Das höchste Mittelgebirge Baden-Württembergs bietet jetzt alle denkbaren Winterfreuden
Ein bisschen Schnee, bitte! Für ein Gnadengesuch an Petrus haben Besucher auf dem Feldberg in diesem Jahr wahrlich keinen Grund. Fünf Kilometer hinter Freiburg ist der Schwarzwald in diesen Tagen ein einziges Weiß in Weiß. Bis zum 1493 Meter hohen Feldberg sind noch 30 Minuten zu fahren. Mit Winterausrüstung bepackte Kombis sind die Vorboten einer ungetrübten Winterpracht. Plötzlich heftiges Schneetreiben. Die B 317 scheint geradewegs durch schneeschwangere Wolken zu führen. Vorsicht Rutschgefahr, runterschalten in den zweiten Gang. „Minus acht Grad heute, morgen wird es auf dem Feldberg noch zwei Grad kälter”, gibt Tourismuschef Volker Haselbacher die Wetteraussichten bekannt. Lagen die Chancen für weiße Pisten im höchstgelegene Wintersportgebiet Baden-Württembergs in den letzten zwei Jahren bei 90 Prozent, ist in diesem Jahr mit 100 Prozent Schneesicherheit der Gipfel der Winterfreuden wieder erreicht.
Es schneit - nichts wie raus. Kinder zieht es zur Talstation der Feldbergbahn, wo sechs Huskys mit lautem Gebell auf eine Schneewanderung aufmerksam machen. „Miryam”, stellt sich eine junge Frau vor und gibt jedem Kind einen vierbeinigen Partner an die Leine. Dann zeigt sie zu einem schmalen Pfad, der wie ein Strich in die weiße Pracht des Waldes sticht. Kuschelig und warm eingepackt stapft die Gruppe durch den Schnee. Auf einer kleinen Lichtung machen die Wanderer halt. Während die Huskys ihre Schnauzen in den Schnee stecken, erzählt Miryam heitere Wintergeschichten und gruselige Märchen von Dämonen und Waldgeistern.
Davon weiß auch Hubertus Knoblauch zu erzählen. Im Haus der Natur berichtet er von Besonderheiten des Wintersportzentrums. Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts hätten sich nur wenige Mutige auf den Feldberg gewagt. Die Abgeschiedenheit, die Wälder, welche die kahlen Gipfel noch im 17. Jahrhundert wie mit einem Riesenmantel umgaben, tiefe Felsstürze am Feldsee und das Spiel der Naturgewalten ließen den Feldberg zum Verbannungsort scheinbar schlimmer Geister werden. Selbst Hexen sollen ihn gemieden und stattdessen den Kandel zu ihrem Tanzplatz auserwählt haben.
Lara und Jörg haben sich heute entschlossen, ein Trapperabzeichen zu erwerben. Auf Schneeschuhen geht es bei eisigen Temperaturen auf große Tour. Wer ein richtiger Feldberg-Trapper werden will, muss sich in der Winter-Natur gut bewegen und Spuren lesen können, über Baumarten und Überlebensstrategien der Tiere im Winter Bescheid wissen.
Damit Groß und Klein anschließend Erfahrungen austauschen können, sind auch Eltern mit Stöcken und auf Schneeschuhen auf einer drei Kilometer langen Rundtour um den Seebuck-Gipfel unterwegs: vorbei an mächtigen Schneewechten und gebeugten Fichten. Ist der Gipfel erreicht, geht es nur noch bergab. Aber halt, erst einmal verschnaufen. Natur so weit das Auge reicht. Mal unter blauem Himmel, dann wieder düster und gespenstisch einsam.
Kein Wunder, dass frühere Bewohner an Wiedergänger, Poltergeister und Grenzsteinverrücker glaubten. Also, Vorsicht, warnt der Bergführer. Noch heute erzähle man sich, der schwarze Unhold führe bei Nebel Wanderer bestenfalls im Kreise herum, wahrscheinlicher aber in die Irre und in Abgründe.