Berlin. Nackt Urlaub zu machen, klingt für viele Touristen immer noch nach Zelten an der Ostsee. Doch viele Anhänger der Freikörperkultur (FKK) fahren mittlerweile lieber ins Ausland, sagt der ehemalige Präsident der Internationalen Naturisten-Föderation (INF), Wolfgang Weinreich. Nachwuchsprobleme gebe es im FKK-Tourismus nicht.
Herr Weinreich, welche Orte liegen für den FKK-Urlaub im Trend?
Wolfgang Weinreich: FKK-Urlauber verreisen immer häufiger ins Ausland. In Deutschland gibt es etwa an der Ostsee oder an Seen in Nordrhein-Westfalen zwar viele FKK-Bereiche. Für den längeren Urlaub geht es aber vor allem nach Kroatien und Spanien. FKK-Leute reisen ans Meer.
Wie hat sich der Nackttourismus in den vergangenen Jahren verändert?
Weinreich: Vor 50 Jahren, als die ersten kommerziellen FKK-Reisen aufkamen, schliefen die Urlauber vor allem in Campingzelten und Hütten ohne fließendes Wasser und Strom. Die Duschen waren Holzbalken mit einem Strick für kaltes Wasser. Heute wird eine gehörige Portion Luxus im Drei- bis Vier-Sterne-Bereich, gelegentlich bis zum Fünf-Sterne-Bereich nachgefragt. In den vergangenen fünf, sechs Jahren sind große Kreuzfahrten auf Luxus-Linern dazugekommen. Auch Wellnessangebote werden immer wichtiger.
Wer macht heute noch FKK?
Weinreich: Hauptsächlich sind das Menschen im Alter von 50 Jahren aufwärts, die eine etwas bessere Bildung und ein besseres Einkommen haben. Aber auch junge Familien machen FKK-Urlaub. In den Vereinen mag die Mitgliederzahl zurückgehen, weil der Nachwuchs fehlt, im Tourismus ist das nicht so. FKK ist nach wie vor interessant.
Was macht den nackten Urlaub so besonders?
Weinreich: Das ist ein Gefühl. Eine unheimliche Freiheit. Wie herrlich das ist, nackt durch den Wind zu laufen oder in der Sonne zu liegen, ohne mit dem nassen Fummel rumzukämpfen - das muss man selbst erleben. Probieren Sie es mal ohne Badehose! Man kommt der Natur nahe, ohne ideologische Bindung. Da geht es heute nicht mehr um Abstinenz von Nikotin, Alkohol und Fleisch, im Gegenteil: Viele FKK-Urlauber sind Genussmenschen.
Zur Person