Griechen und Türken teilen sich die vielseitige Inselschönheit, die Vereinten Nationen passen auf, dass alle friedlich bleiben

Auf Zypern wurde die Liebe geboren. Das meinten zumindest die Griechen. An der Küste südöstlich der Küstenstadt Paphos, so besagt es die Legende, entstieg einst die Liebesgöttin Aphrodite den Wellen des Mittelmeers. Wenn hier die Sonne in goldenem Licht untergeht, und der Himmel aussieht wie gemalt, dann ist man fast geneigt, das zu glauben. Seit 2004 gehört der Ort zur Europäischen Union. Europäisch ist Zypern aber eigentlich schon viel länger. Hier herrschten nach den Griechen erst die Römer, später die Kreuzfahrer, und schließlich noch die Muslime.

Erst 1960 erlangte Zypern von den Briten seine Unabhängigkeit. Doch zur Ruhe kam die Insel nicht. Ein Bürgerkrieg und die türkische Invasion von 1974 haben das Land und die Menschen in zwei Lager geteilt, und nur das Einschreiten der Vereinten Nationen verhinderte einen Krieg. Heute schweigen die Waffen – höchste Zeit Europas östlichsten Punkt genauer unter die Lupe zu nehmen.

In der Hafenstadt Larnaca vermischt sich besonders kontrastreich moderner Lebensstil mit Tradition. Ein Spaziergang entlang der Athenon Allee, von den Einwohnern „Palmenstraße” genannt, führt vorbei an Schnellrestaurants und schicken Clubs, die im Souterrain eilig hochgezogener Betonklötze den Puls des Nachtlebens bestimmen. Direkt gegenüber ist der beliebte Strand der Stadt, an dem man dank mediterraner Wassertemperaturen noch im Oktober baden kann.

Info

Lage: Zypern liegt im östlichen Mittelmeer, zirka 70 Kilometer entfernt von der türkischen Südküste und knapp 400 Kilometer östlich der griechischen Insel Rhodos.

Anreise: Mit Air Berlin 01805/73 78 00 www.airberlin.com ab Düsseldorf zum Flughafen Larnaca, mit Lufthansa 01805/80 58 05 www.lufthansa.com ab Düsseldorf nach Lanarca.

Einreise: Mit Personalausweis oder Reisepass, Visa für den türkischen Teil notwendig.

Reisezeit: Hauptsaison ist von Mai bis November, der Frühling beginnt im Februar.

Währung: Der Euro ist offizielles Zahlungsmittel im griechischen Teil der Insel, im türkischen wird der Euro aktzeptiert.

Veranstalter: Mit TUI 01805/ 884 266 www.tui eine Woche im Vier-Sterne-Hotel ab 621 Euro inklusive Flug. Bei Neckermann 01800/ 500 51 12 www.urlaubswelt.neckermann.de vergleichbares Angebot ab 540 Euro.

Kontakt: Fremdenverkehrszentrale Zypern 069/ 25 19 19 www.visitcyprus.com

Die Abende beginnen mit euphorischen Auto-Paraden der einheimischen Jugend. Besonders angesagt ist die „Times Music Bar” von Mike Demetriou. Der ist auf Zypern eine echte Legende. In seinen Clubs haben schon die besten DJs der Welt aufgelegt, und mit seiner Mischung aus House, RnB und Funk bietet er die passende Beschallung für wilde Tanzabende und lauschige Cocktail-Parties zugleich.

Nur einen Steinwurf entfernt wird man vom 21. ins 9. Jahrhundert katapultiert. Die Kirche des Heiligen St. Lazarus ist ein griechisch-orthodoxes Kleinod und absolutes Highlight: Die byzantinische Kirche wurde über dem Grab des von Christus erweckten Lazarus erbaut, der nach seiner Auferstehung als erster Bischof auf Zypern wirkte. So jedenfalls erzählt es wieder einmal eine Legende. Sein steinerner Sarkophag ist in der Krypta unter dem Altar zu besichtigen.

Die Einheimischen tolerieren die Anwesenheit der Touristen auch während der Gottesdienste, was man sich – mit gebührendem Respekt – nicht entgehen lassen sollte. Um nach dem Kirchenbesuch zurück ins Hier und Jetzt zu springen, muss man nur nach Pyla fahren, eine Autostunde nördlich von Larnaca. Nur in diesem winzigen Dorf, an der von der UNO bewachten Grenze zwischen Nord- und Südzypern, leben Griechen und Türken zusammen in einer Gemeinde.

UN-Polizisten patrouillieren zwischen den niedrigen Häusern aus blendend weißem Stein, prächtige Zitronenbäume ragen über fast jeden Zaun. Die Griechen geben auf dem kleinen Marktplatz mit blau-weißen Café den Ton an. Die Türken haben in ihrer Kneipe das Bild von Mustafa Kemal Attatürk hängen. Überall läuft Fußball. Auf der nahen Bergkette wacht ein türkischer Militärposten, Soldaten mit Schnellfeuergewehren spähen durch ihre Feldstecher.

Weit weg von den politischen Querelen, hoch oben in den Tróodos Bergen, leben die Mönche des Kykkos Klosters. Hier wird nicht nur der berühmte Commandaria Dessertwein aus den weißen Xynisteri und den roten Kypreiko Trauben hergestellt: Die Mönche sind auch die Wächter einer Ikone der Jungfrau Maria, für die jedes Jahr Tausende den beschwerlichen Weg die gewundenen Serpentinen hinauf machen.

Zypriotisch exotisch: Ursprüngliche Landschaften, orthodoxe Kapellen und der weite Aublick übers blaue Meer.
Zypriotisch exotisch: Ursprüngliche Landschaften, orthodoxe Kapellen und der weite Aublick übers blaue Meer. © foto: fotolia

So entrückt das orthodoxe Leben in Kykkos sein mag, so unmittelbar wirkt die moderne Hauptstadt Nikosia. Das etwas heruntergekommene Straßencafé „Checkpoint Charlie” erinnert vor allem Deutsche an die eigene, geteilte Vergangenheit. Hier mangelt es nicht an teuren Geschäften hinter polierten Schaufenstern, doch das wirkliche Erlebnis ist ein Spaziergang entlang der alten Ledra Straße. Seit 1974 teilte die Grenze Nikosia in zwei Teile.

Im April 2008 wurde der Übergang an der Ledra Straße feierlich geöffnet, ein Hoffnungsschimmer im Konflikt. Mit einem provisorischen Visum, dass vor Ort ausgestellt wird, kann man auf die türkische Seite gehen. Dort lohnt ein Besuch in der fantastischen Selimiye-Moschee und der historischen Karawanserei Büyük Han.

Wer die überwältigenden Eindrücke seines Besuches noch einmal Revue passieren lassen möchte, kehrt auf ein Eis ins „Heraclis” auf der Ledra Straße ein. Der Inhaber, Costas Heraclis, empfiehlt die traditionelle Kombination Vanille-Rose. Von hier aus kann man das große Schild an einer Hauswand gegenüber vom Grenzposten sehen: „Die letzte geteilte Hauptstadt der Welt” steht dort geschrieben.