Essen. Wer in Griechenland Urlaub macht entscheidet sich häufig für die Insel Rhodos. Vor allem All-inclusive Urlaube gehören zu den beliebtesten Reisen.

Die Griechen haben eine blühende Phantasie. Das zeigt schon ihre Mythologie deutlich. Auf die Insel Rhodos soll zum Beispiel Poseidon höchst persönlich aufgepasst haben. Und tauchte der Gott mit dem Dreizack ab, hielt seine schöne Tochter Rhode ihre schützende Hand über das Eiland zwischen Ägäis und Levantischem Meer. Göttervater Zeus schenkte die Insel irgendwann dem Sonnengott Helios, der die schöne Rhode zur Frau nahm und die ihm sieben Söhne schenkte. Und wenn sie nicht gestorben sind ...

Wer nach Rhodos reist, findet die antike Geschichte und ihre Geschichten an vielen Orten. Hier die Akropolis von Lindos, da der Tempel des Apollon, dort die Säulen, auf denen der Koloss von Rhodos gestanden haben soll – immerhin eines der sieben antiken Weltwunder.

Eine Woche All-inclusive

All das werde ich mir nicht anschauen. Oder nur im Vorbeifahren. Ich werde es mir stattdessen eine Woche lang in einem neuen Vier-Sterne-Plus-Hotel bequem machen. „Draußen“ (aus dem Alltag) soll dieses Mal „drinnen“ (im Hotel) sein. Eine Woche all-inclusive: Bändchen ans Handgelenk, Pool, Strandliege, essen, trinken, schlafen, fertig. So machen es Millionen von Menschen jedes Jahr. Und irgendwie ist die Zeit dafür bei mir reif.

Versuchsobjekt: das Hotel Lti Asterias Beach Resort in Afandou. Vor sechs Wochen erst eröffnet, zeigt sich das Haus von seiner besten Seite: Um einen gigantischen Pool herum verteilen sich die meisten der 178 modern eingerichteten Zimmer. Von der schönen großen Terrasse des Hauptrestaurants geht der Blick aufs Meer. Und das À-la-Carte-Restaurant im hinteren Teil der Anlage bietet maximale Privatsphäre mit eigener Bar und in architektonisch anspruchsvollem Ambiente.

Eigentlich hätte die Anlage bereits 2012 eröffnen sollen. Doch erst ging der zypriotischen Eigentümerfamilie während der Zypernkrise kurz das Geld aus, dann geriet Griechenland selbst in Schieflage. Erst 2014 wurde – auch mit Geld aus Deutschland – weitergebaut.

Jetzt glänzt alles, das Personal ist hochmotiviert alles richtig zu machen, und mit Fotis Fakes als Managing Director der DER Touristik zieht ein erfahrener Manager im Hintergrund die Fäden.

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Am ersten Tag muss alles funktionieren

Der Mann mit der Glatze hat sich seine Sporen unter anderem bei der LTU in Düsseldorf verdient und will das Hotel „zum besten Haus in Afandou machen“. Und ohne den Tag vor dem Abend zu loben – das könnte klappen. Die Weiterempfehlungsrate auf Holiday Check liegt derzeit bei 100 Prozent, die meisten Bewertungen erreichen die Maximalpunktzahl 6,0.

Seine rechte Hand: Sofia Lambraki, 41, Sales Managerin. Die Eltern der Deutsch-Griechin kamen damals als Gastarbeiter ins Ruhrgebiet. Nach zehn Jahren in der Erdöl-Branche zog es die gelernte Hotelfachfrau vor vier Jahren wieder nach Rhodos, wo ihre Großmutter lebt. Die größte Herausforderung bei einer Neueröffnung sei, „dass schon am ersten Tag alles funktionieren muss“, sagt sie. Und wo noch nachjustiert werden muss, „soll der Gast das nicht mitbekommen“. Meist gehe es darum, Abläufe zu perfektionieren. Lambraki reflektiert, was sie sieht, und zeigt bei Anregungen von Gästeseite eine hohe Reaktionsgeschwindigkeit, eine Gabe, die Griechenlands Beamtenapparat nie entwickelt hat. Anfangs war ich mir nicht sicher, ob es vielleicht doch sträflich wäre, nur im Hotel zu bleiben. Doch, nein, war es nicht. Nicht alles mitzubekommen, was „draußen“ passiert, schont die Nerven.

