Col d'Izoard. Sportliche Herausforderungen in traumhafter Bergkulisse locken jede Saison Rennradfahrer und Mountainbiker in die Alpen.

Manchmal ist der Weg das Ziel. Und das ist gut so. Denn der Weg kann atemberaubend sein. Das gilt besonders für viele Bergstraßen in den Alpen. Ob mit Rennrad oder Mountainbike - die Anstrengung ist ein Hochgenuss. Eine Auswahl:

Col d'Izoard: Kurven, Kulissen, Kilometer

Der Gebirgspass auf 2360 Metern in den französischen Alpen ist der dritthöchste Pass der Route des Grandes Alpes, des berühmten Weges durch die Alpen ans Mittelmeer. Er hat einen durchgängig markierten Radfahrstreifen, führt abwechslungsreich vorbei an Dörfchen, Wäldern, alpinen Hochtälern, zu Geröllfelder, über starkes Gefälle, kahle Hänge und weite Schleifen. Mehr als 30 Mal stand der Pass im Programm der Tour de France. Auf der Passhöhe gibt es ein kleines, selten geöffnetes Museum zur Radsportgeschichte des Col d'Izoard. Die Wintersperre dauert von Mitte Oktober bis Juni.

L'Alpe d'Huez: Schwitzen am "Berg der Leiden"

Ein weiterer Schicksalsberg der Tour de France führt aufs Hochplateau in den Skiort Alpe d'Huez auf 1860 Metern. 21 Serpentinen hat die ganzjährig befahrbare Straße. Der Klassiker der französischen Alpen, der "Berg der Leiden", ist ein Muss für Outdoorfans: Knapp 14 Kilometer sind es ab dem Dorf Le Bourg-d'Oisans. Die Steigung liegt im Schnitt bei rund 8 Prozent, maximal bei 14,8 Prozent. Hunderte testen hier jährlich die Grenzen ihrer Kondition aus. Wer es einsamer mag, nimmt die 15 Kehren der benachbarten, schmalen Route de la Confession über den Pas de la Confession. Dabei bieten sich spektakuläre Blicke über das Romanche-Tal. Immer wieder laden Bänke an den Abhängen zur Rast über den Gipfeln und Wipfeln ein.

Monte Grappa: Anstieg für den Ausblick auf Italien

Grandiose Ausblicke bietet auch ein italienisches Gebirgsmassiv: der Monte Grappa. Bei guter Sicht könne man Venedig sehen, heißt es. Definitiv sieht man weit über die italienische Ebene. Wegen der exponierten Lage ist der 1775 Meter hohe Berg ein Mekka für Gleitschirm- und Drachenflieger. Die Auffahrt ist für Rad- und Motorradfahrer aber nicht minder interessant. Wie die mahnende Geschichte des Berges: Im Ersten Weltkrieg trafen hier Italiens Armeen auf die Österreich-Ungarns. Eine monumentale Gedenkstätte am Gipfel erinnert an mehrere zehntausende Gefallene.

Am Fuße des Massivs liegt das idyllische Städtchen Bassano del Grappa am Fluss Brenta. Obwohl es seinen Namen nicht von dem Tresterbrand hat, kann man dort und im Umland zahlreiche Grappa-Destillen besichtigen. In Bassano del Grappa steht sogar ein Grappa-Museum.

Stilfser Joch: 48 Serpentinen hinauf in dünne Luft

Ebenfalls in Italien erhebt sich imposant der Passo dello Stelvio, das Stilfser Joch. Mit einer Höhe von rund 2760 Metern ist der höchste Gebirgspass Italiens in den Zentralalpen für Zweiradfans sehr reizvoll. Insgesamt 87 Kehren auf beiden Passrampen versprechen Hochalpengenuss pur - und Schweiß. Seit 1953 führt auch der Giro d'Italia wiederkehrend über den Stelvio. Die 48 Serpentinen der "Ostrampe" ab Prad (910 Meter) - der nordöstlichen Auffahrt mit durchschnittlich 9 und maximal 15 Prozent Steigung - sind bei Radsportlern besonders beliebt.

