Essen. Die beeindruckenden Bauten der Inka locken jährlich Tausende Touristen nach Peru. Die Nachfahren des Urvolkes wollen die alten Traditionen bewahren.
Diese Mauer habe ich gebaut“, sagt Ronald stolz und fährt liebevoll mit der Hand über die unregelmäßigen Steine, die exakt ineinander gefügt sind. „Sie soll ein bisschen so sein wie meine Inka-Vorfahren hier in Peru auf dem steilen Gelände der Anden ihre Anlagen gebaut haben.“ Wie grüßend schaut er hinauf zu den Bergen und meint: „Ich glaube, meine Mauer ist nicht schlecht, verdad?“ Ich bewundere seine Arbeit, denn ich bin ehrlich beeindruckt. Die stabile, ohne Mörtel gebaute Stützmauer verhindert im ansteigenden Parkgelände des Hotels „Belmond Rio Sagrado“, im fruchtbaren Urubamba-Tal in 2750 Metern Höhe gelegen, dass die große Terrasse abrutscht.
Mit zwölf Jahren begann Ronald in seinem Dorf mit Gartenarbeiten. Seit sieben Jahren nun ist der heute 33-jährige, dessen Gesichtszüge deutlich die Inka-Abstammung erkennen lassen, mit Leib und Seele Gärtner in diesem edlen Hotel. Der Stolz darüber ist ihm anzusehen. „Manchmal fühle ich mich hier in unserem Heiligen Tal der Inka, als ob meine Vorfahren mich schützend begleiten“, sagt er und blickt erneut hinauf zu den Gipfeln.
Hoch oben in den Bergen lebten die Inka früher in terrassenartig angelegten Orten und verehrten in Tempeln ihre Götter. Bis vor ca. 500 Jahren die spanischen Eroberer gnadenlos geplündert, zerstört und die Menschen versklavt haben. Seit dieser Zeit haben die Inka-Nachfahren im Rio Sagrado christliche Namen – denn die Taufe war damals Pflicht. Auch als Christen aber verehren sie noch ihre alten Götter. In den Dörfern wird Qechua gesprochen, die indigene Sprache, in der Schule lernen die Kinder Spanisch und später Englisch.
Eine Chance im Tourismus
Ronald ist im „Belmond“ nicht der einzige Inka-Nachfahre. Hotelmanagerin Patricia Pinillos sucht ihr Personal möglichst in der Gegend, lernt die Menschen teilweise selbst an, will ihnen eine Chance im Tourismus geben. Mit gutem Erfolg. „Die Inka waren ein hoch zivilisiertes und kluges Volk“, sagt sie. „Das hat sich vererbt.“ Gilmer zum Beispiel, der im Restaurant serviert, studiert Ökonomie, lernt sogar Japanisch und möchte einmal Hotelmanager werden. „Seine Chancen sind gut“, verrät Patricia. Auch den Frauen aus den nahen Dörfern bietet sie die Möglichkeit, ihre schönen Handarbeiten wie Schals, Pullover und Mützen aus feiner Alpaka-Wolle den Gästen des Hauses anzubieten.
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Das Hotel liegt zwischen Cusco und Machu Picchu, der berühmten Inka-Stätte, die vermutlich einst ein besonderer, sogar heiliger Ort war. Davon sind die Inka-Nachkommen überzeugt. Erreichbar ist die auf steilem Felsplateau gelegene Ruinenstadt nur per Zug oder Trekking. Die gut dreistündige Fahrt durch grandiose Berglandschaft und enge Schluchten, die der hier wild wirbelnde Urubamba in Millionen Jahren in die Berge gefräst hat, ist ein besonderes Erlebnis.
Von Aguas Calientes, wo die Welt zu Ende ist, bringen Buskarawanen täglich Tausende Touristen die engen Serpentinen hinauf auf die etwa 400 Meter höher gelegene, von spitzen Bergen umrahmte Inka-Stätte, die zum Unesco-Weltkulturerbe gehört. Nur wer hier oben in der „Belmond Sanctuary Lodge“ übernachtet, darf nach Schließung um 17 Uhr die Ruinen mit einem Hotelguide privat besuchen und genießen.
Auf der Rückfahrt nach Cusco wartet die alte Inkafestung in Ollantaytambo. Außer uns keuchen fast nur Bewohner der umliegenden Dörfer durch die steile Anlage, denen wir unter viel Gelächter als exotische Fotomodelle dienen. Hotelmanagerin Patricia war hier wohl noch nicht auf Personalsuche.