Hannover. Der Tourismuskonzern Tui investiert in den Hotelketten-Ausbau und erweitert die Kreuzfahrtflotten. Das schlägt in der Bilanz positiv zu Buche.
Gute Geschäfte mit Hotels und Kreuzfahrten haben beim weltgrößten Reisekonzern Tui trotz Türkei-Krise und Unwettern in wichtigen Reisezielen die Kasse gefüllt. Im abgelaufenen Geschäftsjahr wuchs der operative Gewinn um mehr als ein Zehntel auf 1,1 Milliarden Euro, und bis Ende des Jahrzehnts soll es weiter kräftig aufwärts gehen. "Wir hatten mehr Kunden und höhere Preise - also beides gut", sagte Tui-Chef Fritz Joussen am Mittwoch in Hannover. Für seine deutsche Fluglinie Tuifly sieht der Konzern nach der Air-Berlin-Pleite Wachstumschancen.
Im Geschäftsjahr bis Ende September trotzte Tui der Terrorangst bei den Kunden, der Krise in der Türkei, Wirbelstürmen in der Karibik und den Unsicherheiten rund um den Brexit. Obwohl durch das schwache britische Pfund umgerechnet in Euro weniger in die Kasse kam, wuchs der Konzernumsatz um 8 Prozent auf 18,5 Milliarden Euro. Der Überschuss ging zwar um mehr als ein Drittel auf 645 Millionen Euro zurück. Allerdings hatte Tui ein Jahr zuvor beim Verkauf der Tochter Hotelbeds einen hohen Sondergewinn eingestrichen.
Tui-Chef sieht den Konzern für Krisen gewappnet
Das laufende Geschäft warf indes mehr Gewinn ab. Das lag vor allem an den konzerneigenen Hotels wie Riu und Robinson Clubs sowie den Kreuzfahrtschiffen von Tui Cruises und Hapag-Lloyd Kreuzfahrten, während die massenhaften Krankmeldungen bei der Fluglinie Tuifly im Herbst 2016 und die Folgen der Air-Berlin-Pleite im Sommer 2017 das Ergebnis im Veranstaltergeschäft nach unten zogen. Auf die schwache Nachfrage nach Türkei-Reisen hatte sich Tui schon 2016 eingestellt - und jetzt vor allem bei Griechenland-Urlauben hohe Zuwächse verbucht. Wegen der Wirbelstürme in der Karibik musste der Konzern Kunden in Florida und auf Kuba in Sicherheit bringen.
Die Folgen der Pleite von Air Berlin sieht Joussen aus Sicht der Tui weitgehend bewältigt. Von den 14 Jets, die der konzerneigene Ferienflieger Tuifly jahrelang samt Besatzung an Air Berlin und deren Tochter Niki vermietet hatte, seien 7 bereits für die Lufthansa-Tochter Eurowings unterwegs. Für die übrigen Maschinen sieht er angesichts des schrumpfenden Flugangebots infolge der Air-Berlin-Insolvenz genügend Bedarf am Markt.
Joussen, der Tui seit 2013 führt, sieht den Touristikriesen dank der Konzentration auf eigene Hotels und Kreuzfahrtschiffe inzwischen deutlich besser für Krisen gewappnet. "Die Tui 2017 ist eine völlig andere Tui als vor 5 Jahren." Der einst drückende Schuldenberg wurde abgebaut, Randbereiche verkauft und die Abhängigkeit vom saisonalen Veranstaltergeschäft verringert. (dpa)