Hinterriß. Traumhafte Höhenwege verbinden urige Hütten und führen durch die großartige Bergwelt der Alpen: elf Vorschläge für Touren in den Ostalpen
Wer es schon einmal getan hat, weiß es: Kaum etwas ist so erholsam wie ein mehrtägiger Wanderurlaub. Man bewegt sich, statt bloß faul in der Sonne zu liegen, die Natur erdet den Geist. Herrlich! Die Mittelgebirge sind vielen Wanderern jedoch zu zahm. Zum Glück gibt es in den Alpen jede Menge Höhenwege, die über Scharten und an vergletscherten Gipfeln vorbeiführen. Nicht alle sind etwas für Anfänger. Elf reizvolle Hüttentouren in den Ostalpen:
- Karwendeltour: Die viertägige Hüttenwanderung durch die Nördlichen Kalkalpen ist gut als Tour für Wanderer geeignet, die noch wenig hochalpine Erfahrung haben. Die Berge sind niedriger als nahe des Alpenhauptkamms. Von Hinterriß geht es über Falkenhütte, Engalm, Binsalm, Lamsenjochhütte und Stallenalm nach Schwaz. Wichtig: Die Route lässt sich nur noch bis Anfang September 2017 begehen. Dann wird die Falkenhütte renoviert, bis 2020. Alternative ist die König Ludwig Karwendeltour - ebenfalls ein sanftes Wandervergnügen.
- Lechquellenrunde: Die Sechs-Tage-Tour über fünf Hütten führt durch das Lechquellengebirge in Vorarlberg. Zustieg üblicherweise über die Biberacher Hütte, andersherum beginnt man mit der Stuttgarter Hütte. Die Wege dieser Hüttentour sind eher gemütlich und familientauglich, viele Teile führen unterhalb der 2000 Meter. Doch es gibt auch anspruchsvollere Etappen mit viel Geröll. Besonderes Merkmal: Auf der Route lassen sich besonders oft Steinböcke beobachten.
In den Alpen können Wanderer viele Tage unterwegs sein, ohne einmal ins Tal abzusteigen.
- Inntaler Höhenweg: Sechs Tage lang geht es auf alpinen Wegen vom Patscherkofel zum Kellerjoch durch die Tuxer Alpen. Los geht es direkt in Innsbruck. Die Tour zählt zu den eher ruhigeren Routen. Höchster Wegpunkt ist das Rosenjoch auf immerhin 2796 Metern, das wie auch der Rastkogel eine großartige Sicht auf den Tuxer Hauptkamm samt Olperer und auf die Zillertaler Alpen bietet.
- Berliner Höhenweg: Die hochalpine Route führt einmal durch die Bergwelt der Zillertaler Alpen in Tirol, mehr als 70 Kilometer, 6700 Höhenmeter. Ausgangspunkt ist Mayrhofen. Von der Gamshütte zur Edelhütte ist man eine Woche unterwegs. Höhepunkte: die prächtige Hochalpen-Kulisse am Schlegeis-Stausee und die altehrwürdige Berliner Hütte. Schwierigste Etappe: die Überschreitung des Schönbichler Horns (3134 Meter). Nur für Geübte! Nur bei gutem Wetter begehen! Ein Ausweichen über das Tal ist fast auf jedem Abschnitt möglich.
- Stubaier Höhenweg: Alpine Rundtour durch die Stubaier Alpen, Start und Ziel ist Neustift im Stubaital. Der Wanderer überwindet auf fast 100 Kilometern um die 8000 Höhenmeter, acht Hütten bieten Kost und Logis. Besonders schön gelegen ist die Bremer Hütte. Von der Sulzenauhütte lässt sich ohne Eisberührung ein stattlicher Dreitausender mitnehmen: der Apere Freiger (3261 Meter). Wermutstropfen: die im Sommer unschönen Zeugnisse des Skizirkus an der Dresdner Hütte wie Lifte und planierte Raupenwege.
- Tauernhöhenweg: Diese Mehrtagestour führt durch die Bergwelt des Nationalparks Hohe Tauern, genauer gesagt: durch die Ankogel- und Goldberggruppe. Sechs Tage sollte man von Ost nach West ansetzen, von Kattowitzer Hütte bis Duisburger Hütte. Etwas heikel kann der Übergang über die Feldseescharte bei Altschnee sein. Gipfeloption: der stolze Ankogel (3252 Meter), namensgebender Gipfel der Gebirgsgruppe. Besser nur bei gutem Wetter besteigen!
