Istanbul. Der IS hat den größten Teil ihrer Herrschaftsgebiete in Syrien und im Irak verloren. Doch in zahlreichen Ländern ist sie weiterhin aktiv.


TÜRKEI

Der türkischen Regierung wurde lange vorgeworfen, den IS nicht ausreichend zu bekämpfen. 2015 und 2016 kam es zu einer ganzen Reihe schwerer Anschläge in Istanbul und Ankara, die dem IS angelastet wurden: In Istanbul zum Beispiel auf deutsche Touristen, auf den Atatürk-Flughafen und den Nachtclub Reina. Zuletzt ist es allerdings ruhig geblieben. Westliche Experten führen das darauf zurück, dass Ankara das Vorgehen gegen den IS verschärft hat.

ÄGYPTEN

Die Gruppe "Ansar Bait al-Makdis" ("Unterstützer Jerusalems") leistete dem IS den Treueeid und tritt nun als dessen Ableger auf. Besonders stark ist sie im wirtschaftlich vernachlässigten Norden der Sinai-Halbinsel. Die Extremisten greifen regelmäßig Sicherheitskräfte an.

LIBYEN

Vor einem Jahr hat der IS in Libyen die Stadt Sirte an libysche Truppen verloren. Der Terrormiliz war es dort gelungen, erstmals außerhalb ihres Kernlandes in Syrien und dem Irak ein kleines Herrschaftsgebiet am Mittelmeer aufzubauen. Besiegt ist der IS aber noch nicht in Libyen: Experten warnen, die Gruppe könnte sich im Chaos des Bürgerkrieges in der Wüste neu formieren.

TUNESIEN

Nach Schätzungen von US-Denkfabriken haben sich mehr als 5000 Tunesier dem IS in den Kampfgebieten angeschlossen. Tunesien stellt mit die meisten ausländischen Kämpfer. Nach der Niederlage in Syrien und im Irak kommen viele in ihre Heimat zurück. Immer wieder kommt es zu Razzien und Verhaftungen durch die Polizei. Die Gefahr von Anschlägen bleibt. Einige desillusionierte IS-Kämpfer sollen sich Al-Kaida-Ablegern in Tunesien angeschlossen haben.

JEMEN

In dem Land im Süden der arabischen Halbinsel profitiert der IS vom Bürgerkrieg. Mehrfach bekannte er sich hier zu Anschlägen. Das Land ist für die Terrormiliz strategisch wichtig, weil es eine Grenze zu Saudi-Arabien hat, dessen Königshaus der IS bekämpft.

PAKISTAN

Das Land ist besorgt über die Rückkehr seiner eigenen Kämpfer aus Syrien und dem Irak. Nach Geheimdienstberichten haben dort etwa 1500 sunnitische Pakistaner aufseiten des IS gekämpft. Sicherheitskräfte fürchten, dass diese kampferprobten Männer die sowieso schon explosive Situation zwischen Sunniten und Schiiten im Land verschärfen könnten.

ZENTRALASIEN

Die dortigen muslimisch geprägten Staaten kämpfen massiv mit Extremismus. Experten gehen davon aus, dass bis zu 10.000 Menschen aus der Region den Weg zum IS in Syrien und dem Irak gefunden haben. Die Ex-Sowjetrepubliken fürchten besonders Anschläge in der Heimat durch Rückkehrer und gehen deswegen hart gegen die Extremisten vor. Sie sollen dies auch als Vorwand nutzen, um die Opposition zu kontrollieren. Das Ferghanatal zwischen Usbekistan, Kirgistan und Tadschikistan gilt als Sammelbecken für Extremisten.

NIGERIA

Bei Anschlägen und Angriffen der Terrormiliz Boko Haram sind im Nordosten des Landes und angrenzenden Gebieten seit 2009 mindestens 20.000 Menschen ums Leben gekommen. Eine Fraktion der sunnitischen Extremisten hat auch dem IS die Treue geschworen und sich fortan als dessen "Westafrikanische Provinz" bezeichnet. Experten bezweifeln jedoch, dass es bislang signifikanten Austausch von Ressourcen oder Kämpfern mit dem IS gibt.

SOMALIA

In dem seit mehr als 25 Jahren von Konflikten gebeutelten Land hat sich 2015 eine Gruppe Kämpfer von der Terrormiliz Al-Shabaab losgesagt und dem IS die Treue geschworen. Der Ableger ist vor allem in der halbautonomen Region Puntland aktiv und zählt einem UN-Bericht zufolge derzeit rund 200 Kämpfer - vor einem Jahr waren es noch nicht mehr als einige Dutzend. Die Region ist demnach ein potenzieller Zufluchtsort für ausländische IS-Kämpfer. (dpa)