Essen. Auf dem Kreuzfahrtmarkt ist für jeden Geschmack etwas dabei. Um möglichst viele Passagiere zu gewinnen, setzen Reedereien vermehrt auf neue Trends.
Deutschland ist seit zwei Jahren Kreuzfahrernation Nummer zwei, nach den USA. 2016 soll es weiter steil bergauf gehen: mit zehn neuen Schiffen, einem Trend zu All inclusive und günstigerem Internet an Bord. Auch beim Umweltschutz gibt es Fortschritte.
Mehr „All inclusive“
„All inclusive“ ist bislang das Markenzeichen von Tui Cruises. Jetzt hält Norwegian Cruise Line mit einem ganz ähnlichen Konzept dagegen. Andere fahren regelmäßig Sonderaktionen, bei denen Trinkgelder oder auch Getränke-Pauschalpakete im Reisepreis enthalten sind. Denn viele Deutsche rechnen im Urlaub einfach gerne mit einem festen Budget.
Günstiges Internet an Bord
Auf die starke Nachfrage ihrer Passagiere reagieren Reedereien auch bei der WLAN-Verbindung ins Internet. Vergleichsweise günstige Social-Media-Flatrates für beispielsweise vier Euro oder fünf Dollar pro Tag (Aida, Costa, Carnival) oder Tagesflatrates für 15 bis 30 Dollar (Royal Caribbean, Norwegian Cruise Line) lösen zunehmend die bislang übliche, teure Minuten-Abrechnung ab.
Umweltschutz
Nach deutlich schärferen Grenzwerten beim Schwefeloxid-Ausstoß seit Anfang 2015 folgen weitere Schritte beim Umweltschutz. In Hamburg werden Schiffe vor allem bei Aida mit umweltfreundlicher Energie eines schwimmenden Flüssiggas-Kraftwerk versorgt. Global gelten für Neubauten strengere Grenzen für Stickoxid-Ausstoß beispielsweise in Nord- und Ostsee.
Zehn neue Schiffe
Bei den neuen Schiffen geht der Trend weiter zu Größe: Selbst bei Reedereien mit eher kleinen Schiffen sind die neuen größer als die bisherigen. Zusammen bieten sie Platz für rund 30.000 Passagiere. Der Kreuzfahrtverband CLIA prognostiziert weltweit 24 Millionen Passagiere, fast zwei Millionen mehr als 2015. Allein Hamburg erwartet eine Steigerung von 20 Prozent auf 640.000 Passagierbewegungen.
Am meisten gespannt sind Kreuzfahrt-Fans auf Aidas neues Flaggschiff Aida Prima. Wegen großer Probleme mit der Werft in Japan startet sie in Hamburg wohl am 30. April – rund ein Jahr später als geplant. Ihr auffälligstes Merkmal ist der senkrechte Bug, den man zuletzt bei historischen Ocean Linern gesehen hat. Ein Teil des Pooldecks liegt unter einem dünnen Foliendach, das Wärme und Sonnenbräune auch im Winter ermöglicht. Außerdem gibt es Wasserrutschen und einen Klettergarten.
Mein Schiff 5: Lagune statt Innenpool
Das zweite neue deutsche Schiff, die Mein Schiff 5 von Tui Cruises, kommt pünktlich im Juli. Sie ähnelt ihren Schwestern Mein Schiff 3 und 4, aber es gibt auch Veränderungen: Der bisherige Innenpool wird zu einer Art Lagune unter freiem Himmel. Hinter der Glasfront am Heck liegt ein asiatisches Spezialitätenrestaurant statt der Café Bar und die neue Bosporus Snackbar serviert Döner – wohl erstmals auf einem Kreuzfahrtschiff.
Harmony of the Seas:größtes Kreuzfahrtschiff der Welt
Royal Caribbean stellt die Harmony of the Seas – das größte Kreuzfahrtschiff der Welt – im Mai in Dienst. Mehr als 6400 Passagiere finden bei Maximalbelegung auf ihr Platz, ähnlich wie bei ihren Schwestern Oasis und Allure of the Seas. Eng wird es an Bord des riesigen Schiffs trotzdem nicht. Die große, neue Attraktion ist eine Rutsche mit zwei parallel laufenden Röhren, die sich am Heck des Schiffs über 30 Höhenmeter von Deck 16 auf Deck 6 hinab stürzt.
Koningsdam: Neues Flaggschifffür Holland America Line
Ein neues Flaggschiff bekommt mit der Koningsdam im Mai auch Holland America Line. Zu den Besonderheiten des 2650-Passagiere-Schiffs gehören Familien-Kabinen für bis zu fünf Personen, Single-Kabinen für Alleinreisende, ein klassisches Promenadendeck mit Teakholz-Boden, mitreißende Livemusik im B.B. King’s Blues Club und für die Küche ein eigener Kräutergarten.
Carnival Vista:Fahrrad-Gondeln am Pooldeck
3954 Passagiere fasst die Carnival Vista und wird damit das größte Schiff bei Carnival Cruise Line sein. Neben einem Wasserpark mit Rutschen lockt sie mit dem „Sky Ride“: an Schienen hängende, seitlich offene Kapseln, mit denen Passagiere per Pedalantrieb oberhalb des Pooldecks ihre Runden drehen können. Die Carnival Vista verbringt ihre erste Sommersaison im Mittelmeer.
Auch Luxus-Schiffe werden größer: Seabourn, Regent Seven Seas
Die Luxus-Reedereien Seabourn und Regent Seven Seas folgen – in kleinerem Maßstab – dem Trend zu größeren Schiffen: Das All-inclusive-Schiff Seven Seas Explorer erhebt mit 700 Passagieren den Anspruch, das luxuriöseste Kreuzfahrtschiff der Welt zu werden. Die Seabourn Encore für 600 Passagiere hält da allerdings dagegen und verwöhnt ebenfalls mit viel Luxus und beispielsweise mit einer eigenen Wassersport-Plattform.
Ovation of the Seas,Genting Dream, Viking Sky
Direkt in den chinesischen Boom-Markt fährt Royal Caribbeans Ovation of the Seas (4200 Passagiere) und als erstes Schiff einer neuen, asiatischen Premium-Marke die Genting Dream (3400 Passagiere). Von deutschem Publikum gar nichts wissen will Viking Cruises. Die Viking Sea für 930 Passagiere wird nur in englischsprachigen Märkten angeboten.
Rückkehr: MS Deutschland ist wieder da
Das vielleicht am meisten herbeigesehnte Schiff ist dagegen eine alte Bekannte: Die MS Deutschland kehrt nach den vielen Turbulenzen der vergangenen Jahre und der Insolvenz der Vorgänger-Reederei für den Sommer zurück auf die Meere. Beim Bonner Veranstalter Phoenix Reisen wird das frühere ZDF-Traumschiff von Bremerhaven aus Routen nach Norwegen, Spitzbergen, Grönland, Großbritannien und in die Ostsee fahren.