Essen. Obowhl Jens Huwald und Dr. Martin Spantig aus dem Rheinland stammen, leiten sie das Bayern Tourismus Marketing. Das NRW-Team kommt in Bayern gut an.

Das Geschäftsführer-Duo Jens Huwald und Dr. Martin Spantig agiert bei der Bayern Tourismus Marketing GmbH als eingeschworenes Team, obwohl der eine aus Düsseldorf, der andere aus Köln stammt. Ein Gespräch über echte Marken, politische Einflussnahme und wie man auch in Bayern Tacheles redet.

Ein Düsseldorfer und ein Kölner als Doppelspitze bei der wichtigsten Tourismusorganisation in Bayern. Das kann doch nicht gut gehen.

Dr. Martin Spantig: Oh doch. Wir haben die ersten drei Jahre erfolgreich gemeistert und nun das Mandat für fünf weitere Jahre erhalten. Die Arbeit des NRW-Duos kommt also in Bayern ganz gut an.

Jens Huwald: Wir haben gemeinsam eine konsequente und erfolgreiche Dachmarkenstrategie für das Tourismusland Bayern aufgesetzt. Und wir können anhand der Übernachtungszahlen und dem gestiegenen Interesse der Konsumenten am Urlaubsland Bayern sehen, dass dieser eingeschlagene Weg absolut richtig ist.

"Wir nehmen Bayern durch die Brille eines Gastes wahr"

Was war vorher anders?

Huwald: Wir haben überwiegend in Produkten gedacht und gearbeitet. Das war zu dieser Zeit auch richtig. Doch nun geht es darum, wieder Geschichten zu erzählen. Beispielsweise über die Menschen oder die besonderen Orte im Land, die für die Einzigartigkeit Bayerns stehen. Ein Produkt mit einem Preis muss es am Ende auch geben. Aber unsere vorrangige Aufgabe sehen wir jetzt darin, die Inspiration in Gang zu setzen. Die Buchung kommt dann fast automatisch.

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Spantig: Richtig. Wir haben so viele authentische Botschafter und so viele Schätze, die es mehr denn je zu heben gilt. Beispielsweise die über 13 000 Museen in ganz Bayern. Diese Nachricht müssen wir noch besser als zuvor zu den richtigen Zielgruppen transportieren.

Wie erklären Sie sich, dass ein NRW-Team ausgerechnet im bayerischen Tourismus akzeptiert wird?

Huwald: Es hat viele Vorteile, dass wir gewissermaßen von außen kommen. Die touristischen Regionen in Bayern haben eine sehr starke föderale Struktur und eigene Identität. Nehmen wir Franken, das Allgäu oder auch Ostbayern. Jede Person aus Bayern, die an der Spitze der übergreifenden Organisation steht, wird da schnell verdächtig, parteiisch zu sein.

Spantig: Ein weiterer Vorteil ist, dass wir nach Feierabend und am Wochenende das Urlaubsland Bayern nach wie vor wie durch die Brille eines Gastes wahrnehmen. Wir sind daher nicht betriebsblind, wenn es um die Schönheit und die Qualitäten dieses Bundeslandes geht.

Rheinische Lebensfreude kommt an

Welche Qualitäten aus Nordrhein-Westfalen zahlen sich noch aus?

Spantig: Als Rheinländer kommunizieren wir gerne und sind auch sehr gesellig. Das kommt uns hier sehr zu Gute.

Huwald: Unsere rheinische Lebensfreude kommt an. In einer Branche, die eine große emotionale Komponente hat, ist das enorm wichtig. Und wenn es mal Konflikte gibt, sind wir dafür gestählt. In einer hitzigen Auseinandersetzung muss ein hart gesprochenes Wort nicht automatisch böse sein. Wer wie wir den Ruhrpott kennt und liebt, weiß eben wie Tacheles geht.

Gerade in Bayern mischt die Politik immer mit. Ist das nicht unglaublich anstrengend?

Huwald: Das mag sein. Aber vom Grundsatz her finden wir es völlig in Ordnung, dass die Politik mitredet. Immerhin stellt sie die Gelder für die Tourismusförderung und die meisten Projekte zur Verfügung. Da ist es sogar ihre Aufgabe zu überprüfen, dass wir einen vernünftigen Job machen.

Spantig: Wir stehen als kleinteilige Branche mit unzähligen Hotels und Gaststätten im Wettbewerb mit so großen und natürlich auch großartigen Konzernen wie BMW oder Audi. Dabei beschäftigen wir im bayerischen Tourismus in Summe mehr Menschen und generieren auch mehr Wertschöpfung als die gesamte Automobilwirtschaft. Das müssen wir der Politik immer wieder aufs Neue vermitteln. Aktuell sind wir jedoch sehr happy, dass wir mit Ilse Aigner eine politische Spitzenkraft haben, die die Bedeutung des Tourismus voll erkannt hat.

"Wir verfügen mit Bayern über ein echtes Juwel"


Unser Gespräch heute findet im Casino Zollverein statt und Sie sind beide begeistert, von den touristischen Möglichkeiten hier im Ruhrgebiet und in ganz NRW. Warum sind Sie dennoch froh, dass Sie für den bayerischen Tourismus arbeiten dürfen?!

Spantig: Wir verfügen mit Bayern über ein echtes Juwel. Die weltweite Strahlkraft und Bekanntheit Bayerns als natürliche und historische Marke ist schlicht unbezahlbar. Als Sahnehaube kommt inzwischen dazu, dass der FC Bayern als global wahrscheinlich einer der bekanntesten Fußballklubs gleichzeitig unsere Marke in seinem Vereinsnamen in die Welt trägt und so indirekt für uns wirbt.

Huwald: Es kommt noch mehr dazu. Bayern verfügt über eine begnadete Umgebung. Die Seen, Berge, Wälder, dazu die ganze Tradition und die historischen Schätze und Bauwerke. Das ist für uns als Touristiker ein wahres Gottesgeschenk. Deshalb möchten wir auf keinen Fall tauschen.