Essen. Kreuzfahrten werden bei deutschen Urlaubern immer beliebter. Viele Reedereien steuern daher vermehrt auch deutsche Häfen an. Hamburg und Kiel etwa.

Was ist das denn für ein neues Haus? Und wieso bewegt es sich? Wer in der Hafencity nur flüchtig durch die Straßenschluchten blickt, läuft immer häufiger Gefahr, einer optischen Täuschung zu erliegen. Die Kreuzfahrtschiffe im Hamburger Hafen wachsen. Haushoch schieben sie sich über die Elbe, internationale Reedereien geben sich – nicht nur in Hamburg, sondern an Deutschlands Küsten generell — ein Stelldichein. Inzwischen entscheiden sich sogar US-amerikanische Kreuzfahrtunternehmen für deutsche Abfahrtshäfen: Princess Cruises fährt bereits seit 2012 ab Warnemünde, Norwegian Cruise Line debütiert 2016 mit Reisen ab Warnemünde. Im kommenden Jahr soll das Angebot mit einem der jüngsten Schiffe wiederholt werden: Die Norwegian Getaway ist auf knapp 4000 Passagiere ausgelegt. Darüber hinaus wird ein kleineres Schiff – die Jade – Abfahrten ab Hamburg anbieten.

Die Strategie ist kaum verwunderlich: Der deutsche Kreuzfahrtmarkt ist der stärkste in Europa und liegt weltweit auf Platz Zwei, direkt hinter den USA. Insgesamt 1,77 Millionen Deutsche verbrachten 2014 ihren Urlaub auf einem Hochseeschiff. Damit konnte Deutschland erstmals Großbritannien überrunden. Und ebenso wie die Briten legen auch die deutschen Passagiere Wert auf einen Heimathafen. Laut einer Studie des Fachmagazins touristik aktuell in Zusammenarbeit mit der Hochschule Worms ist dies ein wichtiges Entscheidungskriterium für etwa 30 Prozent aller Kunden.

Das Ziel: Eine Million Passagiere ab Hamburg

Gleichzeitig ist die Kreuzfahrt ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für die Hafenstädte: Hamburg beispielsweise beziffert die Wertschöpfung aus der Kreuzfahrt für das Jahr 2013 mit rund 270 Millionen Euro. Basis hierfür waren 178 Anläufe mit 552.459 Passagieren. Damit lag die Hansestadt im Ranking der wichtigsten Kreuzfahrthäfen weltweit auf Platz 20. 2016 rechnet die Stadt mit 160 Anläufen und 661.000 Passagieren. Rostock-Warnemünde meldet für 2015 485.000 Passagiere, Kiel kommt auf Platz drei. Und Sacha Rougier, Geschäftsführerin der Hamburger Kreuzfahrtterminals, hat ehrgeizige Pläne: Für 2018 strebt sie eine Million Passagiere an. Auf dem Weg zu diesem Ziel wurde im Juni 2015 das dritte Kreuzfahrtterminal auf Steinwerder eingeweiht. Es bietet Raum, um rund 8000 Passagiere gleichzeitig abzufertigen. Der wird angesichts der Vielzahl an Schiffen – und der jüngsten Schiffsgenerationen tatsächlich gebraucht:

AIDA

Ab April 2016 soll der Neubau Aida Prima auf Steinwerder im Wochentakt Passagiere austauschen. Er bietet Platz für 3300 Gäste und steuert auch im Winter nordeuropäische Metropolen an. Damit dehnt sich das Kreuzfahrtgeschäft in Hamburg erstmals auf das ganze Jahr aus.
INFO: Aida bietet die einwöchige Kreuzfahrt mit der Prima ab Hamburg mit Stopps in Southampton (London), Le Havre (Paris), Zeebrügge (Brüssel) und Rotterdam im Mai 2016 ab 865 Euro pro Person. www.aida.de

MSC

Mit der Splendida hat MSC bereits seit 2015 ein Schiff für die Sommermonate in Hamburg stationiert, 2017 wird das Schiff durch die MSC Preziosa ersetzt. Doch Hamburg ist nicht der einzige Heimathafen für die italienisch-schweizerische Reederei in Deutschland: In diesem Jahr ist die Musica in Kiel präsent, 2017 mit der Fantasia ein Schiff der aktuell größten Klasse von MSC. Expandiert wird auch in Warnemünde – statt der MSC Opera kommt dort 2017 die Magnifica zum Einsatz.
INFO: MSC bietet die 15-tägige Kreuzfahrt mit der Fantasia im Juni 2017 ab Kiel u.a. nach Tallinn, St. Petersburg und Geiranger ab 1709 Euro pro Person an. www.msc-kreuzfahrten.de

Costa

Costa bietet deutschen Gästen in diesem Sommer ab Hamburg, Kiel und Warnemünde Reisen in den Norden an. Die Pacifica ist von Mitte Mai bis Mitte Juli in Hamburg stationiert, von der Hansestadt aus geht es nach Norwegen. Ab Mitte Juli kreuzt das Schiff dann ab Kiel durch die Ostsee. Im Juli und August 2016 geht es mit der Costa Favolosa ab Warnemünde ins „Land der Wikinger“.
INFO: Costa bietet die elftägige Kreuzfahrt mit der Pacifica im Juni 2016 ab Hamburg zu den Lofoten ab 1999 Euro pro Person an. www.costakreuzfahrten.de

NCL

Norwegian Cruise Line (NCL) bietet im Sommer Kreuzfahrten ab Warnemünde an, von hier aus bricht die „Norwegian Star“ zwischen Juni und September zu Ostseekreuzfahrten auf. 2017 gibt es erstmalig Abfahrten ab Hamburg, mit der „Jade“ geht es nach Westeuropa, Norwegen und Island. Die „Norwegian Getaway“ ist von Mai bis September 2017 mit Basishafen Kopenhagen in der Ostsee unterwegs, deutsche Gäste können in Warnemünde zusteigen.
INFONCL bietet die zehntägige Ostseekreuzfahrt (neun Nächte) mit der Norwegian Star ab Warnemünde im August 2016 mit Stops u.a. in Tallinn, St. Petersburg und Helsinki ab 1582 Euro pro Person. www.ncl.com

Princess Cruises

Princess Cruises schickt für den Sommer 2016 die „Regal Princess“, nach Warnemünde. Von hier aus geht es zwischen Anfang Mai und Ende August nach Nordeuropa.
INFO: Princess Cruises bietet die zwölftägige Reise ab Warnemünde u.a. nach Tallinn, St. Petersburg und Oslo im Juli 2016 ab 1538 Euro pro Person. www.princesscruises.de