Essen. Sharjah ist zwar das drittgröße der sieben Scheichtümer, aber Touristen bisher eher unbekannt. Statt Strand und Shopping gibt es hier Kultur.

Eine Szene wie aus 1001 Nacht: Mit Rosenwasser und Schokolade, eingewickelt in Goldpapier, begrüßt Fatima Almogani ihre Gäste. Prächtig herausgeputzte Enkelkinder umschwirren sie, wir werden gebeten, auf dem mit kostbaren Teppichen aus­gelegten Areal im Innenhof Platz zu nehmen. Datteln, Kaffee, Tee werden angeboten. Dann bittet Fatima in ihren Palast. Selbstbewusst, stolz und sicher tritt Fatima auf. Sie scheint in ihrer Rolle als Vermittlerin zwischen den Kulturen aufzugehen. Die 58-Jährige führt ein „offenes Haus“, fast 1000 ­Besucher empfängt sie jährlich, um für das Leben im islamisch geprägten Emirat Sharjah Verständnis zu ­wecken.

Sharjah? Ja, Abu Dhabi kennen ­alle, Dubai sowieso, und nun also Sharjah, gesprochen Schardscha. Es ist mit 3,3 Prozent der Landfläche das drittgrößte der sieben Scheichtümer, die als Vereinigte Arabische Emirate (VAE) den Zipfel zwischen Persischem Golf und Arabischem Meer beherrschen. Mit immensen Öl- und Erdgasvorkommen sichern die Scheichs ihre politische Ruhe und ihren Untertanen ein sicheres Auskommen.

