Essen. Die Türkei und Ägypten sind kaum noch gefragt. Die Reiseveranstalter müssen neue Wege beschreiten. Ein Überblick über die wichtigsten Trends.

Deutschland ist angesagt. Ob Nordsee, Ostsee oder Bayern: Die drei wichtigsten Ferienregionen legen auch dieses Jahr wieder deutlich zu. Die Gründe für diesen Trend sind vielfältig: Zum einen machen viele Reisende immer kürzer Urlaub – dafür dann häufiger. Wer aber nur eine Woche Zeit hat, will nicht unbedingt zwei Tage für An- und Abreise verlieren, oder von ungünstigen Abflugzeiten völlig gebeutelt am Zielort ankommen. Darüber hinaus setzt sich die Erkenntnis durch, dass die Hotelqualität in Deutschland in der Breite höher ist als vergleichsweise in Billig-Reiseländern wie der Türkei, Tunesien oder Ägypten. Von der derzeitigen Sicherheitslage in speziell diesen drei Ländern ganz zu schweigen. Wird der Sommer gut, steht Deutschland ein Rekordjahr ins Haus.

Kurswechsel bei den Eigenmarke
Teils ganz neue Töne hört man von TUI. Jahrelang wurden die Reisebüros von Deutschlands größtem Veranstalter darauf getrimmt, möglichst nur eigene Marken und Hotels wie Robinson, Sensimar und Club Magic Life an die Kunden zu bringen. Höhere Qualität, höherer Preis, höhere Kundenzufriedenheit – das war die vorgegebene Marschrichtung.
Jetzt die Kehrtwende: Zwar halte man an der Strategie der Eigenmarken grundsätzlich fest, betont Chef Fritz Joussen, doch werde man über die Hauptmarke TUI auch verstärkt wieder alles verkaufen, was der Kunde möchte. Man will also das eine weiter tun, ohne das andere zu lassen. Die anderen großen Marken, ebenfalls seit Jahren im Aufbau von immer mehr Eigenmarken begriffen, dürften ihre Strategie dementsprechend anpassen.

Experiment Emirate geht weiter
Dubai, Abu Dhabi, Ras al Khaimah: Die Emirate sind dabei ihren Ruf als Luxus-Ziel abzuschütteln. Die Scheichs setzen auf Qualität für eine breitere Masse. Wer bereit ist, 1,5 Stunden länger als nach Hurghada zu fliegen und 250 Euro mehr auszugeben, bekommt für sein Geld auch mehr geboten: Die Temperaturen sind winters wärmer als in Ägypten, die Qualität ist in allen Bereichen – Service, Küche, Ausstattung, Gesundheitsversorgung – spürbar höher, und Anschläge gab es noch keine. Zwar ist die Menschenrechtslage durchaus zu kritisieren, doch am Golf herrscht Ruhe.
Den Emiratis geht es dank der Petrodollar wirtschaftlich gut, ein weiterer Arabischer Frühling ist deshalb nicht zu befürchten. Stark engagiert in der Region sind zum Beispiel FTI mit einem eigenen Ras al Khaimah-Katalog sowie JT Touristik, ein Spezialist für Pauschalreisen in die Emirate.

Nur für Erwachsene
Noch vor ein paar Jahren war die Diskussion um die „Adults only“-Hotels groß. Kinderfeindlich seien solche Angebote, als asozial haben Kritiker sie gebrandmarkt. Heute ist die gesellschaftliche Debatte über Hotels, die tobende und eben dabei laute Kinder gar nicht erst in ihre Zimmer lassen, weitestgehend verstummt. Gerade wer eigenen Nachwuchs hat, weiß ein paar Tage ohne Kinder durchaus zu schätzen. Und wer als Großeltern gar zwei Generationen ins und durchs Leben begleitet hat, muss sich für eine Woche echte Ruhe weiß Gott nicht schämen.
Allein auf Mallorca gibt es diese Saison mehr als 100 Hotels, die sich nur an Kunden über 18 Jahren wenden. Im Zuge der Modernisierungen ihrer Anlagen hätten viele Hoteliers „auf eine Spezialisierung gesetzt“, heißt es von Seiten des mallorquinischen Hotelverbands dazu, Erwachsenen-Hotels fallen darunter. Das Konzept für jedermann funktioniere „nicht mehr“.

Noch mehr All-In
Der Anteil der AI-Hotels steigt weiter. Mehr als jede zweite Pauschalreise wird inzwischen mit dem Rundum-Sorglos-Paket gebucht – so entspricht der Reisepreis beim Strandurlaub dem tatsächlichen Endpreis. Wer keine Ausflüge bucht oder auswärts essen geht, hat keine weiteren Kosten. Und weil die Qualität der Speisen in vielen Hotels stetig steigt, sind viele Gäste zufrieden.
Auch der Trend, dass immer mehr Tavernen und Restaurants im Umfeld der großen Anlagen schließen, verlangsamt sich. Denn immer häufiger kooperieren Hotels mit der lokalen Gastronomie und ermöglichen den Gästen, auch außerhalb in alteingesessenen Familienbetrieben zu speisen. Das AI-Konzept schließt dann ausgewählte Restaurants außerhalb des Ferienhotels mit ein.

Auch auf Kreuzfahrtschiffen setzt sich echtes all-inclusive immer mehr durch. Zwar muss man noch oft Getränkepakete außerhalb der Essenszeiten dazu buchen, doch immer mehr Reedereien folgen dem Beispiel von TUI Cruises, wo auf den Schiffen rund um die Uhr auch an allen Bars gratis Markengetränke ausgeschenkt werden. Der Trend geht dahin, dass an Bord bald auch die Spezialitäten-Restaurants im Reisepreis inkludiert sein dürften.

Immer wieder Spanien
Kein Land profitiert von den Terroranschlägen in der arabischen Welt so sehr wie Spanien. Ob Festland, die Balearen oder Kanaren: Hier wollen die meisten Urlauber in die Sonne. Nicht umsonst betreibt etwa Alltours alle 23 Hotels seiner Eigenmarke „Allsun“ auf spanischem Boden. Und auch andere Veranstalter wissen, was sie an Fuerteventura, der Iberischen Halbinsel und vor allem Mallorca haben: Der Deutschen liebste Insel schickt sich an, die Saison mit entsprechenden Angeboten bis in den Winter zu verlängern.