Berlin. Krise bei Flusskreuzfahrten? Zielgebiete wie Ägypten sind unruhig, der Preiskampf in Deutschland ist hart. Doch es gibt auch positive Entwicklungen.
Für die Anbieter von Flusskreuzfahrten waren die vergangenen Jahre unruhige Zeiten. Und jetzt hat es Nicko Cruises erwischt, die bis vor kurzem noch Nicko Tours hießen. Der Veranstalter musste jüngst Insolvenz anmelden. Als Gründe wurden unter anderem das Hochwasser im Frühjahr 2013 sowie die Spannungen in der Ukraine und Russland genannt - Kernmärkte von Nicko. Der deutsche Marktführer wurde 1992 als Russland-Spezialist gegründet.
Dennoch glaubt Prof. Torsten Kirstges von der Jade-Hochschule Wilhelmshaven eher an hausgemachte Gründe. "Nicko war sehr stark in Osteuropa, ein gesundes Unternehmen kann den Einbruch in einem Bereich aber verkraften", sagt der Tourismusforscher. "So etwas kann eine angespannte Lage eines Unternehmens nur verschärfen."
"Vorsichtige Entspannung" in Ägypten
Klar ist: Die gesamte Flusskreuzfahrtbranche befindet sich seit längerem in unruhigem Fahrwasser. Zwei Jahre lang gab es kräftige Rückgänge. Zuletzt zeigte sich der Branchenverband IG River Cruise auf der Reisemesse ITB jedoch etwas optimistischer. 2014 gab es ein Passagierplus von 2,3 Prozent. Die Buchungen für dieses Jahr seien "erfolgreich angelaufen", sagt Geschäftsführer Helge H. Grammerstorf.
Als externe Hindernisse nennen die Veranstalter das Hochwasser im Frühjahr 2013, die Streiks der Schleusenwärter und das Niedrigwasser im Sommer 2014. Hinzu kamen Probleme in zwei wichtigen Zielgebieten: zunächst in Ägypten, wo als Folge des politischen Umsturzes so gut wie keine Nilkreuzfahrtschiffe mehr fuhren. Und schließlich der Konflikt in Ukraine und Russland. Zumindest in Ägypten stünden die Zeichen auf "vorsichtiger Entspannung", sagt Grammerstorf.
Preiskampf bei den Reedereien
Doch viel schwerer wiegen für Kirstges die internen Probleme: "Flusskreuzfahrten sind immer noch ein Produkt für die Zielgruppe 60 plus." Die Hochseekreuzfahrt habe es dagegen geschafft, auch jüngere Kunden anzuziehen. Grammerstorf bereitet das weniger Sorgen: "Es kommt immer Publikum für Flusskreuzfahrten nach." Wer heute jung ist, so die Argumentation, kommt irgendwann in ein Alter, in dem eine Flusskreuzfahrt für ihn interessant ist.
Trotzdem ist der deutsche Markt hart umkämpft. Als Folge liefern sich die verbleibenden Reedereien einen harten Preiskampf. Auffällig ist, dass Flusskreuzfahrten bei deutschen Urlaubern eher weniger beliebt sind, während sie vor allem bei Reisenden aus den USA boomen. "Diese sind auch bereit, deutlich mehr dafür zu zahlen", sagt Kirstges. Die höheren Gewinnmargen locken auch die Veranstalter. So stieg Viking 2013 aus dem deutschen Markt aus und konzentriert sich auf die USA.
Gute Aussichten für A-Rosa
Eine Zurückhaltung der Kunden bei Flusskreuzfahrten sieht auch Rudolf Stäuble, der bei Dertour für diesen Bereich verantwortlich ist. Er verweist ebenfalls auf die politischen Krisen: "Wir hatten 2014 für Russland noch Zuwächse, das ist dieses Jahr beträchtlich zurückgegangen." Zwar besteht bei Fahrten auf Donau oder Wolga kein Risiko. "Aber Russland hat ein Imageproblem." Die Ukraine ist schon vor zwei Jahren aus dem Programm verschwunden.
Allerdings ziehen nach Stäubles Beobachtung auch Rhein und Donau nicht mehr so wie früher. Während es in der Hochseekreuzfahrt in den vergangenen 15 Jahren starke Veränderungen gegeben habe, müsse das im Flussbereich erst noch passieren. Mehr Auswahl beim Bordprogramm und bei den Ausflügen seien zwei wichtige Gesichtspunkte.
Deutlich optimistischer blickt A-Rosa in die Zukunft. 2014 habe man den Umsatz um 24 Prozent steigern können, die Zahl der Gäste sei um 16 Prozent gestiegen, so Geschäftsführer Hans Jörg Eichler. Auch für 2015 wird ein zweistelliges Wachstum angepeilt. Die Entwicklungen im Markt sind also durchaus unterschiedlich. (dpa)