Maun. In Südafrika werden Nashörner gejagt, im benachbarten Botswana sind sie sicher. Eine Tierschutzorganisation rettet die Tiere nun - per Flugzeug.
Die Mission ist klar: „Wir werden 100 Nashörner von Südafrika nach Botswana bringen.“ Der renommierte Naturfilmer Dereck Joubert hat mit seiner Frau Beverly und seiner Tierschutzorganisation Great Plains Foundation eine Luftbrücke zur Rettung bedrohter Nashörner gestartet. Zehn Dickhäuter hat Joubert allein in diesem Jahr in die moderne Arche Noah verfrachtet, 35 weitere sollen bis Dezember folgen. 35.000 Dollar kostet ein Transport – gesammelt hat der gebürtige Südafrikaner das Geld über die Tourismus-Crowd-funding-Plattform „trevolta.com“.
1215 Nashörner wurden 2014 in Südafrika von Wilderern getötet. Über 800 davon allein im Krüger Nationalpark. 21 Prozent mehr als noch 2013. „Alle sieben Stunden stirbt ein Nashorn“, sagt Joubert. Das Horn der Rhinozerosse ist nicht nur eine begehrte Jagdtrophäe. In China und Vietnam wird es zu einem Pulver verarbeitet, das als Medizin bei Fieber, Abszessen und sogar gegen Krebs verabreicht wird. Dabei besteht es wie der menschliche Fingernagel nur aus Keratin. Bis zu 65.000 Dollar – mehr als für Gold – berappen Chinesen für ein Kilogramm.
Tourismus zweitwichtigster Wirtschaftszweig
„Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren“, warnt der 59-Jährige. „Denn momentan sterben mehr Nashörner als geboren werden“. Unterstützt wird er bei seiner Umsiedlung „Rhinos without borders“ (Nashörner ohne Grenzen) vom internationalen Safari-Anbieter And Beyond.
Reise-Infos
Anreise: Mit Lufthansa (www.lufthansa.com) ab Frankfurt nach Johannesburg, weiter mit Air Botswana.
Veranstalter: Thoba Reisen (www.thobareisen.de) bietet eine siebentägige Zeltsafari ab Kasane für 1095 Euro. Besucht wird auch das Okavango-Delta. Der Veranstalter Art of travel (www.artoftravel.de), der sich am Rhino-Projekt beteiligt, bietet neun Tage ab Maun inklusive Cessna-Transfer und Helikopter-Flug sowie dreitägigem Aufenthalt im Okavango-Delta für 11.350 Euro pro Person.
Kontakt: Fremdenverkehrsbüro Botswana, www.botswanatourism.de
Botswana hat im südlichen Afrika eine Vorreiterrolle in Sachen Naturschutz übernommen. „Das Land sieht die Tierwelt als nationalen Schatz“, weiß Joubert. In Botswana habe man verstanden, dass die Touristen ausbleiben, wenn es die großen Fünf – Löwe, Leopard, Elefant, Büffel und Nashorn – nicht mehr gibt. „Südafrika hat die höchste, Botswana die niedrigste Wilderei-Rate Afrikas“, so Joubert. Mit nur zwei Millionen Einwohnern gebe es wenig Potenzial für Konflikte. Die Regierung fördert seit Jahren den Tourismus, der nach den Diamanten zum wichtigsten Wirtschaftszweig des Landes avanciert ist. Mehr als ein Drittel der gesamten Landesfläche sind private und staatliche Naturschutzgebiete – da kann kaum ein anderes Land mithalten.
Flora und Fauna im ursprünglichen Zustand
Das schwer zugängliche Okavango-Delta im Norden, das Unesco-Welterbe, in dem die südafrikanischen Nashörner angesiedelt werden, ist das größte Binnendelta der Welt – und eine streng überwachte Ökozone, in der sich Flora und Fauna noch im ursprünglichen Zustand befinden. „Nur 50 Touristen dürfen pro Tag in dieses Schutzgebiet“, sagt Joubert. Das sei gut für die Tiere, habe aber auch seinen Preis. Botswana hat den Ruf, Luxus-Gäste mit Champagner an der Lodge zu begrüßen und mit der privaten Cessna zum nächsten Natur-Highlight zu transportieren. Es ist definitiv kein Tummelplatz für Massentourismus. Zum Vergleich: Das älteste Schutzgebiet in Afrika, den Krüger Nationalpark, besuchen über 12.000 Menschen. Täglich.
Auch wenn das ein oder andere Rhino den stressigen Umzug nicht überleben sollte: Die Jouberts sind überzeugt, dass das Risiko zu sterben um einiges geringer ist, als wenn die Dickhäuter „in Südafrika bleiben und gewildert werden“.