Rottach-Egern. Skifahren, Schneeschuhwandern, Schlittenfahren: Das sind die beliebtesten Aktivitäten in den Wintersportorten. Für Rodler gibt es zahlreiche Strecken in der Nähe der Pisten und ganz weit von ihnen entfernt. Abfahren können Urlauber vielerorts auch nachts.

Nicht nur mit Skiern und Snowboard kommt man Berge hinunter - auch mit Schlitten ist die Berggaudi garantiert. Das Angebot in den Alpen ist groß, denn sobald es geschneit hat, entstehen auf vielen Wanderwegen und mitunter neben den Pisten Rodelbahnen. Hartgesottene flitzen auf den Kufen kurvige Straßen hinunter - dieser Spaß ist allerdings mit Vorsicht zu genießen.

Einen großen Vorteil gegenüber dem Skifahren hat das Rodeln: Der Spaß ist nicht vorbei, wenn die Lifte schließen. Vielerorts muss man den Schlitten erst den Berg hinaufziehen, bevor man hinabsausen kann. Und das geht fast zu jeder Tages- und Nachtzeit.

Viele Rodelbahnen in Bayern finden sich rund um den Tegernsee und den Schliersee. Zu den längsten Strecken gehört die Rodelbahn am 1722 Meter hohen Wallberg nach Rottach-Egern. Sie ist 6,5 Kilometer lang und eignet sich eher für geübte Rodler. Man kann mit der Wallbergbahn auf die Bergstation fahren, Schlitten werden dort verliehen. Andere Strecken in der Region sind nicht so bequem zu erreichen. Von Kreuth aus kann man etwa eine gute Stunde auf den Setzberg wandern. Der Weg ist für Rodler präpariert, allerdings ist die drei Kilometer lange Strecke eher gemütlich zu wandern und auch zu befahren.

Von Natur aus längere Rodelbahnen in Österreich und der Schweiz

Auch in anderen Regionen Oberbayerns kann man mit dem Schlitten ins Tal sausen, etwa am Hochschwarzeck in Ramsau bei Berchtesgaden. Die 2,3 Kilometer lange Bahn dort trägt den Namen Hirscheckblitz. In Oberaudorf gibt es die einzige Tüv-geprüfte Winter-Rodelbahn Deutschlands: Über einen eigenen Bergaufweg kommt man hier zum Startpunkt des rund drei Meter breiten Forstwegs, der im Winter als Rodelbahn präpariert wird. Bis Mitternacht ist die Bahn mit Flutlicht beleuchtet. Im Allgäu, etwa um Immenstadt und in Bad Hindelang, finden sich ebenfalls zahlreiche Rodelstrecken.

Im Norden und Osten Bayerns lohnt es sich genauso, bei guten Schneeverhältnissen den Schlitten aus dem Keller zu holen. Sowohl im Frankenwald als auch im Fichtelgebirge gibt es zahlreiche Bahnen, die bei genügend weißer Unterlage präpariert werden. In Ludwigsstadt, Naila, Nordhalben, Bad Steben, Hof und Presseck sind die Hänge zwar kürzer als im Süden, aber ebenso gut präpariert. In Kronach gibt es außerdem den Fröschbrunna-Coaster - eigentlich eine Sommerrodelbahn.

Wer ins Fichtelgebirge kommt, kann rund um die Kösseine, den Hausberg der Orte Wunsiedel und Marktredwitz, sowie am Ochsenkopf mit dem Rodel loslegen. Im Bayerischen Wald kann man sich am Großen Arber oder in Drachselsried auf den Schlitten schwingen.

Während die Rodelbahnen in Deutschland von der Länge her eher übersichtlich sind, sieht es bei den Nachbarn in Österreich und der Schweiz ganz anders aus. Natürlich gibt es viel mehr Skigebiete, viele Orte präparieren in den Wäldern drumherum ebenfalls Rodelstrecken. Und: Die Berge sind höher, so dass die Strecken von Natur aus länger sind. So wie der Big Pintenfritz, nach Angaben von Schweiz Tourismus die längste Schlittelbahn Europas.

