Valencia. Das spanische Festland ist fest in der Hand des Massentourismus. Doch auf den Columbretes vor Valencia gibt es noch unberührte Natur.

Einsame Strände und unberührte Natur? An der spanischen Costa del Azahar zwischen Peñiscola und Valencia ist das kaum zu finden. Doch es gibt eine Chance, dem spanischen Festlands-Massentourismus zu entkommen: Man mietet sich einen Katamaran oder reserviert sich einen Platz auf einem Ausflugs- oder Tauchboot. Denn 50 Kilometer vor der valencianischen Küste liegt eine kleine Inselgruppe namens Columbretes, auf der es weder nervige Souvenirverkäufer noch Hotels oder Restaurants gibt.

"Dafür gibt es hier viel Ruhe und eine Menge spektakuläre Natur", versichert Parkwächter Vicente Ferrís. Die Abgeschiedenheit haben die Illes Columbretes zu einem wahren Tierparadies gemacht. Bei den meisten der knapp 20 Inselchen handelt es sich eigentlich eher um Felsen, die aus dem Meer auftauchen und Heimat unzähliger Vogelarten sind.

Auf dem Weg nach Mallorca

Es gibt vier größere Inseln - La Ferrera, La Foradada, El Carallot und Illa Grossa, die Hauptinsel. Dass die Inseln vulkanischen Ursprungs sind, zeigt sich schon, wenn das Boot in den ehemaligen, kreisrunden Vulkankrater von Illa Grande einläuft, der zu einer Seite offen ist. Bis zu 67 Meter hebt sich die Insel in Hufeisenform aus dem Meer. Segelboote liegen im kristallklaren Wasser vor Anker. "Die meisten sind auf dem Weg nach Mallorca, aber es ist hier so idyllisch und einsam, dass die wenigsten weiterfahren und einfach hier bleiben", versichert Antonio Civantos. Er ist mit einer kleinen Taucher-Gruppe aus Alcossebre gekommen, die vor dem Abtauchen einen Landgang machen möchte.

Bei einer Wanderung im Naturpark Columbretes geht der Blick auf die kleinen Nachbarinseln.
Bei einer Wanderung im Naturpark Columbretes geht der Blick auf die kleinen Nachbarinseln. ©  Manuel Meyer

Die Illes Columbretes sind seit 1988 Naturpark und seit 1990 auch ein Seereservat, weshalb Vicente den Besuchern zunächst eine lange Verbotsliste mitzuteilen hat, bevor es auf einem schmalen Weg hinauf zum Leuchtturm geht. Der Schutz dieses einzigartigen Ökosystems ist sehr wichtig. "Wir Menschen sind nicht immer so freundlich mit den Columbretes-Inseln, ihren Pflanzen und Tieren umgegangen. Ganz im Gegenteil", erzählt Vicente. Bis vor 30 Jahren haben die spanische Armee, aber auch die amerikanische US-Luftwaffe die Inseln für Schussübungen und Bomben-Manöver genutzt.

Flucht vor den Sonnenschirmansammlungen

Davor waren die Inseln lange Zufluchtsort für mallorquinische Schmuggler. Auch Piraten aus Nordafrika versteckten sich hier im 15. und 16. Jahrhundert. Kurzzeitig diente die Hauptinsel auch als Strafkolonie. 1856 wurde mit dem Bau des Leuchtturms begonnen. Dabei fackelten die Arbeiter die ganze Insel ab, um die Unmengen von giftigen Schlangen zu töten. Nicht umsonst heißen die Inseln Columbretes. Der Name stammt von Colubraria, Schlange, wie die Römer die Inselgruppe tauften.

"Die Columbretes-Inseln sind mit Sicherheit die schönsten Tauchgebiete in der gesamten Region Valencia. Die vulkanische Felslandschaft ist wirklich sehr abwechslungsreich. Es gibt spannende Höhlen, Seegraswiesen und wir haben hier Sichtweiten von bis zu 40 Metern", meint Antonio Civantos. Er unterhält in Alcossebre sein Barracuda-Tauchzentrum.

