umweltzonen eingeführt. "Vielerorts sind auch Mautvignetten erforderlich."
Beim Führerschein müssen sich Auto- und Motorradfahrer keine Gedanken machen. "Die europaweit als einheitliche Plastikkarte gestalteten Führerscheine werden unter den EU-Ländern auch gegenseitig anerkannt", sagt Tobias Goldkamp, Fachanwalt für Verkehrsrecht. Da sie seit 2013 befristet sind, müsse man aber auf ihre Gültigkeit achten. Mit den alten grauen und rosa Führerscheinen hingegen komme es in der Praxis immer mal wieder zu Akzeptanzproblemen, gleichwohl auch diese nach einer Entscheidung der EU-Kommission von Deutschlands Nachbarn anerkannt werden müssen.
Schweigerecht und Internationale Versicherungskarte helfen
Wer im Ausland in einen Verkehrsunfall verwickelt wird, sollte unbedingt von seinem Schweigerecht Gebrauch machen. "Unbedachte Äußerungen sind ein großes Problem. Häufig werden die Aussagen falsch protokolliert und sind dann schwer aus der Welt zu schaffen", sagt Goldkamp. "Im Ausland mit einer anderen Rechtsordnung und fremden Sprache verschärfen sich diese Risiken."
Daneben sollten Auto- und Motorradfahrer immer die Internationale Versicherungskarte (grüne Versicherungskarte) dabei haben. "Das erleichtert die Abwicklung vor Ort, denn darauf sind alle wichtigen Daten zum Fahrzeug und zur Versicherung vermerkt", sagt Smetanin. Der Versicherungsschutz der Kfz-Haftpflichtversicherung gilt nach den Musterbedingungen in ganz Europa.
Reisen mit dem E-Auto erfordern intensive Planung
Wer mit dem Elektroauto ins Ausland will, sollte die Tour besonders gut planen. "Viele Regionen, insbesondere im Süden Europas, sind noch echte Ladewüsten", sagt Smetanin. "In anderen Ländern hingegen, wie Norwegen beispielsweise, ist die Ladeinfrastruktur sogar erheblich besser ausgebaut als in Deutschland." Problematisch sei allerdings, dass Autofahrer bei vielen ausländischen Anbietern eigene Ladekarten und Nutzerkonten benötigen. "Das heißt, hier muss man sich schon Wochen vorher kümmern, um die entsprechende Ladekarte rechtzeitig zu erhalten." Einfacher geht es in jedem Fall über die Ladekarten von Autoclubs. Und auch Tesla-Fahrer sind hier im Vorteil, denn der E-Auto-Anbieter verfügt über ein europaweites Schnellladenetz.
Ob zum Aufladen der Batterie oder der Stopp an der Autobahnraststätte: Wer unterwegs eine Pause einlegt, sollte besonders wachsam sein. "Vor allem während der Urlaubszeit sind auf Raststätten vermehrt Trickbetrüger unterwegs", warnt Brückmann. Wer sich vom Fahrzeug entfernt, sollte immer den Zündschlüssel mitnehmen. (dpa)