Richtig groß ist Innsbruck mit seinen gerade mal 130.000 Einwohnern nicht. Aber weltbekannt. Nicht zuletzt dank der Skispringer.

Beim Springen ist man so konzentriert, da nimmt man die Umgebung gar nicht wahr“, antwortet Martin Nagiller auf die Frage, wie man sich denn so fühlt, wenn man von der Bergisel-Schanze abhebt und genau auf den Wiltener Friedhof zusteuert. Der Weltcup-Teilnehmer hat seine Karriere beendet, er testet jetzt als Vorspringer vor Beginn der Vierschanzentournee oder anderer wichtiger Wettkämpfe die Bedingungen. Je nach Windverhältnissen können die Veranstalter anschließend die Anlauflänge anpassen. Außerdem zeigt Nagiller Touristen die Sprungschanze, die nach dem Hügel im Süden von Innsbruck benannt ist.

38 Kirchen läuten um 12 Uhr ihre Glocken

Der ehemalige Leistungssportler fährt mit den Besuchern im Aufzug hinauf, führt sie zum Zitterbalken, wo die Springer Anlauf nehmen. „Dass sich da jemand freiwillig hinunterstürzt“, spricht einer der Gäste aus, was wohl alle anderen denken, die Skispringen bisher nur aus der Perspektive des Fernsehzuschauers kennen. Dann erzählt der Profi, dass man natürlich in kleinen Schritten anfängt: „Zu Beginn, mit sieben, acht Jahren hüpft man erst mal über einen kleinen Schneehügel.“ Mit 15 sind die Nachwuchstalente soweit, um auf die große Schanze zu wechseln.

Später, im „Bergisel Sky“, im Restaurant oben in der Schanze, sieht man den bekannten Kameraschwenk von der Vierschanzentournee endlich mal live und in schönstem Sonnenschein: den Blick auf Jakobsdom, Hofburg und Inn, dazu ringsherum schneebedeckte Gipfel. Die Kombination von urban und alpin macht den Reiz der Stadt aus. Innsbruck hat sich selbst den Titel „Hauptstadt der Alpen“ verliehen. Nicht gerade bescheiden bei 130.000 Einwohnern, halb so vielen wie in Gelsenkirchen. Aber durchaus berechtigt.

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Innsbruck ist durch die Silberbergwerke und als Handelsstadt an der Brennerstraße, dem niedrigsten Alpenübergang, der schon 1420 mit Fuhrwerken befahrbar war, reich geworden. Das spiegelt sich in der Stadtarchitektur. Natürlich im Goldenen Dachl, dessen Kupferschindeln auf dem Erker mit sechs Kilo Gold veredelt sind. In den zahlreichen Kirchen, 38 insgesamt, die alle um 12 Uhr mittags ihre Glocken läuten. Und ebenso in den bunten Bürgerhäusern am Inn. Oder in der Hofburg, auch wenn diese nicht so prunkvoll ausgefallen ist wie das Wiener Pendant. Da die sturen Tiroler Bauern, wie sie Gästeführerin Monika Unterholzner nennt, keine Leibeigenen waren, musste Kaiser Maximilian I. die Untertanen fürs Bauen bezahlen.

Historisches und schicke Geschäfte

Neben Historischem gibt es schicke Geschäfte, Rooftop-Bars und stilvolle Kaffeehäuser, etwa das Café Central in der Glimmstraße. Hier werden dem Gast neben unzähligen Kaffeevariationen und einem gut sortierten Kuchenbuffet auch 65 Zeitungen und Zeitschriften geboten und sonntags außerdem ein Pianoabend.

Neun Wintersportgebiete sind innerhalb von einer Stunde mit dem Skibus zu erreichen. Es ist kein Zufall, dass das Studium in der Tiroler Landeshauptstadt länger dauert als gewöhnlich, zu groß sind die Verlockungen, die Piste statt den Hörsaal aufzusuchen. Zum Skigebiet Nordkette dauert es nur 20 Minuten. Am Kongresszentrum steigt man in die Hungerburgbahn. Die Stationen der Standseilbahn hat die kürzlich verstorbene Star-Architektin Zara Hadid gestaltet, ebenso wie übrigens die Sprungschanze. Von der Hungerburg, einem beliebten Ausflugsziel der Innsbrucker, kann man mit der Gondel auf die Seegrube oder ganz nach oben aufs Haferlekar schweben. Hier trifft sich die Freerider-Szene. Die Könner stürzen sich die Haferlekar-Rinne runter.

Wer nicht gleich Kopf und Kragen riskieren will, ist auf dem Innsbrucker Hausberg Patscherkofel, im Skigebiet Axamer Lizum oder auf dem Stubaier Gletscher besser aufgehoben. Im größten Gletscherskigebiet Österreichs hat man in diesem Winter 60 Millionen Euro in die neue Eisgratbahn von der Talstation Mutterberg zu den Pisten bis auf 3200 Metern Höhe investiert. Die Bahn mit den Panoramakabinen ist weniger windanfällig als das Vorgängermodell, das im Schnitt zwölf Tage im Jahre wegen Windböen gesperrt war. Die neue Konstruktion mit zwei Tragseilen und einem Zugseil sorgt für Stabilität.

Nach dem Skifahren kann man dann das Abendprogramm einläuten. Etwa beim Aperitif in der Adlers Bar im zwölften Stock des gleichnamigen Designhotels am Hauptbahnhof oder alternativ im Café Lichtblick 360 Grad auf dem Dach des Einkaufszentrums Rathaus Galerien. Wer’s traditionell mag, ist im Vier-Viecher-Eck gut aufgehoben.

Warm anziehen muss sich, wer feiern will

So nennen Einheimische den Flecken in der Altstadt, wo sich das Weiße Rössl, der Rote Adler sowie der Goldene Löwe und Hirsch befinden. Warm anziehen muss sich derjenige, der in der Cloud 9 feiern will. Dass hier die coolsten Partys Innsbrucks abgehen, kann man dem Veranstalter getrost glauben. Wolke 9 befindet sich in dem Iglu, das Günther Brummer seit sieben Jahren jeden Dezember auf der Seegrube auftürmt. Allerdings setzt die letzte Bahn hinunter nach Innsbruck dem Partyspaß um 23 Uhr ein Ende. Möglicherweise will man ja am nächsten Morgen ohnehin wieder früh auf den Brettern stehen.

In diesem Winter gibt es übrigens keinen Grund mehr, neidisch auf die Bayern zu sein, die mal eben schnell am Wochenende zum Skifahren in die Alpen fahren. Air Berlin hat die Verbindungen von Düsseldorf nach Innsbruck auf fünf Tage die Woche aufgestockt. Nach 70 Minuten Flugzeit ist man vor Ort.