Maastricht/Spa/Luxemburg. Die Benelux-Länder sind kompakt - und lassen sich in kurzer Zeit bereisen. Vor allem mit dem Wohnmobil. Von Maastricht über Spa nach Luxemburg.
Drei Länder in zweieinhalb Tagen – in Benelux ist das kein Problem, und mit dem Wohnmobil erst recht nicht, schließlich ist man mobil. Wir haben uns für diese Route entschieden: Maastricht, die französisch angehauchte Unistadt im südlichsten Zipfel der Niederlande – Spa, Formel 1-Rennstrecke und Kurort in den belgischen Ardennen – und Luxemburg, der zweitkleinste Staat der EU, der keineswegs nur aus Tankstellen, Geldinstituten und der Stadt Luxemburg besteht.
Maastricht
Starten wir in den Niederlanden. Ausnahmsweise geht’s nicht an den Nordsee-Strand, sondern in den Süden nach Maastricht. Die Dichte an verlockend aussehenden Lokalitäten fällt sofort auf. 400 Lokale insgesamt soll es geben, darunter Kneipen mit 200 verschiedenen Biersorten, Sterne-Gastronomie und viele Straßencafés, etliche davon auf dem Vrijthof, dem Friedhofsplatz, auf dem es ausgesprochen lebendig zugeht. Man sagt Maastricht eine französische Lebensart nach. Das liegt unter anderem in der Geschichte begründet. Die Stadt, oft umkämpft, gehörte immer mal wieder zum französischen Herrschaftsgebiet.
Auffällig sind auch die vielen jungen Menschen, die die Cafés bevölkern oder sich am Ufer der Maas treffen. Maastricht ist Unistadt, zunehmend beliebt auch bei deutschen Studenten, die hierzulande am Numerus clausus scheitern. Das Viertel um die Universität wird übrigens „Quartier Latin“ genannt, quasi eine Dependance des Pariser Originals.
Mehr als 1400 historische Gebäude sind in der Altstadt erhalten, denn Maastricht blieb eine Zerstörung im Zweiten Weltkrieg erspart. Einige Bauwerke wurden umfunktioniert. So die ehemalige Dominikanerkirche zwischen dem Vrijthof und dem Markt, in der sich jetzt die schönste Buchhandlung der Niederlande befindet – mit einem tollen Café übrigens, ganz wie es sich für Maastricht gehört.
Spa
Die Straßen werden schlaglochartig schlechter. Ein sicheres Zeichen dafür, dass wir die Grenze nach Belgien überschritten haben. Wir fahren in Richtung Süden, ins belgische Spa. Es ist gerade ein Rennen angesagt, wie so oft am Wochenende. Denn Hauptattraktion, jedenfalls für Motorsport-Fans, ist die Formel 1-Strecke Spa-Francorchamps, angeblich Schumis Lieblingsstrecke.
Nicht nur Rennwagen kurven hier rum, auch Oldtimer, Motorräder und frisierte Fahrzeuge aller Art. Die Rennfahrerclique hat anscheinend auch was für Wohnmobile über. Schlendert man vom Eingang hinüber zur Tribüne, sieht man jede Menge Campingfahrzeuge neben den getunten Kisten stehen. Darin übernachten einige vom Team, auch die Fahrer ruhen sich zwischen den Rennen in den Womos aus. Die Rennstrecke kann man außerhalb der Rennen bei Führungen besichtigen und wer möchte, kann im eigenen Auto auf die Piste gehen.
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Alternativ – als Damenprogramm oder für diejenigen, deren Herz nicht für röhrende Motoren schlägt – bietet sich ein Besuch in den „Thermes de Spa“ an. In Spa wurde quasi der Wellnesstourismus erfunden. Britische Urlauber sollen das Heilbad, in dem 300 Quellen sprudeln, angeblich bereits im 16. Jahrhundert besucht haben. Daraufhin nannte man eine Mineralquelle im englischen Sprachraum Spa, später dann wurden Wellnessbereiche so genannt.
Einst traf sich hier in dem Ardennen-Örtchen die Hautevolee. Leute wie Zar Peter der Große oder Königin Christine von Schweden tranken das Heilwasser oder amüsierten sich im Kasino, dem ersten Europas. Mit dem Ersten Weltkrieg begann die alte Kur-Herrlichkeit zu bröckeln, Belle Époque-Bauten und Kuranlagen vergammelten zusehends. In den vergangenen 10 bis 15 Jahren hat sich Spa selbst einer gründlichen Verjüngungs- und Verschönerungskur unterzogen. Gebäude aus der Jahrhundertwende wurden renoviert, ein neues Thermalbad mit Blick über die Stadt gebaut. Heute lohnt ein Besuch der „Thermes de Spa“ wieder.
Luxemburg
Am dritten Tag des langen Wochenendes steht Luxemburg auf dem Programm. Und zwar vor allem Luxemburg-Stadt. „Wobei eine Menge Leute glauben, das Großherzogtum Luxemburg endet an der Stadtgrenze“, beschwert sich Valerio d’Alimonte von „Luxembourg for tourism“, einer Initiative des Wirtschaftsministeriums.
Der zweitkleinste EU-Staat (nach Malta) hat zwar nur rund 560. 000 Einwohner, also etwa so viele wie Essen, aber fünf touristische Regionen, darunter die Luxemburger Ardennen, die wir von Spa aus mit dem Wohnmobil durchquert haben. Der „hohe Norden“ des Landes sieht aus wie die Werbung für Modelleisenbahnen: rechts eine Burg, darunter ein Fachwerk-Städtchen mit Fluss, die Sure (Sauer), und in der Ferne die nächste Burg.
Natürlich hat auch die Stadt Luxemburg eine Burg zu bieten, eine mittelalterliche Festung auf dem Bockfelsen. Das krasse Gegenstück liegt direkt gegenüber auf dem Kirchberg: das Europaviertel mit den supermodernen Bankzentralen, dem Museum für moderne Kunst und vielen Verwaltungsgebäuden europäischer Institutionen. Liebhaber moderner Architektur finden hier interessante Beispiele, es werden auch entsprechende Führungen angeboten.
Ansonsten spielt sich das Touristenleben meist in der Altstadt ab: Wachablösung vorm großherzoglichen Palais, die Festung samt Kasematten, die gepflegten Parkanlagen, die eleganten Geschäfte und guten Restaurants. Für einen Stadtbummel durch Luxemburg sollte man unbedingt die „gute“ Hose aus dem Kleiderschrank im Wohnmobil holen.