Elf Hüttentouren durch die Alpen
- Kreuzeck-Höhenweg: Die Kreuzeckgruppe liegt in den südlichen Hohen Tauern, wo sonst Großglockner und Großvenediger die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Die moderate Fünf-Tage-Tour führt über eher selten begangene Wege. Fit sollte man bei Etappen mit bis zu acht Stunden Gehzeit aber sein, höchster Punkt ist der Gipfel des Hochkreuz (2709 Meter). Ausgangspunkt der Route ist entweder die Bergstation der Kreuzeckbahn bei Reißeck oder Rangersdorf-Lainach im Mölltal.
- Wiener Höhenweg: Diese Route durch die Schobergruppe der Hohen Tauern verbindet den Iselsberg bei Lienz mit dem Glocknerhaus am Fuß von Österreichs höchstem Berg, dem Großglockner. Fünf bis sechs Tage sollten Wanderer für diese noch nicht so überlaufende Route ansetzen. Es gilt, viele hochgelegene Pässe zu überwinden, Schlüsselstelle ist die fast 3000 Meter hohe Hornscharte. Bei schlechten Bedingungen nichts für Schönwetter-Urlauber, bei Sonne tolle Aussicht.
- Große Sommer-Reibn durch das Steinerne Meer: Der Name dieses Höhenweges durch das imposanteste Massiv der Berchtesgadener Alpen ist eine Anlehnung an eine bekannte Skitouren-Route. Dank drei schöner Hütten gibt es auch einen Sommer-Rundweg mit fünf Etappen und Start in Schönau am Königssee. Ein Blickfang ist dabei der berühmte Watzmann mit seiner furchteinflößenden Ostwand, die guten Kletterern vorbehalten ist. Der Höhenweg ist insgesamt nicht schwierig, doch es gibt ausgesetzte Passagen, die Schwindelfreiheit erfordern.
- Meraner Höhenweg: Auch auf der Südseite des Alpenhauptkamms laden die Berge zu ausgedehnten Touren ein. Der Meraner Höhenweg ist eine der bekanntesten. Die Route führt einmal um die Texelgruppe. Der Südteil ist niedriger, selten oberhalb der Baumgrenze; der Nordteil dagegen ist hochalpin, die Stettiner Hütte liegt auf 2875 Metern. Machbar ist die Strecke in fünf bis acht Etappen, je nach Kondition. Der Abstieg ins Tal ist bei Schlechtwetter fast überall möglich. Tipp: Nach den Tagen in den Bergen Meran und Bozen erkunden!
- Adamello-Höhenweg: Wer beim Wandern mediterrane Luft schnuppern möchte, für den bietet sich der Fernwanderweg durch die mächtige Adamello-Gruppe in Norditalien an. Start der Acht-Tage-Tour ist in Èdolo, in Bagolino endet die Strecke. Rund 85 Kilometer durch alpines Gelände legt man zurück. Im nördlichen Teil überragt der 3554 Meter hohe Adamello die Route, gegen Süden werden die Berge flacher. Um die müden Füße zu entspannen, können Urlauber noch ein paar Tage am Gardasee anhängen - der liegt nur wenige Kilometer entfernt.
>>>Infos: Was brauche ich für eine mehrtägige Hüttentour?
Grundsätzlich gilt: Nicht zu viel mitnehmen! Denn jedes Kilo muss man tragen. Gute Wanderschuhe, Regenschutz, ein stabiler Rucksack und Funktionskleidung sind Pflicht. Im Hochgebirge kann es auch im Sommer schneien, daher immer Mütze und Handschuhe einpacken. Auch wichtig: Wanderkarten, Sonnencreme, Trinkflasche, Proviant. Mit sogenannten Grödeln lassen sich steile gefrorene Altschneefelder überqueren. Stöcke entlasten die Kniegelenke beim Abstieg. Für die Übernachtung im Lager empfiehlt sich aus Hygienegründen ein Hüttenschlafsack. Gerade im Hochsommer ist eine Reservierung auf den Hütten sinnvoll. Genug Bargeld mitnehmen, Karten werden selten akzeptiert. (dpa)