Essen. Wer sich auf einem Kreuzfahrtschiff unwohl fühlt, aber nicht auf eine Seereise verzichten möchte, kann alternativ mit dem Frachtschiff verreisen.

Auf einem Kreuzfahrtschiff sind Ihnen zu viele Menschen? Sie haben keine Lust, sich am Abend fein zu machen, und am Animationsprogramm war Ihnen noch nie gelegen? Bejahen Sie diese drei Fragen, kann es trotzdem noch etwas mit Ihrer Seereise werden. Es gibt Alternativen: Wie wäre es mit der Postschiffreise in der Südsee, beispielsweise 14 Tage zwischen den Marquesas-Inseln von Französisch Polynesien.

Ihr Bankkonto sollte dafür aber gut gefüllt sein: 3900 Euro pro Person in der Standard-Doppelkabine kostet die Reise beim Anbieter „Langsamreisen“. Oder darf es die 3000-Seemeilen-Atlantiküberquerung in einer 16,5 Meter langen Segelyacht sein? Beispielsweise mit „Seereisen Hering“ in rund 18 Tagen von Gran Canaria nach St. Lucia oder zu den Grenadines in der Karibik. Zu viel des Abenteuers? Bleibt immer noch die Frachtschiffreise. Sie ist erschwinglich, bietet massig Seefahrtsromantik und es gibt reichlich Routen und Anbieter, etwa die Gesellschaft Internationale Frachtschiffreisen Pfeiffer aus Wuppertal.

Auch Auswanderer nutzen das Angebot

„Viele unserer Kunden nennen als Motivation Interesse an der Schifffahrt, technisches Interesse und Interesse an dem Reisen auf See“, berichtet Geschäftsführerin Nina Pfeiffer. Einige möchten nach vielen Kreuzfahrten einfach mal anders zur See fahren. Für sie bieten sich kürzere Rundreisen in der Nord- und Ostsee an. „Dann gibt es natürlich die Abenteurer, die auf ungewöhnliche Weise reisen möchten.“ Auch Auswanderer nutzen das Angebot, Europa langsam zu verlassen. Auf dem Frachter können sie viel mehr Gepäck mitnehmen, bis zu 100 Kilo pro Person.

Wolfgang Poddig hat 1994 seine erste Frachtschiffreise gemacht und ist seitdem „nicht mehr losgekommen“. Bis heute war er 73 Mal unterwegs. Zu Anfang waren Ziel und Route noch wichtig. „Ich habe versucht, viel zu sehen“, blickt der 64-Jährige aus Celle zurück. Mittlerweile habe er im Westen alles gesehen, Reisen nach Südostasien möchte er nicht unternehmen. „Kein Bock, zwei, drei Monate weg zu sein“, erklärt er. Stattdessen will er möglichst oft auf großer Fahrt sein. „Heute ist mir nur noch wichtig, an Bord zu gehen.“ Wie ihm geht es rund 6000 anderen Deutschen im Jahr, die eine Frachtschiffreise buchen.

Hausmannskost auf dem Teller

Damit die Fahrt auf dem Frachter genossen werden kann, sollten Reisende einige persönliche Eigenschaften mitbringen. Ganz wichtig ist, zeitlich flexibel zu sein. Zwar fahren Containerschiffe nach einem recht festen Zeitplan, „aber es kann immer mal zu Verspätungen kommen“, weiß Nina Pfeiffer. „Man muss Puffer einplanen.“ Mindestens zwei bis drei Tage nach vorn und hinten seien ratsam. Auch gute Gesundheit ist wichtig, denn es ist kein Arzt an Bord. Die Mannschaften werden in medizinischer Versorgung geschult, und „je nach Krankheitsfall wird natürlich der nächste Hafen angesteuert.“

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Vielfahrer Wolfgang Poddig weiß, was noch wichtig ist: „Man muss mit sich selbst klar kommen, oft bin ich der einzige Passagier an Bord.“ In der Regel haben die Frachtschiffe nur Kabinen für ein bis vier Passagiere. Andererseits solle man durchaus kontaktfreudig sein, um mit der Mannschaft ins Gespräch zu kommen, findet Poddig. Es schade auch nicht, ein Freund deftiger Hausmannskost zu sein. Die Mahlzeiten werden gemeinsam eingenommen, ein Standardessen sei Schnitzel mit Pommes. „Die Passagiere sind gern auf der Brücke gesehen, auch der Chief Engineer zeigt gern den Maschinenraum. Aber sie müssen natürlich nicht mit anpacken“, sagt Nina Pfeiffer.

"Frachtschifffahrer sind wie Motorradfahrer"

Die Kabinen sind so unterschiedlich wie die Schiffe. Frachtschiffreisen Pfeiffer vermittelt ausschließlich Außenkabinen mit Dusche/WC. „Wir bieten alles, von der kleinen Einraumkabine mit Bett, Tisch und Stuhl bis zur großen Suite mit Schlaf- und Wohnraum und eigener Terrasse“, zeigt Pfeiffer auf. Entsprechend schwanken die Kosten: „Je nach Reise, Kabine und Reederei zirka 80 bis 130 Euro pro Tag“.

In puncto Gegebenheiten an Bord und Präferenzen hat Wolfgang Poddig einen passenden Vergleich parat: „Kreuzfahrer sind wie Autofahrer, Frachtschifffahrer wie Motorradfahrer.“ Für ihn persönlich ist der Fall klar. Er steht am liebsten auf hoher See an Deck, mit einer Selbstgedrehten im Mund und der Nase im Fahrtwind. Seine schönste Reise? Poddig überlegt lange, ehe er sagt: „Immer diejenige, die ich gerade mache.“