Düsseldorf/Dortmund. . Nach einem Ausfall der Gepäckanlage am Flughafen Düsseldorf streitet ein Dortmunder Paar um Schadenersatz von Air Berlin. Und es warnt Flugreisende.

  • Paar konnte Urlaub nicht antreten, weil Gepäckanlage am Flughafen streikte
  • Air Berlin bezweifelt, dass die beiden rechtzeitig am Flughafen waren
  • Betroffene Dortmunder warnen andere Flugreisende

Es sollten entspannte Tage auf Lanzarote werden, doch dieser Herbsturlaub brachte Thomas Schmidt und seiner Frau viel Stress: Weil die Gepäckanlage am Flughafen Düsseldorf ausgefallen war, blieben die Dortmunder am 3. Oktober 2015 am Boden. Erst drei Tage später konnten sie starten. Der Fall liegt derzeit vor Gericht - und bringt auch anderen Flugreisenden einen wichtigen Hinweis.

"Keine Information, keine Ordnungskräfte, Lautsprecher-Ansagen nicht zu verstehen": Etwa 500 Flugreisende standen sich am ersten Tag der Herbstferien im vergangenen Jahr in Düsseldorf die Beine in den Bauch, nicht wenige taten etwa auf Facebook ihren Frust kund. Von Hand schleppten herbeiorganisierte Mitarbeiter das Gepäck der Reisenden; die für 70 Millionen Euro erneuerte Gepäckanlage war bereits mehrmals ausgefallen.

Reisende sollen nachweisen, dass sie rechtzeitig am Flughafen waren

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Viele Reisende mussten letztlich ohne Gepäck in den Herbst-Urlaub starten. Das Dortmunder Ehepaar blieb zwangsweise am Boden, wollte seinen Schaden nicht hinnehmen und schaltete einen Rechtsanwalt ein. Während der Reiseveranstalter dem Paar die Reisekosten für die drei Tage Ausfall zwischenzeitlich anteilig zurückerstattet hatte, stellt sich die Fluglinie Air Berlin quer: Sie möchte die geforderten 800 Euro Schadenersatz nicht zahlen und hat jüngst auch den Vergleich nach einem Gütetermin vor dem Düsseldorfer Amtsgericht widerrufen, der die Forderung auf 600 Euro senkte, berichtet Schmidt.

Knackpunkt ist, dass Air Berlin in Zweifel zieht, dass das Ehepaar am 3. Oktober "rechtzeitig" am Flughafen war - also 2 Stunden vor Abflug. Schmidt verwies auf den Bahnfahrplan, doch das "Rail & Fly"-Ticket des Ehepaars war nicht abgestempelt - "weil der Zug überfüllt war und kein Schaffner kam", sagt Schmidt. Schon beim Ausstieg aus dem SkyTrain in Düsseldorf war dem Ehepaar klar, dass es am Flughafen Probleme gab. "Der Abflugbereich war überfüllt mit Menschen, von den 19 Air Berlin-Schaltern waren nur zwei geöffnet", erinnert er sich. Schmidts hätten zwar umgehend elektronisch für den Flug eingecheckt, die Bordkarten aber dann am Schalter gelassen - als sie 20 Minuten vor Abflug endlich an der Reihe waren und man ihnen mitteilte, dass das Gepäck nicht mehr eingeladen werden könnte.

Fluglinie sieht den Flughafen in der Verantwortung

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Bei der Flugline Air Berlin sah man auf Anfrage den Flughafen in der Verantwortung. "Dessen Notfallplan hat nicht gegriffen", sagte eine Sprecherin im Oktober. Es gebe für solche Fälle Absprachen zwischen Flughafen und Airlines. Flughafensprecher Christian Hinkel wiederholte jetzt auf Anfrage das Statement vom Oktober: "Alle Beteiligten haben ihr Bestes gegeben, um die Gepäckabwicklung zu beschleunigen."

Zwischen Flughafen und Fluglinien sind die finanzielle Folgen des Gepäckanlagen-Ausfalls längst abgewickelt, teilt Hinkel mit. Nur eine der Fluglinien - welche, sagt er nicht - hätte Gebrauch gemacht von einer für die Bau- und Startphase der Gepäckanlage vereinbarten pauschalen Regelung. Dem Flughafen selbst sei kein direkter Schaden entstanden, "da wir uns wiederum an die Herstellerfirma gewendet haben." Air Berlin selbst hat eine Nachfrage nicht beantwortet.

Empfehlung: Anwesenheit von Fluglinie bestätigen lassen

Für Flugreisende ist die jeweilige Fluglinie für den Transport auch des Gepäcks verantwortlich, teilt der Flughafen Düsseldorf mit. Details sind international im "Montrealer Übereinkommen über die Beförderung im Luftverkehr" geregelt. Thomas Schmidt hat sich mit seiner Klage also an die richtige Adresse gewandt.

Für Schmidt ergibt sich aus dem Fall eine Lehre, die anderen Reisenden von Nutzen sein kann: "Sollten wir nochmal in solch einer Situation sein, lassen wir uns vor Ort schriftlich und mit Uhrzeit unsere Anwesenheit bescheinigen". Die Entscheidung im Gerichtsverfahren steht noch aus. Die Gepäckanlage läuft unterdessen zuverlässig, heißt es beim Flughafen. Zuletzt gab es am 29. Februar diesen Jahres einen Ausfall. Die Software der Anlage hatte das Schaltjahr nicht 'auf dem Plan'.