Frankfurt/Main. Schluss mit Bärenshows, Stierkämpfen oder Delfinschwimmen - Reiseveranstalter streichen umstrittene Angebote aus ihren Programmen.
Elefanten-Reiten, Delfin-Shows oder Spaziergänge mit Löwen - Tiere gelten als Urlaubs-Attraktion. "Dass sich dahinter in vielen Fällen Tierschutzprobleme verbergen, ist Touristen oft nicht bewusst", kritisiert der Deutsche Tierschutzbund. Immer mehr Veranstalter verzichten inzwischen auf bestimmte Aktivitäten und verlangen von Vertragspartnern Mindeststandards beim Umgang mit Tieren. Jüngstes Beispiel: DER Touristik.
Der Reisekonzern will bis Ende 2020 schrittweise alle Angebote mit direktem Kontakt zu Wildtieren aus den Programmen seiner Veranstaltermarken nehmen. Mit Elefantenreiten, Stierkämpfen oder Bärenshows soll Schluss sein. Anbieter von Aktivitäten mit Tieren werden auf die Einhaltung von Tierschutzanforderungen geprüft.
Branchenprimus Tui, Thomas Cook oder DER Touristik orientieren sich dabei an den Richtlinien des britischen Reiseverbandes ABTA. Die Tiere dürfen nicht unter Hunger oder Durst leiden. Sie müssen geeignet untergebracht sein. Sie dürfen nicht unter Schmerz, Krankheit oder Verletzung leiden und nicht unnötig belastet werden. Sie sollen ihr normales Verhalten zeigen.
Tui und Thomas Cook streichen Elefantenreiten
"Mit unserer Entscheidung, Tierattraktionen, die nicht wenigstens die Mindestanforderungen an den Tierschutz erfüllen, konsequent aus unserem Programm zu nehmen, setzen wir ein klares Zeichen", sagte Thomas-Cook-Chef Peter Fankhauser jüngst.
Dem Tierschutzbund geht die ABTA-Richtlinie nicht weit genug - zum Beispiel bei Delfinen. Es handele sich um Aspekte, die eigentlich in der Theorie ohnehin umgesetzt sein sollten, wie ausreichend Futter für die Tiere, sauberes Wasser oder medizinische Versorgung. Generell handele es sich um Empfehlungen ohne rechtliche Bindung. "Insofern bleibt es den Anbietern selbst überlassen, wie weit sie gehen wollen", kritisiert die Organisation. Entsprechende deutsche Branchenstandards gibt es bisher nicht.
Elefantenreiten oder Shows mit den intelligenten Dickhäutern haben beispielsweise Tui und Thomas Cook gestrichen. Alltours weist seine Gäste in Asien darauf hin, dass die Tiere für Shows, Ausritte und ähnliches brutal dressiert werden müssten.
Tier-Attraktionen stehen hoch im Kurs
Bei Urlaubern stehen Tier-Attraktionen aber weiter hoch im Kurs - so jedenfalls das Ergebnis einer von Tui in Auftrag gegebenen Marktanalyse. Danach wünschen sich den Angaben zufolge rund 70 Prozent der Urlauber die Möglichkeit von Ausflügen zu Delfin- und Walfisch-Shows. 60 Prozent dieser Urlauber sagten, sie können sich diese Attraktionen nur vorstellen, wenn sie globale Tierschutzstandards erfüllten.
Tierschützern zufolge lassen sich Delfine jedoch nicht artgerechet halten. "Sie legen in freier Wildbahn Strecken von bis zu 100 Kilometern pro Tag zurück und tauchen bis zu 200 Meter tief. Ihr Bewegungsbedürfnis lässt sich in Delfinarien nicht stillen", argumentiert James Brückner, Referent für Artenschutz beim Deutschen Tierschutzbund. Zwar bieten mehrere Reiseunternehmen einen Besuch der Shows nicht mehr an - ausgenommen ist allerdings nicht selten der bei deutschen Urlaubern beliebte Loro Parque auf Teneriffa.
Tierfreundliche Ausflugsangebote entwickeln
Ein vollständiger Verzicht auf Ausflüge mit Tieren ist aus Sicht von Veranstaltern nicht sinnvoll. Insbesondere in Entwicklungsländern würde Menschen damit die Existenzgrundlage genommen.
"Menschen und Tieren müssen gleichermaßen Perspektiven geboten werden", argumentiert zum Beispiel DER Touristik-Managerin Ulrike Braun. "Einen Verkaufsstopp ohne Alternativen lehnen wir ab". In Zusammenarbeit mit Tierschutzorganisationen und den Partnern vor Ort sollten tierfreundliche Ausflugsangebote entwickelt werden.
Für Urlauber ist es allerdings nicht immer leicht zu erkennen, wo Tierschutzprobleme beginnen: Zum Beispiel das auf den ersten Blick niedliche Foto mit einem Wildtier. "Das ständige Anfassen durch fremde Menschen stresst die Tiere enorm. Viele wurden als Jungtiere gefangen und ihre Mütter getötet", erläutert der Tierschutzbund. (dpa)