Denn die Griechen haben noch immer eine blühende Phantasie. Wer die Anlage verlässt, sieht zum Beispiel, dass aus fast allen, selbst aus den fertigen privaten Wohnhäusern, Stahlstangen aus dem Dach ragen. Wieso? Weil dieser Trick reicht, um seine Steuern und Gebühren für das Haus nicht oder nur zu einem kleinen Teil bezahlen zu müssen. Offiziell befindet sich ein Haus dann nämlich noch im Bau. Was diese Logik bei zehntausenden, ewig unfertigen Häusern allein für die Stadtkasse von Rhodos bedeutet, kann man sich ausrechnen. Genau wie das Drama, dass man weder beim Kauf einer Luftmatratze noch beim Besuch einer Taverne irgendwo mit seiner EC-Karte bezahlen kann. Bares ist Wahres, Quittungen gibt es nur auf Nachfrage. Dem Steuerbetrug steht die Tür offen wie ein Scheunentor. Das weiß die Regierung Tsipras – und wollte einführen, dass in den Tourismusgebieten nur mit Karte bezahlt werden kann. Eine richtige und gute Idee gegen die Krise – bloß sie lässt bis heute auf sich warten.

Nur Bares ist Wahres auf den Inseln 

Im Hauptrestaurant treffe ich Michael. Der 53-Jährige Sachse kommt seit zehn Jahren mit seiner Frau auf die Insel. Der Pharma-Vertreter hat erlebt, wie viele Tavernen draußen wegen der immer zahlreicheren All-inclusive-Anlagen schließen mussten. Er hat aber auch erlebt, wie die Hotels immer besser wurden – und neue Arbeitsplätze geschaffen haben. „Im Prinzip muss man nicht mehr raus, um gastronomische Abwechslung zu haben“, sagt er und zeigt auf die Auslagen mit frischem Salat, Gegrilltem, mit Eintöpfen, Pasta und Nachspeisen. Und so wie Michael denken viele Deutsche, die rund die Hälfte der Gäste der Anlage ausmachen. Rund 30 Prozent sind Franzosen, der Rest Polen und Holländer.

Götter und Göttinnen gibt es auf Rhodos aber auch noch. Eine Göttin heißt Despoina und man sagt, sie habe heilende Hände. Sie arbeitet im Spa des Hotels, 30 Minuten unter ihren Wunderhänden kosten 40 Euro. Die kleine Frau aus Athen ist eine von acht Angestellten des Wellness-Bereichs, der Sauna, Frisörsalon und viele Anwendungen bietet. 75 Mitarbeiter kümmern sich insgesamt um die Gäste – auch um die kleinen. Denn auch wenn sich die Marke Lti mit ihren 23 Hotels, alle im Vier- oder Fünf-Sternebereich, schwerpunktmäßig an anspruchsvolle Paare richtet: in 16 Hotels gibt es auch einen Kids-Club samt Kinderpool. Die Kinderbetreuung und überhaupt jede Animation ist dezent gehalten, „Erholung und Ruhe auf hohem Hotelniveau sind unser Markenkern“, sagt Lambraki, „keine Action“.

Fazit: Das Hotel ist eine Top-Adresse für ruhigen All-inclusive-Urlaub. 112 Zimmer sind exklusiv über Jahn Reisen und ITS buchbar. Und sollte einem der Sinn doch einmal nach dem Griechenland „draußen“ stehen, können Gäste den Bummelzug nach Kolymbia nehmen. Dort warten noch ein paar urig schöne Tavernen mit gastfreundlichen Wirten. Quittungen gibt’s keine. Aber leckeres Essen und Wein von der Insel.