Dubai - Stadt der Superlative

Mit dem Schnellboot geht es von der Marina in Dubai in Richtung The World.
Mit dem Schnellboot geht es von der Marina in Dubai in Richtung The World. © MSG
Entlang der Küstenlinie sind die Attraktionen Dubais
Entlang der Küstenlinie sind die Attraktionen Dubais © MSG
wie das weltberühmte Hotel Burj al Arab
wie das weltberühmte Hotel Burj al Arab © MSG
und der noch im Bau befindliche Tower Burj Dubai gut zu erkennen
und der noch im Bau befindliche Tower Burj Dubai gut zu erkennen © MSG
Während das Burj al Arab mit einer Höhe von 321 Metern das höchste Hotel der Welt ist, kann der Wolkenkratzer Burj Dubai seit September 2007
Während das Burj al Arab mit einer Höhe von 321 Metern das höchste Hotel der Welt ist, kann der Wolkenkratzer Burj Dubai seit September 2007 © MSG
den Titel „höchstes Gebäude der Welt“ für sich beanspruchen.
den Titel „höchstes Gebäude der Welt“ für sich beanspruchen. © MSG
Nach zwanzig Minuten Fahrt tauchen die ersten Sandinseln
Nach zwanzig Minuten Fahrt tauchen die ersten Sandinseln © MSG
der künstlichen Inselgruppe „The World“ auf. Die aufgeschütteten Inseln sind in Form einer Weltkarte angeordnet
der künstlichen Inselgruppe „The World“ auf. Die aufgeschütteten Inseln sind in Form einer Weltkarte angeordnet © MSG
und stellen Länder der Erde dar, wobei jeweils mehrere kleinere Länder zusammengefasst wurden.
und stellen Länder der Erde dar, wobei jeweils mehrere kleinere Länder zusammengefasst wurden. © MSG
Vom Wasser aus ist von den Länderformationen jedoch nichts zu erkennen. Insgesamt besteht das Projekt aus 300 Inseln,
Vom Wasser aus ist von den Länderformationen jedoch nichts zu erkennen. Insgesamt besteht das Projekt aus 300 Inseln, © MSG
die von einem gigantischen Schutzwall umgeben sind.
die von einem gigantischen Schutzwall umgeben sind. © MSG
Die Schiffe legen auf der Insel „England“ an. Sie ist noch nicht verkauft, der Kostenpunkt für das sandige Grundstück beträgt 30 Mio Dollar.
Die Schiffe legen auf der Insel „England“ an. Sie ist noch nicht verkauft, der Kostenpunkt für das sandige Grundstück beträgt 30 Mio Dollar. © MSG
Die günstigste Insel gibt es ab ca. 15 Mio Dollar. Angeblich sind bis heute 50 Prozent der Inseln verkauft,
Die günstigste Insel gibt es ab ca. 15 Mio Dollar. Angeblich sind bis heute 50 Prozent der Inseln verkauft, © MSG
komplett bebaut ist aber erst diese eine Insel. Sie soll Scheich Muhammad bin Raschid Al Maktum gehören
komplett bebaut ist aber erst diese eine Insel. Sie soll Scheich Muhammad bin Raschid Al Maktum gehören © MSG
der zudem ein Inselgrundstück Formel-1-Star Michael Schumacher geschenkt hat.
der zudem ein Inselgrundstück Formel-1-Star Michael Schumacher geschenkt hat. © MSG
Aus der Luft zeigt sich schließlich die ganze Dimension des gigantischen Projekts.
Aus der Luft zeigt sich schließlich die ganze Dimension des gigantischen Projekts. © MSG
Auch in Zukunft sollen die Inseln nur per Boot oder Hubschrauber zu erreichen sein.
Auch in Zukunft sollen die Inseln nur per Boot oder Hubschrauber zu erreichen sein. © MSG
Allerdings wird es vier Knotenpunkte (Hubs) geben, die die Inselgruppe mit dem Festland Dubais verbinden
Allerdings wird es vier Knotenpunkte (Hubs) geben, die die Inselgruppe mit dem Festland Dubais verbinden © MSG
und die regelmäßig von Shuttleschiffen angesteuert werden.
und die regelmäßig von Shuttleschiffen angesteuert werden. © MSG
Von hier aus erfolgt auch die Wasser- und Stromversorgung zu den einzelnen Inseln.
Von hier aus erfolgt auch die Wasser- und Stromversorgung zu den einzelnen Inseln. © MSG
Die aufgeschütteten Inseln sind in Form einer Weltkarte angeordnet und stellen Länder der Erde dar
Die aufgeschütteten Inseln sind in Form einer Weltkarte angeordnet und stellen Länder der Erde dar © MSG
wobei jeweils mehrere kleinere Länder zusammengefasst wurden.
wobei jeweils mehrere kleinere Länder zusammengefasst wurden. © MSG
Aus der Luft ebenfalls gut zu erkennen:
Aus der Luft ebenfalls gut zu erkennen: © MSG
das Burj al Arab,
das Burj al Arab, © MSG
mit einer Höhe von 321 Metern
mit einer Höhe von 321 Metern © MSG
das höchste Hotel der Welt.
das höchste Hotel der Welt. © MSG
Das Luxushotel
Das Luxushotel © MSG
bietet als einziges Haus der Welt 7 Sterne
bietet als einziges Haus der Welt 7 Sterne © MSG
im Hintergrund sind bereits die Umrisse der
im Hintergrund sind bereits die Umrisse der © MSG
Palme Jumeirah zu erkennen.
Palme Jumeirah zu erkennen. © MSG
Die Palme Jumeirah ist in Form einer Dattelpalme
Die Palme Jumeirah ist in Form einer Dattelpalme © MSG
angelegt und wird als achtes Weltwunder vermarktet.
angelegt und wird als achtes Weltwunder vermarktet. © MSG
Die vor der Küste Dubais künstlich angelegte Insel Palm Jumeirah besteht
Die vor der Küste Dubais künstlich angelegte Insel Palm Jumeirah besteht © MSG
einem Stamm,
einem Stamm, © MSG
17 Palmenwedel und dem Sichelmond, der gleichzeitig die Funktion eines Schutzwalls hat.
17 Palmenwedel und dem Sichelmond, der gleichzeitig die Funktion eines Schutzwalls hat. © MSG
Inzwischen sind weite Teile des Projektes abgeschlossen.
Inzwischen sind weite Teile des Projektes abgeschlossen. © MSG
Diese Bilder entstanden am öffentlichen Strand der Palme Jumeirah
Diese Bilder entstanden am öffentlichen Strand der Palme Jumeirah © MSG
