Piber. Das Gestüt Piber ist stolz auf Neopolitano Nima I. Der betagte Hengst verbringt hier seinen Lebensabend - und ist unter Pferden wahrlich ein Promi.

Als Neopolitano Nima I. am 11. April 2015 seinen 36. Geburtstag feierte, da gab es weder Torte noch Luftballons, und auch keine Kerzen zum Ausblasen. Etwas Kraftfutter und die eine oder andere Streicheleinheit mehr als an anderen Tagen haben die Pfleger im Bundesgestüt Piber ihrem Paradehengst an seinem Ehrentag aber dennoch gegönnt. „Dieses Pferd ist ein Professor. Das merken wir hier Tag für Tag“, berichtet Obergestütsmeister Harald Neukam. Ein emeritierter Professor allerdings, denn bereits seit 2007 genießt Neopolitano Nima I. in seiner Box im Pensionsstall des Gestüts der Hofreitschule im steirischen Piber seinen Ruhestand. Nach 18 Jahren im Einsatz in der Spanischen Hofreitschule in Wien, was Neopolitano Nima I. in gewisser Weise rekordverdächtig macht. Der Mick Jagger der Show, sozusagen.

Oder besser: Der Heesters der Hofreitschule. Denn ein Rekord macht den Pensionär einzigartig, der immer von März bis Juni eines Jahres neue Nachbarn im Stall bekommt, wenn die Deckhengste aus Wien den Weg in das steirische Bundesgestüt antreten: „Mit 36 Jahren ist Neopolitano Nima I. momentan der älteste lebende Lipizzaner weltweit.“

In Gesellschaft der Zuchtstuten

Und ein wenig verschmitzt, ganz wie der alte Heesters, schaut Neopolitano Nima I. auch aus, wenn ihn der Obergestütsmeister nach draußen zum Fototermin bittet. Wäre er in diesem Moment ein Mensch, würde Neopolitano Nima I. wohl eben noch einen Schluck edlen Rotwein nippen und seinen Schal richten, bevor er sich in Bewegung setzt. Oder aber an einer kubanischen Zigarre ziehen. „Ein Pferd, das nach langen Jahren aus der täglichen Vorführung in Wien kommt und hier in Piber in Pension geht, hat seinen ganz eigenen Charakter“, hat Touristenführerin Meike Brucher festgestellt. Ein wenig eitel, ein wenig von oben herab – ganz so, wie man es auch den menschlichen Hauptstadtbewohnern in Österreich oft nachsagt.

Manches Pferd soll gar nach dem jahrelangen Einsatz in den Vorführungen auch als Pensionär noch im Takt wippen und zu tänzeln beginnen, wenn irgendwo Musik spielt. Doch Neopolitano Nima I. ist tiefenentspannt. Und altersweise. Weil seine Hengstinstinkte im Alter nicht mehr stark ausgeprägt sind, darf er seinen Lebensabend in der Nachbarschaft der Zuchtstuten in Piber verbringen. Jüngere Hengste gehen im „Herrenclub“, dem zweiten Pensionsstall der Hofreitschule am Heldenberg in Pension.

Familientreffen in Piber

Doch Neopolitano Nima I. ist das Paradepferd des Gestüts, der heimliche Star. Neopolitano Nima I. hat die Welt gesehen, mit der Spanischen Hofreitschule war er auf Tourneen im Ausland. Er wurde in Flugzeuge verfrachtet und galoppierte auf der Erde anderer Länder. Und – selbstverständlich – er war zu seiner aktiven Wiener Zeit zum Deckeinsatz in Piber. Etliche Stutfohlen gingen elf Monate nach Nimas Deckeinsatz 2004 aus der Zucht hervor. Und Neopolitano Madera, Nimas Sohn, der heute mit elf Jahren nahezu fertig ausgebildet seine Blütezeit in der Vorführung an der Spanischen Hofreitschule in Wien verbringt.

Was dazu führte, dass es 2013 im Hengststall im steirischen Piber zu einem Familientreffen kam, als Neopolitano Madera als Deckhengst für die nächste Generation der Neopolitanos sorgte. Seither ist Neopolitano Nima I. mehrfacher Großvater. „Das Umfeld hier in Piber hält ihn jung“, schmunzelt Harald Neukam, der seinem Schützling eine hervorragende Verfassung attestiert, die noch lange nicht absehen lässt, wann das Geburtsdatum auf Nimas Plakette an der historischen Ehrentafel in den Pferdeboxen der Wiener Hofreitschule um ein Sterbedatum ergänzt werden muss. „Er vergnügt sich wie ein Junger“, freut sich Neukam über sein beliebtestes und betagtestes Pferd. Neopolitano Nima I. ist in Piber ein ganz besonderer Hengst – ein Besonderer unter den Besten.