München. . Reedereien machen keine strikten Vorschriften mehr. Doch wird zum Essen formelle Kleidung gewünscht, sollte man von Jeans eher Abstand nehmen.
Jeans zum Sakko gilt längst als akzeptierte Business-Mode. Auf Kreuzfahrtschiffen sieht das etwas anders aus. Richtig strenge Dresscodes gibt es nur noch auf wenigen Kreuzfahrtschiffen. „Das sind jene, wo der formelle Stil bewusst gepflegt wird, und Tradition Bestandteil der Reise ist“, erklärt Franz Joseph Neumeier, Fachjournalist und Kreuzfahrtexperte aus München. Dennoch lässt sich für nahezu jede Fahrt sagen: Ganz ohne Konventionen geht es an Bord auch nicht.
Abends ab 18.00 Uhr geht es formeller zu
„Generell gilt bis auf wenige Ausnahmen: Abends ab 18.00 Uhr geht es formeller zu.“ Die Jeans bleibt nach Erfahrungen des Profis besser im Schrank. „Auch wenn es sich um eine schwarze Armani-Jeans handelt.“
Aber ist die ehemalige Arbeiterhose nicht längst zum Mode-Klassiker für nahezu alle Lebenssituationen geworden? Und gibt es sie nicht in sehr schicken Varianten? Diese Argumente zählen auf See nicht.
„Die Kreuzfahrtbranche ist generell recht konservativ“, erklärt Neumeier. „Nicht alles, was Mode ist, wird an Bord gerne gesehen und akzeptiert.“ Dies gilt übrigens vor allem für die anderen Gäste an Bord, die das elegante Ambiente des ausgesuchten Schiffs schätzen.
Abendkleid bleibt Abendkleid
Dabei haben es manche Jeanslooks in der richtigen Kombination sogar auf die roten Teppiche geschafft. Beispiel: die derzeit so angesagten Hosen mit Löchern. Trotzdem: „Jeans, die aussehen wie frisch von der Baustelle, haben nichts mehr mit elegant zu tun“, sagt Neumeier. Man wirke darin vielmehr eher schlampig und vernachlässigt.
Ein recht freizügiges Kleid darf es aber sein: „Ein Abendkleid, auch wenn es tief ausgeschnitten ist, bleibt noch immer ein Abendkleid.“
Reedereien wollen es allen Gästen Recht machen
Etwa die Hälfte der Schiffe sehe abends gerne formelle Kleidung an ihren Gästen, schätzt Neumeier. Ob das gilt, hängt nicht unbedingt vom Reisepreis ab. Es lasse sich aber auch nicht sagen, wie streng die jeweilige Crew die Kleiderkontrolle nimmt.
Es könne durchaus vorkommen, dass man beim Einlass zum formellen Kapitänsdinner gebeten wird, sich schnell noch mal umziehen. „Aber letztlich geht es den Reedereien auch darum, es allen Gästen Recht zu machen“, sagt Neumeier. Auch jenen, die gerne Jeans zum Sakko tragen.
Sehen und gesehen werden
Viele Reedereien geben ihren Gästen nur Empfehlungen oder Wünsche weiter: „Bitte erscheinen Sie nicht in Badebekleidung und kurzen Hosen zum Abendessen in den Restaurants“, heißt es zum Beispiel bei Tui Cruises. Bei Aida Cruises sollten die Männer abends lange Hosen tragen. Das sind vergleichsweise moderate Ratschläge.
Die Carnival Cruise Line empfiehlt ihren Gästen legere Kleidung tagsüber und zu den Mahlzeiten etwas Eleganteres („eventuell eine leichte Sportjacke oder Strickjacke“). Allerdings gibt es hier zwei Abende, an denen Gäste „die Möglichkeit haben“, elegantere Kleidung „vorzuführen“, heißt es auf der Webseite. Wer das aber partout nicht möchte, geht einfach in ein anderes Restaurant.
Garderobe oft Auslegungssache
Auch die Reederei Hapag-Lloyd Cruises mit den Luxusschiffen „Europa“ und „Europa 2“ schreibt: Es gibt keine feste Kleiderordnung. Empfehlungen sprechen aber von „Gesellschaftskleidung“ für besonders festliche Anlässe oder Jackett für die Männer in bestimmten Restaurants.
Neumeier rät, sich über solche jeweiligen Dresscodes und die Alternativen zu informieren. „Weil ich auch glaube, dass man sich sonst selbst nicht wohl fühlt.“ Etwa wenn man in kurzen Hosen und noch verschwitzt vom Nachmittag am Pool in ein Restaurant voller Anzugträger und Damen im Abendkleid kommt.
Wer keinen Dresscode mag, geht in ein anderes Restaurant
Und was ist formell ansprechende Kleidung? Für den Mann empfiehlt Neumeier Anzughosen oder lange Chinos zum Hemd. Und es schade nicht, für den Fall der Fälle eine Krawatte und ein Sakko im Gepäck zu haben. Und Frauen tragen knielange und schulterbedeckende Kleidung? „Eigentlich nein“, sagt Neumeier. „Sie haben es einfacher. Hier geht es darum, dass der Gesamteindruck elegant ist.“ (dpa/tmn)