hierhin können auch normale Touristen
hierhin können auch normale Touristen © MSG
einen Ausflug unternehmen,
einen Ausflug unternehmen, © MSG
während der Zugang zu den 1800 Villen auf den Palmenwedeln nur nach vorheriger Einladung möglich.
während der Zugang zu den 1800 Villen auf den Palmenwedeln nur nach vorheriger Einladung möglich. © MSG
Der Preis für die Villen mit Privatstrand hat sich binnen weniger Jahre von 1,2 Mio. Dollar
Der Preis für die Villen mit Privatstrand hat sich binnen weniger Jahre von 1,2 Mio. Dollar © MSG
auf rund 8 Mio. Dollar erhöht.
auf rund 8 Mio. Dollar erhöht. © MSG
Am nordwestlichen Ende der Palme Jumeirah
Am nordwestlichen Ende der Palme Jumeirah © MSG
befindet sich die palmenförmigen Hauptinsel
befindet sich die palmenförmigen Hauptinsel © MSG
mit dem fast 12 km langen „Sichelmond“,
mit dem fast 12 km langen „Sichelmond“, © MSG
der über einen Unterseetunnel mit dem Palmenstamm verbunden ist.
der über einen Unterseetunnel mit dem Palmenstamm verbunden ist. © MSG
Auf ihm sollen rund 40 Hotel errichtet werden.
Auf ihm sollen rund 40 Hotel errichtet werden. © MSG
Deutlich sichtbar sind die Bauaktivitäten des gigantischen Atlantis-Hotels,
Deutlich sichtbar sind die Bauaktivitäten des gigantischen Atlantis-Hotels, © MSG
welches ein überdimensioniertes Abbild des berühmten Atlantis-Hotels
welches ein überdimensioniertes Abbild des berühmten Atlantis-Hotels © MSG
auf den Bahamas darstellt.
auf den Bahamas darstellt. © MSG
Es wird Ende 2008 seinen Betrieb aufnehmen. Das Hotel soll über 1.539 Zimmer verfügen. Größte Attraktion soll eine große Unterwasserlandschaft
Es wird Ende 2008 seinen Betrieb aufnehmen. Das Hotel soll über 1.539 Zimmer verfügen. Größte Attraktion soll eine große Unterwasserlandschaft © MSG
und ein angrenzender Wasser-Freizeitpark werden. Die Kosten für die Planung und Errichtung der Anlage werden von den Investoren mit 1,5 Mrd. US-$ beziffert.
und ein angrenzender Wasser-Freizeitpark werden. Die Kosten für die Planung und Errichtung der Anlage werden von den Investoren mit 1,5 Mrd. US-$ beziffert. © MSG
Spektakuläre
Spektakuläre © MSG
Bilder von der
Bilder von der © MSG
Palme Jumeirah
Palme Jumeirah © MSG
liefert der
liefert der © MSG
Hubschrauberflug
Hubschrauberflug © MSG
über die
über die © MSG
künstliche Inselwelt.
künstliche Inselwelt. © MSG
Die in der ersten Vermarktungsphase
Die in der ersten Vermarktungsphase © MSG
angebotenen 1800 Villen auf den Palmenwedeln
angebotenen 1800 Villen auf den Palmenwedeln © MSG
waren übrigens binnen 72 Stunden ausverkauft,
waren übrigens binnen 72 Stunden ausverkauft, © MSG
Noch nicht komplett vermarktet
Noch nicht komplett vermarktet © MSG
sind dagegen die Grundstücke,
sind dagegen die Grundstücke, © MSG
auf denen Hotels
auf denen Hotels © MSG
für Urlauber errichtet
für Urlauber errichtet © MSG
werden sollen.
werden sollen. © MSG
Diese Villen jedoch
Diese Villen jedoch © MSG
sind heiß begehrt und inzwischen
sind heiß begehrt und inzwischen © MSG
bis zu 8 Mio. Dollar teuer.
bis zu 8 Mio. Dollar teuer. © MSG
Noch in Bau ist die benachbarte Palme Jebel Ali.
Noch in Bau ist die benachbarte Palme Jebel Ali. © MSG
Die wichtigsten Erdarbeiten
Die wichtigsten Erdarbeiten © MSG
sind allerdings bereits abgeschlossen.
sind allerdings bereits abgeschlossen. © MSG
 Kennzeichen dieser Inselgruppe
Kennzeichen dieser Inselgruppe © MSG
sind die Water Homes
sind die Water Homes © MSG
zwischen den Palmblättern
zwischen den Palmblättern © MSG
und dem äußeren Ring,
und dem äußeren Ring, © MSG
die in der Form arabischer Schriftzeichen sind.
die in der Form arabischer Schriftzeichen sind. © MSG
Zum Abschluss der Hubschraubertour nimmt der Pilot noch einmal Kurs auf
Zum Abschluss der Hubschraubertour nimmt der Pilot noch einmal Kurs auf © MSG
Dubai Downtown
Dubai Downtown © MSG
Der Wolkenkratzer Burj Dubai kann seit September 2007 den Titel „höchstes Gebäude der Welt“ für sich beanspruchen.
Der Wolkenkratzer Burj Dubai kann seit September 2007 den Titel „höchstes Gebäude der Welt“ für sich beanspruchen. © MSG
Nach seiner Fertigstellung wird der gigantische Turm mindestens 700 Meter hoch sein.
Nach seiner Fertigstellung wird der gigantische Turm mindestens 700 Meter hoch sein. © MSG
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Während Dubai vor allem mit Strand, Shopping und Superlativen wie dem mit 828 Meter höchsten Wolkenkratzer Burj Khalifa punktet, wirbt das benachbarte Sharjah mit dem Titel „Hauptstadt der islamischen Kultur 2014“ um die bildungsbeflissenen Touristen. „In Dubai arbeitet man, in Sharjah wohnt und lebt man“, sagt Nazir, der Taxifahrer, der die internationalen Gäste am Flughafen von Dubai abholt und in etwa 20 Minuten nach Sharjah-Stadt bringt. Ganz ohne Grenzkontrollen. Vor acht Jahren ist Nazir aus Bangladesch in die VAE gekommen, ­alle zwei Jahre kann er sich einen Heimflug leisten. Es sind Ausländer wie Nazir, die als Taxifahrer arbeiten, in Hotels, Restaurants, Geschäften, am Hafen, in der Industrie. Englisch ist die Sprache, die alle verbindet. Für den Wohlstand und das Wohlergehen der Bosse (und Staatsbediensteten), das sind die einheimischen Emiratis, sorgt in Sharjah seit 1972 Scheich Sultan bin ­Mohammed aus der Herrscherfamilie al-Qasimi.

