Koh Samui. Seit 1989 die erste Flugverbindung nach Koh Samui startete, ist die Insel eine boomende Touristenregion. Am besten lässt sie sich per Jacht erkunden.
Sandra Kiesel hat sich einen Kindheitstraum erfüllt. Nachdem die 26-Jährige in Südafrika und am Bodensee ihre Segelprüfungen bestanden hat und sich kurze Zeit in Melbourne erprobte, hat sie im Golf von Thailand das Segelparadies gefunden, nach dem sie sich seit Jahren sehnte. "Es ist schon optimal, aus seinem Hobby einen Job machen zu können", schwärmt sie und deutet auf die gegenüberliegenden Inseln: "Dort draußen warten Abenteuer und Idylle, nahezu menschenleere Inseln mit romantischen Stränden, farbenprächtige Tauch- und Schnorchelreviere und gastfreundliche Fischer."
Während Sandra und ihre Kollegen von der Sunsail Marina auf Koh Samui die Lebensmittel und alles Notwendige für eine Vier-Tages-Fahrt an Bord bringen, bleibt etwas Zeit zur Erkundung der mit rund 250 Quadratkilometern viertgrößten Insel Thailands. Seit Start einer Flugverbindung 1989 hat sich Koh Samui von einer Backpackerdestination in eine boomende Tourismusregionen verändert. Noch einmal verdoppelte sich die Zahl der Besucher nach dem Tsunami am 26. Dezember 2004, denn Samui blieb aufgrund der geschützten Lage im Golf von Thailand von Zerstörungen verschont. Hotels und Ferienhäuser schossen aus dem Boden, und aus winzigen Fischerdörfern wurden Städte wie Chaweng und Lamai, die heute hauptsächlich vom Tourismus und vom Handel leben.
Zurück in der Marina ist alles bereit zum Auslaufen. Ein geräumiger, gut elf Meter langer Katamaran mit zwei Motoren von je 30 Pferdestärken und vier Doppelkabinen ist Fahrzeug, Lebensraum und Unterkunft für die folgenden vier Tage. Als erstes Ziel der Erkundungsfahrt durch den Golf hat Kiesel den vier Fahrstunden entfernten und 102 Quadratkilometer großen Marine-Nationalpark Ang Thong auserkoren. Die Inseln inspirierten den Schriftsteller Alex Garland zu seinem Roman "The Beach", der später mit Leonardo DiCaprio verfilmt wurde.
Seeadler und Schildkröten
Vielleicht ist der Begriff Paradies etwas übertrieben, aber wunderschön sind sie allemal. Auf dem kleinen Eiland Ko Mae Ko gestattet ein Aussichtspunkt einen fantastischen Überblick über die Inselwelt mit ihren dicht aneinandergereihten und steil in den Himmel ragenden Karstfelsen. Die 42 aus schroffem Kalkstein bestehenden Inseln bilden ein ideales Revier für Kajakfahrer, die auf ihrer Tour von einem idyllischen Sandstrand zum nächsten kleine, vom Meereswasser aus dem Stein gewaschene Grotten erkunden oder Seeadler und Schildkröten bewundern können. Und wirft die untergehende Sonne einen feuerroten Schleier über den Himmel, dann scheint der Vergleich mit dem Paradies gar nicht mehr so abwegig. Feurig geht es auch beim Abendessen in der "Sand Bar" zu. Schnell kommt man beim Genuss einer als Spicy Soup im Menü aufgeführten Suppe zu der Erkenntnis, dass das wirklich nicht übertrieben ist. Allein Sandra verzieht keine Miene beim Essen.
Am nächsten Tag ist kaum Wind zu spüren. Die Sonne brennt auf das Meer. Da hilft höchstens Sonnenschutzfaktor 50 auf der etwa fünfstündigen Tour zur nördlichsten Insel Koh Tao. Nachdem der Katamaran mit Motorkraft die Karstinseln hinter sich gelassen hat, nimmt sich Sandra Zeit, um ihre Crew auf Zeit zumindest in grundlegende seemännische Kenntnisse einzuweihen.
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Vielleicht kann es in den nächsten Tagen doch von Nutzen sein, zu wissen, wie man Groß- und Vorsegel bedient, wie man trimmt und viert und was beim Wendemanöver zu beachten ist. Schnell vergeht dabei die Zeit, bis die beeindruckenden Granitfelsen von Koh Tao auftauchen. Für Sandra gehören die Korallenbänke rund um die Insel zu den besten Tauch- und Schnorchelrevieren im Golf. Papageien- und Napoleonfische knabbern an grazilen Korallen, Zebrafische umrunden die Schnorchler, und Schwärme neugieriger winziger Fischlein hüllen die von Bord springende Gruppe bald von allen Seiten ein.
Von der Gefängnisinsel zur Touristendestination
Dennoch zuckt gerade auf dieser Insel der Kellner im Restaurant hilflos mit den Schultern, als er nach Fischgerichten befragt wird. Selbst hier oben - weit entfernt vom Festland - haben die Fischer mit schwindenden Fischbeständen zu kämpfen. Als Zusatzverdienst kommt die Vermietung kleiner Bungalows an Touristen gerade recht. Auch etwa 40 Tauchschulen haben Koh Tao als ihren Standort erwählt. Die einstige Gefängnisinsel Thailands mausert sich zwar noch zögerlich zur Touristendestination, doch Individualreisende finden hier idyllische kleine Ferienhäuser, in denen man sich dem Massentrubel entziehen kann.
Auch die südlich von Koh Tao gelegene Insel Koh Phangan machte noch in den 80er Jahren als Backpacker- und Hippieresort von sich reden. So verwundert es nicht, dass man am Strand noch immer auf ganz besondere Typen mit Klampfe und Tarzanlendenschurz trifft. Urige Bars säumen die langgezogenen Strände und verbreiten Chill-out Musik. Heute macht die Insel mit ihren Full-Moon-Parties in Haad Rin von sich Reden. "Und die bringen die Insel nicht nur in Vollmondnächten zum Beben", weiß Sandra.
Am nächsten Tag weht tatsächlich eine leichte Brise, und die Segel werden gesetzt. Auch wenn der niedrige Geräuschpegel der Motoren in den vergangenen Tagen nicht wirklich störte, vermitteln die Ruhe und Eleganz des Segelns ein ganz eigenes Wohlgefühl. Das majestätische Dahingleiten ist zweifellos der fahrtechnische Höhepunkt der Tour. (dpa)