Auf Airboards bäuchlings ins Tal

Startpunkt für die rasante Abfahrt ist das 2166 Meter hoch gelegene First, das man von Grindelwald aus mit der Gondel erreicht. Und dann heißt es: zwei Stunden wandern. Der markierte Weg führt zum Bachalpsee und weiter zum Faulhorn, das auf 2680 Metern liegt. Dann geht es auf den Schlitten - 15 Kilometer auf einer moderaten Strecke hinunter nach Grindelwald. Doch das ist in der Jungfrau-Region nicht die einzige Rodelstrecke. Der Eiger Run oder das Schlitteln von der Bussalp sind echte Erlebnisse, auch in der Nacht. Bei Vollmond reflektiert der Schnee das Mondlicht, ansonsten ist bei Bahnen ohne Flutlicht immer eine Stirnlampe ratsam.

Schlitteln am Tag und in der Nacht gehört in den meisten Schweizer Wintersportorten dazu. Dabei muss es aber nicht nur mit dem Schlitten die Bahnen hinabgehen. In manchem Gebiet stehen verschiedene andere Geräte zur Wahl, darunter auch das urschweizerische "Velogemel": Das ist eine Mischung aus schneetauglichem Holz-Fahrrad und Schlitten. Auf diesem Gerät werden sogar Weltmeisterschaften ausgetragen.

Und an 27 Bergstationen in der Schweiz gibt es Airboards zu leihen. Sie sehen aus wie Luftmatratzen oder Bodyboards - und mit ihnen ist man bäuchlings deutlich schneller im Tal als auf zwei Kufen.

Allein in Tirol gibt es knapp 100 Rodelstrecken

Natürlich zeigen sich auch die Skiorte in Österreich gut aufgestellt, was das Rodelangebot angeht. So kommt man mit der Smaragdbahn in Bramberg auf knapp 2100 Meter Höhe - und dort beginnt die nach Angaben der Bergbahn längste beleuchtete Rodelbahn der Welt. Auf dem Schlitten überwindet man 1300 Höhenmeter auf gut 14 Kilometern. Die furchtlosesten Rodler brauchen dafür etwa eine halbe Stunde. Jeden Abend ist die Bahn bis 22.00 Uhr beleuchtet.

Im Salzburger Land liegt die sechs Kilometer lange Bahn in Radstadt. Hier werden exakt 727 Höhenmeter überwunden, zum Start geht es bequem mit der Gondel Königslehen. Ebenfalls sechs Kilometer lang ist die Bahn von der Strussingalm nach Werfenweng, etwas kürzer die von der Wildbachhütte im Lungau nach Lessach. Auch in Gastein und im Großarltal gibt es verschiedene Möglichkeiten, mit dem Schlitten ins Tal zu sausen - teils sind die Strecken über die Bergbahnen zu erreichen, teils fernab jeglichen Skigeschehens.

Allein im Bundesland Tirol gibt es knapp 100 Rodelstrecken - und im Internet unter www.tirol.at gleich eine Suchmaschine dazu, die auch die verschiedenen Schwierigkeitsgrade aufzeigt. Die nach Angaben der Bergbahn längste Rodelstrecke führt von der Bergstation der Bergkastel-Seilbahn in Nauders am Reschenpass auf acht Kilometern zur Talstation und überwindet dabei 800 Höhenmeter.

Nutzung der Rodelbahnen ist in der Regel gebührenfrei

Sehr idyllisch liegt die Rodelbahn zum Frudiger auf der Hochebene Pfundser Tschey im Tiroler Oberland - denn außer Loipen, Heustadel und einer Kapelle gibt es dort nicht viel.

Während die Benutzung der Rodelbahnen in aller Regel gebührenfrei ist, müssen für das Leihen der Schlitten oft ein paar Euro gezahlt werden. Häufig gehen Rodelstrecken an einem Restaurant oder Berggasthof los, der Wirt ist dort meist mit Geräten ausgestattet.

Wer die Rodelstrecken oder die ausgewiesenen Wanderwege hinaufläuft, kommt ebenfalls günstig zum Rodeln. Wer dagegen lieber den bequemeren Weg wählt und sich von der Bergbahn transportieren lässt, kann das entweder tagsüber mit dem regulären Skipass tun oder eine eigene Karte als Rodler kaufen. Fahren die Bahnen am Abend länger zum Nachtrodeln, muss die Auffahrt oft extra bezahlt werden. (dpa)