Fatima will Vorurteile abbauen

Auch Fatimas Familie wohnt in einem Haus, das der Scheich spendiert hat. Den großen Wohnraum, in dem einst ausschließlich Männer alle wichtigen Dinge entschieden, hat sie zum gediegenen ­Salon mit Sesseln und Sofas umgestaltet. Die Tische biegen sich unter den arabischen Köstlichkeiten, es wird aufgefahren, als hungerten die Gäste seit drei Tagen.

Zur arabischen Gastfreundlichkeit gehört auch das genau vorgeschriebene Zeremoniell des Kaffeeeinschenkens. Fatima nimmt die Kanne in die linke, die Tasse in die rechte Hand und erklärt: „Der Älteste wird zuerst bedient, es geht von rechts nach links. Und immer im Stehen. Wer nichts mehr möchte, der wackelt einfach mit seiner Kaffeetasse.“

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Fatima will Vorurteile abbauen, bezeichnet sich selbst als „lucky woman“, als Frau, die Glück gehabt habe im Leben. Ihr Mann Hassan hat sie immer unterstützt, sie konnte Sozialwesen studieren, trotz ihrer vier Töchter und vier Söhne sei sie immer berufstätig gewesen. „Ich bin die erste Frau meines Mannes – und die letzte.“ Bis zu drei Frauen könne ein Emirati heiraten, „aber das ist den meisten inzwischen zu teuer“. Welche Ansprüche manche Ehefrau stellt, ist im sogenannten Frauen­zimmer zu bewundern, wo sich Fatima mit ihren Freundinnen trifft: Auch hier Sessel, Sofas, Kissenberge, dieses Mal quietschbunt, überall stehen Kerzen, Etageren mit Süßigkeiten und Obst. Nebenan ist ihr Schatzkästlein, ein Raum mit Geschirr und Gewehren, einer Bettstatt und Bügeleisen.

Ausländer müssen Kleidervorschriften einhalten

Fotos erzählen ihre Familiengeschichte(n). Der Clou: Fatima bekommt für ihre Sammlung vom Scheich ein Museum in Sharjah Stadt eingerichtet.

