Hannover. Anlässlich des 500. Reformationsjubiläums wollen die katholische und evangelische Kirche in Hannover Touristen ihre Hauptkirchen näher bringen.

Die evangelische und die katholische Kirche in Hannover wollen anlässlich des 500. Reformationsjubiläums Besuchern mit kombinierten Führungen ihre jeweiligen Hauptkirchen nahebringen. Unter dem Titel "VerbindungsLeine" bieten sie von diesem Sonntag an Touren in der evangelischen Marktkirche und der katholischen Basilika St. Clemens an. Die 75-minütigen Führungen sollten zeigen, was beide Konfessionen verbinde, sagte der evangelische Stadtsuperintendent Hans-Martin Heinemann. "Den eigenen Standpunkt kann man nicht begreifen ohne Beziehung auf den anderen Blickwinkel."

Der katholische Propst Martin Tenge sagte, das Miteinander von Katholiken und Protestanten in der Leinestadt sei über Jahrhunderte eine "massive Konfliktgeschichte" gewesen. Nach dem Übergang Hannovers zur lutherischen Konfession 1533 hätten die Katholiken bis zum Bau der St. Clemenskirche 180 Jahre lang keine eigene Kirche gehabt. Die Konflikte hätten sich aber dann zunächst in eine gegenseitige Akzeptanz und schließlich in eine Freundschaft verwandelt. Die St. Clemenskirche feiert 2018 ihr 300-jähriges Bestehen.

Kirchen sind "identitätsstiftende Orte"

Initiator der Touren ist der frühere NDR-Journalist Bernward Kalbhenn, der in Hannover bereits ökumenische Stadtspaziergänge unter der Überschrift "Als Luther noch katholisch war" leitet. Die beiden Kirchen seien "wichtige identitätsstiftende Orte", unterstrich der Katholik. Neben dem historischen Rathaus von Osnabrück hätten diese Kirchen zu den drei Denkmälern in Niedersachsen gehört, die nach dem Zweiten Weltkrieg von den Briten zum Wiederaufbau vorgeschlagen wurden.

Beide Kirchen liegen nur etwa 600 Meter auseinander. Die Marktkirche in der Altstadt wurde im 13. Jahrhundert im Stil der spätgotischen Backstein-Architektur errichtet und 1238 erstmals urkundlich erwähnt. Ihr 97 Meter hoher Turm gehört zu den Wahrzeichen Hannovers. Die Basilika St. Clemens am anderen Ufer der Leine wurde 1718 als erste katholische Kirche in Hannover nach der Reformation geweiht. Sie ist die nördlichste Kirche in Europa, die im venezianischen Barockstil errichtet wurde. Ihre Kuppel ist weithin sichtbar. (epd)