Die TUI – Europas größte Urlaubsfabrik – feierte am 1.12. ihren 40. Geburtstag
Kein Feuerwerk, keine Showeinlagen, keine Reden. Nur ein simpler Vertrag, darunter einige Unterschriften. Ausgesprochen unspektakulär einigten sich am 1. Dezember 1968 die Reiseveranstalter Scharnow, Hummel, Dr. Tigges und Touropa darauf, sich gemeinsam zur „Touristik Union International" (TUI) zusammenzuschließen. Den Medien war der Vorgang noch nicht einmal eine Kurzmeldung wert.
Denn niemand ahnte, dass da ein touristischer Riese geboren wurde, der den deutschen Massentourismus mit prägte, Trends begleitete und schuf - vom Überwintern über Club-Urlaub bis „All inclusive", von Spezialangeboten für Senioren und Twens bis zu Sport- und Entdecker-Touren. Dabei nahm die Entwicklung zunächst einen verhaltenen Anlauf, da die TUI-Gründer anfangs ihre Reisen weiter unter ihren eingeführten Namen, verkauften. Erst 1990 erschien die Marke „TUI - Schöne Ferien". Heute kennen 98 Prozent der Deutschen die Marke TUI.
1990 war zugleich das Jahr, in dem sich die TUI als erstes Reiseunternehmen einen Umweltdirektor leistete. Dessen Devise lautete: Weil keine andere Industrie so sehr eine intakte Umwelt benötige wie der Tourismus, müsse der Tourismus auch dazu beitragen, Schäden zu vermeiden. Ein Meilenstein für die Umwelt war der im Pauschalpreis enthaltene „Zug zum Flug".
Als erste Reisefirma richtete TUI einen eigenen Krisenstab für Katastrophen ein. Ins Grundgesetz für die Reiseleiter kam der Satz: „Aufgabe des TUI-Service ist die Erzeugung von Urlaubszufriedenheit." TUI-Innovationen, die in der ganzen Branche Schule machten, reichten von der Reiserücktrittsversicherung (1968) bis zum 24-Stunden-Notfalltelefon in den Urlaubsgebieten (1996). Nicht alle Neuerungen hatten Bestand. Wie etwa der berühmte Ferienexpress („Urlaub ab Bahnsteigkante") oder der Katalog für FKK-Reisen.
Vor 40 Jahren kam TUI auf eine Million Gäste und 247 Millionen Euro Umsatz, heute sind es allein bei TUI-Deutschland 13 Millionen Gäste und fast fünf Milliarden Euro Umsatz (TUI-Konzern: 30 Millionen Gäste, 19 Milliarden Euro Umsatz). Zu TUI gehören heute 288 eigene Hotels mit 173 000 Betten und 158 Flugzeuge. Und das einzige Club-Hotel der Welt, dessen Restaurant einen Michelin-Stern trägt (Robinson-Club in Zürs).
Die Kataloge von 1968 zeigen, dass sich an den Urlaubssehnsüchten in 40 Jahren nicht viel geändert hat. Auf einem Titelbild liegt ein Segelboot auf einem einsamen Strand. „Sie packen Ihren Koffer, alles andere machen wir."
Zum Jubiläum gibt es einen „Geburtstags-Katalog" mit Angeboten, die an die Gründerjahre erinnern. Durch Paris mit einem „2 CV". Oder eine Woche im „San Francisco", dem ersten Riu-Hotel an der Playa de Palma, mit Flug für 400 Euro. Vor 40 Jahren gab es 14 Tage für 400 Mark. Aber aus dem einfachen „San Francisco" ist inzwischen auch ein nobles Vier-Sterne-Hotel geworden.
Der „Geburtstags-Katalog" liest sich vergnüglich, weil er Reise-Anekdoten aus 40 Jahren enthält. Etwa die Geschichte von Gudrun aus Wuppertal, die 1977 bei einem TUI-Preisausschreiben die Insel Platanal vor Panama gewann, aber bei einem Besuch auf ihrer Insel bei 45 Grad im Schatten stöhnte: „Ich nehme doch lieber die 20 000 Mark in bar."
In den letzten 40 Jahren hat die TUI viele Trends begleitet, einige sogar mit geschaffen. 1968 war das erste Jahr, in dem mehr Deutsche Urlaub im Ausland als in Deutschland machten. Derzeit geht ein starker Trend wieder in Richtung Deutschland-Urlaub. Vor 40 Jahren hatten die Deutschen im Schnitt 20 Tage Urlaub, die zur Erholung genutzt wurden. Heute liegt die Urlaubszeit bei sechs Wochen. Dafür sind an die Stelle einer einzigen Reise von bis zu drei Wochen längst mehrere kürzere Reisen getreten. Zudem muss die Pauschalreise heute so individuell wie möglich sein.
In die Geburtstagsfeiern fällt jetzt ein Wermutstropfen: TUI hat den Platz im Börsen-DAX unter den 30 größten Unternehmen verloren. Dafür wird die TUI nach Abschluss des Verkaufs der Container-Schifffahrt aber wieder ein lupenreines Reise-Unternehmen sein - wie vor 40 Jahren.