Während unseres Besuchs trägt Fatima eine mit Silberfäden durchzogene schwarze Abaya und eine Shaila, das Kopftuch. Ihr Mann die lange weiße Dishdasha, die muslimische Kopfbedeckung namens Ghutra sowie ein schwarzes Stirnband, Ayal genannt. „Je gläubiger, umso verhüllter“, erklärt unsere Gastgeberin. Andererseits schnüren voll verschleierte Frauen im Niqab, bei dem nur noch die perfekt geschminkten Augen zu sehen sind, die Sportschuhe und joggen frühmorgens bei 25 Grad um die Khalid-Lagune inmitten der Stadt, etwa so groß wie die Außenalster. Oder daddeln in der Mega Mall, einem riesigen Einkaufskomplex mit fast allen westlichen Marken, an Spielautomaten.

Ausländer müssen in dem konservativen Emirat, in dem teils die strengen Gesetze der Scharia gelten, einige Kleidervorschriften einhalten – Miniröcke, Shorts und ärmellose T-Shirts sind unerwünscht. Eine Abaya müssen Ausländerinnen nur überziehen, wenn sie die Al-Noor-Moschee besuchen. Es ist die einzige der rund 650 Moscheen des Emirats, die für Nichtmuslime zugänglich ist.

High Heels unter der Abaya – ein Land voller Widersprüche

Eines der ehrgeizigsten Projekte des Scheichtums heißt „Heart of Sharjah“. Während in anderen Städten die alten Häuser zugunsten von modernen Hochbauten abgerissen werden, mussten hier Familien ihre Wohnungen räumen, damit in den kommenden 20 Jahren wieder eine traditio­nelle Altstadt entstehen kann. Gebaut werden soll mit Materialien wie Lehm, Muschelkalk, Palmwedeln. „Wir simulieren ein Dorf wie früher“, sagt Huda Al Ali, die in Sharjah Travel & Tourism studiert hat. „Wir wollen die arabische Lebensart und Kultur retten und Altes bewahren.“ Die Sharjah Art Foundation, die Filmvorführungen, Theater, Ausstellungen und Vorträge organisiert, hat hier ihren Sitz. Ein Museum wird aufgebaut. Und in den Souks Al Arsah, Saqr und Old Souk weht weiter ein Hauch von Orient. Gewürze duften um die Wette, zuckrige Süßigkeiten werden in riesigen Kesseln angerührt. Verkäufer bieten feine Schals, Lederwaren, Gold und Schmuck, Abayas und Dishdashas an. Es darf, ja muss sogar gehandelt werden!

Das moderne Sharjah, geprägt von Hochhäusern, mindestens vierspurigen Straßen mit dichtem Verkehr und abenteuerlichen Kreuzungen, ist am besten von dem Riesenrad „Eye of the Emirates“ im Viertel Al Qasba zu sehen. Kanäle und Brücken prägen dieses „Venedig Arabiens“, auf den Boulevards flanieren Familien und Freunde, in den Cafés und Restaurants entspannt man sich in Loungemöbeln. Hier geht das junge Sharjah aus. Doch auch hier, wie im gesamten Emirat, werden keine alkoholischen Cocktails serviert, begleitet kein Wein ein köstliches arabisches Essen. Im gesamten Emirat herrscht seit Ende der 80er Jahre Alkoholverbot, auch für Nicht-Muslime. Zwei Legenden ranken sich um dieses Gesetz: Saudi-Arabien wollte nur unter dieser Bedingung den Aufbau und die Modernisierung Sharjahs mitfinanzieren. Und: Ein Sohn des Scheichs kam bei einem Auto­unfall ums Leben – volltrunken.

Es ist ein Land voller Wider­sprüche: Im Kino wird „Spectre – James Bond 007“ mit arabischen Untertiteln gezeigt, unter der Abaya blitzen hautenge Jeans und bein­brechend hohe High Heels hervor. McDonald’s, Starbucks und Co. haben auch hier ihre Filialen. Dass es am Sharjah-Flughafen einen Duty-free-Shop gibt, in dem auch Alkohol verkauft wird, wundert da überhaupt nicht mehr. Doch wer will schon ­gerne heimlich, still und leise im ­Hotelzimmer sein Glas leeren? Mancher Direktor drückt hier schon mal ein Auge zu. Hetty, unsere Fremdenführerin, die seit mehr als 15 Jahren in den VAE lebt, rät zu einer Strategie: „Nutzen Sie einen Urlaub in Sharjah einfach zum Detoxen, als Entgiftungstage. Und trinken Sie Kaffee, bis die Tasse wackelt.“