Gotthard zeigt: Großprojekte müssen nicht scheitern
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Essen. Der neue Gotthard-Basistunnel zeigt, dass nicht alle touristischen Bauvorhaben das tragische Ende von BER und Co. teilen müssen. Ein Kommentar.
Der neue Gotthard-Basistunnel wird schon jetzt als „Stolz einer ganzen Nation“ bezeichnet. Und das völlig zu Recht, betrachtet man einmal die Bilanz ähnlicher (touristischer) Großprojekte. Berlins Chaos-Airport BER ist das deutsche Paradebeispiel für Kosten- und Zeitüberschreitungen. Doch eine Studie der Universitäten Oxford und Harvard offenbarte unlängst: Kosten, die durch die Decke schießen, und verschleppte Fertigstellungen sind bei solchen Bauvorhaben eher die Regel als die Ausnahme. Der Eurotunnel zwischen Frankreich und Großbritannien – ein Fiasko, bei dem die Gläubigerbanken auf fünf Milliarden Euro verzichten mussten. Der Flughafenzug in Oslo – ein Fehlschlag, der die norwegische Regierung mehrere Milliarden Kronen kostete. Die Liste ließe sich beliebig lang fortsetzen.
Die Schweizer hingegen konnten ihr Jahrhundertbauwerk, das am Ende sogar früher fertig wurde als geplant, ohne große Kostenüberschreitungen realisieren. Über das Finanzierungskonzept hatte es zuvor eine Volksabstimmung gegeben – und Transparenz sei ein entscheidender Faktor für das Gelingen, ist Forscher Bent Flyvbjerg von der Universität Oxford überzeugt. Oft werde nämlich nicht das beste Projekt umgesetzt, sondern das, das mit falschen Zahlen möglichst klein gerechnet wird. „Survival of the unfittest“ nennt Flyvbjerg das in Anlehnung an Darwins Evolutionstheorie.
Der Erfolg der Eidgenossen zeigt, dass riesige Bauvorhaben nicht von vornherein zum Scheitern verurteilt sind. Das Ingenieursmekka Deutschland sollte da vielleicht einmal über den Tellerrand zu dem kleinen Alpenstaat schauen – damit am Ende nur die besten Projekte überleben.
Ihre Meinung? Haben Sie noch Vertrauen in die Umsetzung touristischer Großprojekte? Mail an: m.contzen@funkemedien.de
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