Bonn. Uralte Wälder, unberührte Flussauen und sich selbst überlassene Hochmoore gibt es in Deutschland nur selten. Nationalparks bieten noch Natur.
Mehr als eine Million Hektar sind in Deutschland als Nationalparks ausgewiesen. "In nahezu allen klimatischen Regionen des Landes gibt es mindestens einen Nationalpark", sagt Frank August Emde vom Bundesamt für Naturschutz in Bonn - von der Landschaft der Mittelgebirge und Alpen über dichte Waldgebiete bis zum Wattenmeer. Oft bieten hauptberufliche und ehrenamtliche Ranger Führungen an. Diese sieben geschützten Naturräume sind eine Reise wert:
Wattenmeer:
Auf dem Meeresgrund spazieren gehen, das geht in den drei deutschen Wattenmeer-Nationalparks. Weltnaturerbe ist das deutsche Wattenmeer, Schleswig-Holstein und Niedersachsen haben ihre Wattenmeeranteile schon Ende der Achtziger Jahre als Nationalparks ausgewiesen. Hamburg folgte 1990.
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In jedem der Nationalparks gibt es ein Infozentrum, das für Touristen ein vielfältiges Programm anbietet. Das Lebensspektrum der drei Nationalparks ist weitaus breiter als vom Wattwurm bis zum Seestern. Seehunde und Kegelrobben suchen auf den Sandbänken der Nordsee Schutz, Seeadler brüten an der Küste.
Küste:
Eine voll intakte Küstenlandschaft erwartet Urlauber des Nationalparks Jasmund auf Rügen. Die Kraft des Wassers wird hier so deutlich wie sonst nur an wenigen Stellen in Deutschland. Immer wieder brechen Teile der Kreidefelsen an der Küste ab. Bei Sassnitz gibt es ein Informationszentrum. Keine zwei Fahrstunden entfernt liegt der zweite Nationalpark an der vorpommerschen Küste: die Vorpommersche Boddenlandschaft, die seit 1990 unter Schutz steht. Sehenswert sind die Salzwiesen, Dünen und Röhricht-Bestände.
Flussgebiete:
Das Untere Odertal in Brandenburg ist seit 1995 als etwa 10 300 Hektar großer Nationalpark ausgewiesen und als grenzüberschreitendes Naturschutzprojekt mit Polen angelegt worden. 120 Kilometer Deichwege durchziehen den Park und ermöglichen Besuchern ausgedehnte Radtouren. Auf den Flüssen werden Kanutouren angeboten, mit etwas Glück können Besucher Bieber und Elche beobachten.
Waldgebiete:
Der älteste deutsche Nationalpark ist der Bayerische Wald. Seit 1970 stehen seine Buchen-, Fichten- und Tannenwälder unter Schutz. Auf einer Gesamtgröße von 24 222 Hektar sind bis heute 7300 Arten sicher nachgewiesen - unter anderem 3850 Tierarten, darunter Luchse und ganze 1860 Pilzarten. Der Schwarzwald ist zwar ein sehr altes Naturschutzgebiet, aber erst seit 2014 ein echter Nationalpark. Frank August Emde hält ihn für den romantischsten unter den deutschen Nationalparks. Durch seine alten Moore und Tannenbestände sei er eine regelrechte Perle unter den Parks in deutschen Mittelgebirgen, zu denen auch der Harz, die Eifel und der erst in diesem Jahr eingeweihte Hunsrück-Hochwald gehören.
Nationalparks in Deutschland
An eine Art Steppenlandschaft erinnern Teile des thüringischen Nationalparks Hainich. Seit 1997 sind die Laubmischwald-Bestände als staatliches Schutzgebiet ausgewiesen. Besonderheit des Hainichs ist das Wildkatzendorf Hütscheroda, in dem Besucher die Waldbewohner naturnah beobachtet können. Und im hessischen Nationalpark Kellerwald-Edersee leben in den Gehegen nicht nur Wildkatzen, sondern auch Wölfe, Wisente, Luchse und Wildpferde.
Spektakuläre Felsen:
Über Jahrtausende hinweg haben Wind und Wetter im Elbsandsteingebirge im Nationalpark Sächsische Schweiz bizarre Felskonstruktionen geformt. Vor allem Kletterer kommen hier auf ihre Kosten. Wer es weniger steil mag, für den gibt es 16 Kilometer Bergpfade für versierte Bergwanderer.
Hochgebirge:
An einem der südlichsten Zipfel Deutschlands liegt der einzige deutsche Alpen-Nationalpark Berchtesgaden. Vom Rothirsch über das Murmeltier bis hin zum Steinadler reicht die Tierwelt der Alpen. Geführte Wanderungen mit Forschern und Umweltbildungsteams bietet die Nationalparkverwaltung ab dem Informationszentrum im Haus der Berge an, eine Voranmeldung ist nicht erforderlich.