Ist der Start noch bewaldet, wird nach der Hälfte der Kehren der Blick weit. Fixpunkt ist der 3905 Meter hohe Ortler. Vorbei an Berghöfen, gemauerten Haarnadelkurven, mit Ausblicken auf den Nationalpark Stilfser Joch, die umliegenden Dreitausender und Gletscher wird die Luft stetig dünner, die Landschaft karger. Wer das Kehrenkarussell des Jochs per Pedale frei von motorisierten Verkehrsteilnehmern erleben will, nutzt am besten den autofreien Stilfser Joch Radtag am 1. September 2018. Geöffnet ist die Passstraße nach dem Winter ab etwa Ende Mai.

Großglockner-Hochalpenstraße: Dorado für Zweiradler

Autofrei wünscht sich mancher auch die Großglockner-Hochalpenstraße in Österreich. Wer mit dem Rad hinauf will, sollte vor 9.00 Uhr oder nach 15.00 Uhr kommen. Ein Genuss sind dann die 1900 Höhenmeter ab Bruck - verteilt auf 32 Kilometer Anstieg zur Edelweißspitze, dem höchsten Punkt der Großglockner-Hochalpenstraße auf 2571 Metern.

Die mautpflichtige Straße präsentiert sich dem Urlauber abwechslungsreich: Etliche Abzweigungen und ein ausgedehntes Wegenetz lassen keine Langeweile aufkommen. Gut zu wissen: An der Kassenstelle Ferleiten gibt es detailliert ausgearbeitete Motorradtouren und dazu passende Tourentickets. Die Panoramastrecke am Goßglockner ist in der Regel von Anfang Mai bis Ende Oktober geöffnet.

Timmelsjoch: Steigung scheinbar ohne Ende

Beliebt bei Zweiradfahrern aller Art und daher nicht immer zügig befahrbar ist auch das Timmelsjoch auf 2509 Metern. Der Grenzpass verbindet das Ötztal in Österreich mit Südtirol und bietet eine der längsten, durchgehenden Steigungen der Alpen. Die Ostrampe mit 29 Kilometern und 1821 Höhenmetern ab St. Leonhard in Italien und die Nordrampe der Hochalpenstraße mit 22,3 Kilometern Länge und 1269 Höhenmetern ab Sölden in Österreich sind gleichermaßen betriebsam.

An der Mautstation in Hochgurgel befindet sich in der beeindruckenden Kulisse der Ötztaler Alpen Europas höchstgelegenes Motorrad-Museum, das Top Mountain Motorcycle Museum mit rund 200 Ausstellungsstücken zahlreicher Marken. Geöffnet ist das Timmelsjoch von Mitte Juni bis Mitte Oktober. Im Sommer gibt es ein Nachtfahrverbot zwischen 22.00 und 7.00 Uhr.

Ammersattel: Sanfte Schwünge und ein Königsschloss

Von Österreich nach Deutschland gelangen landschaftlich interessierte Grenzgänger über die weniger spektakulären, sondern eher sanften Schwünge des Ammersattels (1118 Meter) in den Ammergauer Alpen. Die maximal 12 Prozent steile Route führt am malerischen Plansee vorbei, dem zweitgrößten natürlichen See Tirols in der Naturparkregion Reutte, und weiter nach Oberbayern. Wer mag, besichtigt Schloss Linderhof, die Residenz des bayerischen Königs Ludwig II. in Ettal bei Oberammergau. Der Pass ist ganzjährig befahrbar.

Col du Jandri: Pass der Extreme

Ein Schmankerl für extreme Mountainbiker befindet sich in Frankreich: Wer im Sommer Schnee sucht, wagt sich an den Col du Jandri auf 3150 Metern, die höchste Bergstraße der Alpen. Ab Les Deux Alpes (1650 Meter) führt eine unbefestigte Straße hoch zum Gletscher Mont de Lans, der auf knapp 3000 Metern Höhe auch im Sommer Wintersportler anlockt. Allerdings ist nach rund 1500 Höhenmetern und etlichen extrem steilen Schiebepartie-Stellen echter Sportsgeist gefragt, um von den Rädern auf die Bretter zu wechseln. Dennoch: Zur Belohnung winken auf den letzten Metern auch im Sommer übermannshohe Schneewände am Wegesrand - ein Spektakel für sich. Seilbahnstationen befinden sich auf 2200 und 2600 Metern Höhe.