Le Morne. Eine wunderschöne Landschaft umgibt den Berg Le Morne im Südwesten von Mauritius. Er selbst ragt aus der Halbinsel empor wie hingeworfen.

Am Horizont gehen die verschiedenen Blautöne ineinander über. Oben Hellblau, darunter Tiefblau, eine Schicht weißer Schaumkronen, dann Türkis, Graublau: das Riff vor Le Morne Brabant. Der Berg im Südwesten von Mauritius ist ein Klotz. Er ragt aus der Halbinsel empor wie hingeworfen.

Hinaufklettern bedeutet, Mauritius so zu sehen wie auf den Postkarten. Aufstieg. Ein Tor versperrt den Weg. Nico Queland und Zack Herbst schließen auf. Sie sind Tourguides von Yanature, eine der zwei Organisationen, die hier mit Urlaubern wandern dürfen. Denn das Gelände, auf dem der Berg steht, ist seit Jahrhunderten in Privatbesitz.

Regen ist keine Seltenheit

Der Wanderpfad schlängelt sich den Berg entlang. Sanft geht es bergauf. Ab und zu rutschen die Füße auf dem schwammigen Untergrund aus, es hat geregnet. Urlaubsparadies hin oder her: Regen ist auf Mauritius keine Seltenheit. Vor allem in den Wintermonaten wechselt das Wetter hier gerne mal jede halbe Stunde.

Le Morne auf Mauritius

Der Berg Le Morne ist die markanteste Erhebung von Mauritius.
Der Berg Le Morne ist die markanteste Erhebung von Mauritius. ©  Mauritius Tourism Promotion Authority
Anfangs führt der Weg auf den Le Morne noch sanft durch Wiesen. Doch am Ende wird es zu einer echten Kletterpartie.
Anfangs führt der Weg auf den Le Morne noch sanft durch Wiesen. Doch am Ende wird es zu einer echten Kletterpartie. ©  Lea Sibbel
Geschichtsbehafteter Berg: 1835 sollen sich Sklaven von dort in den Tod gestürzt haben.
Geschichtsbehafteter Berg: 1835 sollen sich Sklaven von dort in den Tod gestürzt haben. ©  Lea Sibbel
Nico Queland führt fast täglich Touristen auf den Le Morne.
Nico Queland führt fast täglich Touristen auf den Le Morne. ©  Lea Sibbel
Am Riff vor Le Morne finden sich die verschiedensten Blautöne im Wasser.
Am Riff vor Le Morne finden sich die verschiedensten Blautöne im Wasser. ©  Lea Sibbel
Anfangs geht es noch sanft bergauf, doch vor allem bei Nässe kann der Weg auf den Le Morne ziemlich rutschig werden.
Anfangs geht es noch sanft bergauf, doch vor allem bei Nässe kann der Weg auf den Le Morne ziemlich rutschig werden. ©  Lea Sibbel
Zack Herbst ist Tourguide von Yanature.
Zack Herbst ist Tourguide von Yanature. ©  Lea Sibbel
Beim Aufstieg vom Le Morne fällt der Blick auf die Lagune vor der Halbinsel.
Beim Aufstieg vom Le Morne fällt der Blick auf die Lagune vor der Halbinsel. ©  Lea Sibbel
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Der erste Aussichtspunkt über die Lagune ist erreicht. Eine kleine Insel liegt darin, ein Sonnenstrahl durch eine Lücke in den Wolken hebt sie aus dem türkisfarbenen Wasser hervor. Bis auf 200 Meter steigt die Gruppe noch weiter gemeinsam auf den Le Morne hinauf. Dann aber hört der breitere Pfad auf, von nun an wird es schmaler - und vor allem steiler.

Und dann das: Regen setzt ein. Ausgerechnet jetzt steht ein Abschnitt bevor, auf dem geklettert werden muss. Die Füße finden auf den nassen Felsen keinen Halt, die Hände klammern sich an kleine Vorsprünge. Dafür gibt es nach der Kletterpartie einen noch besseren Ausblick: rechts die Lagune, geradeaus die Hügelketten der Insel und links die kleine Île aux Bénitiers. Von hier ist es nun auch nicht mehr weit bis zum Gipfelkreuz. Es hat eine besondere Bedeutung, die mit der wechselhaften Geschichte von Mauritius zu tun hat.

Weg zur Unabhängigkeit von Mauritius

Mauritius war ursprünglich unbewohnt. Dann wurde die Insel im Indischen Ozean erst holländische, dann französische, später englische Kolonie - und schließlich unabhängig. Die Franzosen brachten Sklaven aus Afrika auf die Insel, die Engländer Arbeiter aus Indien. "Die Sklaven hatten sich hier versteckt", erzählt Queland und deutet auf Le Morne Brabant. Als 1835 die Sklaverei abgeschafft wurde, kamen die Briten auf den Berg, um den Geflohenen die gute Nachricht zu überbringen. "Aber sie konnten nicht glauben, dass die Sklaverei tatsächlich abgeschafft worden war." Also sprangen sie in den Tod, um der gefürchteten erneuten Gefangenschaft zu entgehen.

So zumindest die Legende. Ganz sicher ist man sich nicht, wie es sich damals abgespielt hat, erzählt Queland. 2008 wurde der Berg in die Liste des Unesco-Weltkulturerbes aufgenommen. Für die Nachfahren der Sklaven sei das sehr wichtig, sagt er. Um an die Verstorbenen zu erinnern, sei das Kreuz aufgestellt worden. (dpa)