Das alte Stadttor von Tabarca erinnert an die Geschichte der Insel.
Das alte Stadttor von Tabarca erinnert an die Geschichte der Insel. ©  Manuel Meyer

Wer etwas weiter südlich in der Provinz Alicante auf der Flucht vor den Sonnenschirmansammlungen der Costa Blanca ist, wird auf Tabarca fündig. Das Eiland liegt nur knapp vier Kilometer vor der Küste von Santa Pola. Zugegeben: In der Hochsaison zieht es viele spanische Familien aus der Region nach Tabarca, die die Massen deutscher und englischer Touristen in Benidorm und Alicante meiden wollen. Die Paella-Restaurants der Insel platzen dann auch hier aus allen Nähten. Doch Massenaufläufe und schreiende Menschen, die auf Kunststoffbananen übers Meer gezogen werden, gibt es noch nicht. Autos und große Hotels sind Fehlanzeige. In dem einzigen Dorf gibt es lediglich kleine Pensionen.

Dorfbewohner erobern die Gassen

Vor allem in der Nebensaison findet man auf Tabarca noch stille Ecken und Badebuchten. Die Insel ist nicht groß. Vom Hafen aus gelangt man in wenigen Minuten zur Inselmitte, wo der klotzige Wachturm Torre de San José thront, mit dem sich die Inselbewohner früher vor Piraten schützten. Wenige 100 Meter weiter gelangt man über die baumlose Ebene mit ihren prachtvollen Agaven zum Leuchtturm und einem Friedhof genuesischer Fischerfamilien.

Wer Tabarca richtig genießen möchte, sollte auf jeden Fall hier übernachten. Sobald im Sommer die Tagesgäste die letzte Fähre zurück zum Festland genommen haben, erobern die wenigen Dorfbewohner am Abend wieder die Gassen. Ruhe kehrt ein. Der Sonnenuntergang gehört einem am Strand nun fast alleine.(dpa)

Columbretes - Spaniens unbekannte Inseln

In der Inselmitte von Tabarca thront der klotzige Wachtum.
In der Inselmitte von Tabarca thront der klotzige Wachtum. ©  Manuel Meyer
Vicente Ferris ist Parkwächter auf Columbretes.
Vicente Ferris ist Parkwächter auf Columbretes. ©  Manuel Meyer
Das alte Stadttor von Tabarca erinnert an die Geschichte der Insel.
Das alte Stadttor von Tabarca erinnert an die Geschichte der Insel. ©  Manuel Meyer
Volker Clasen genießt den Tauchausflug nach Columbretes.
Volker Clasen genießt den Tauchausflug nach Columbretes. ©  Manuel Meyer
Im Seereservat der Illes Columbretes treffen Taucher auf Schwärme von Barrakudas.
Im Seereservat der Illes Columbretes treffen Taucher auf Schwärme von Barrakudas. ©  www.barracudabuceo.com
Unter Schutz gestellt: Columbretes ist ein Paradies für Vögel.
Unter Schutz gestellt: Columbretes ist ein Paradies für Vögel. ©  Manuel Meyer
Hauptinsel von Columbretes: Wie ein Hufeisen sieht die Illa Grande aus.
Hauptinsel von Columbretes: Wie ein Hufeisen sieht die Illa Grande aus. ©  Fremdenverkehrsamt Castellon
Mit einem Massenauflauf muss in Tabarca niemand rechnen. Der Ort hat viel von seiner Idylle bewahrt.
Mit einem Massenauflauf muss in Tabarca niemand rechnen. Der Ort hat viel von seiner Idylle bewahrt. ©  Manuel Meyer
Bei einer Wanderung im Naturpark Columbretes geht der Blick auf die kleinen Nachbarinseln.
Bei einer Wanderung im Naturpark Columbretes geht der Blick auf die kleinen Nachbarinseln. ©  Manuel Meyer
Ruhe vor allem in der Vorsaison: Im Hafen von Tabarca liegen nur ein paar wenige Boote.
Ruhe vor allem in der Vorsaison: Im Hafen von Tabarca liegen nur ein paar wenige Boote. ©  Manuel Meyer
In den Restaurants von Tabarca lockt leckere Paella.
In den Restaurants von Tabarca lockt leckere Paella. ©  Manuel Meyer
Einmaliges Erlebnis: Vor Columbretes begleiten Delfine das Boot.
Einmaliges Erlebnis: Vor Columbretes begleiten Delfine das Boot. ©  Manuel Meyer
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