Essen. Die “Quantum of the Seas“ ist das neueste und modernste Schiff der Royal Caribbean-Flotte. Wer auf dem drei Fußballfelder langen Koloss eine Kreuzfahrt macht, wird mit Angeboten überhäuft, die Ihresgleichen suchen: Autoscooter, Kletterwand, Wellen zu Surfen und sogar Fliegen im Windkanal “Rip Cord“.
Kreuzfahrer lieben dieses Ritual: An einem langen Seetag, gerne zwischen zwei ausgedehnten Mahlzeiten, machen sie den ultimativen Belastungstest. Der Fahrstuhl wird nicht beachtet, zu Fuß geht es von ganz oben durch die Etagen und Treppenhäuser des schwimmenden Hotels bis in den Keller deutlich unterhalb der Wasseroberfläche. Pause. Durchatmen. Und schon geht es Stufe um Stufe und Treppe um Treppe wieder zurück nach oben, bis das Pooldeck und Sonnenstrahlen locken.
Die „Quantum of the Seas“, das neueste und modernste Schiff der Royal Caribbean-Flotte, gehört zu den See-Riesen, bei denen sich durch dessen Dimensionen ein neues Seefahrer-Ritual entwickelt. Das Schiff wird einmal der Länge nach per pedes ausgemessen. Das größte in Deutschland gebaute Passagierschiff misst von Anfang bis Ende fast 350 Meter – und hat damit die Länge von drei Fußballfeldern. Auf der gemalten Joggingrunde von Deck 15 legt man knapp 1000 Meter zurück, um die „Quantum of the Seas“ zu umrunden. Und das ist längst nicht alles. Das Schiff kann noch höher und breiter werden, als es auf den ersten Blick scheint: Dazu hat Royal Caribbean ein magisches Extra installiert, eine Zauberkugel. Aber dazu später mehr.
Das größte in Deutschland gebaute Passagierschiff
„Wir wollen unseren 4180 Gästen etwas ganz Besonderes bieten. Wir wollen sie begeistern. Dazu brauchen wir viel Platz“, erklärt Richard D. Fain, Vorstandschef des US-Konzerns Royal Caribbean. Willkommen im Abenteuerland.
Die „Quantum of the Seas“ hat Ende Oktober das Trockendock verlassen, gerade im Ärmelkanal die erste bemannte Probefahrt absolviert und wird Ende November in der Karibik auf Jungfernfahrt samt Taufe unterwegs sein. Dort, in den warmen Gefilden Mittelamerikas, soll sie auch künftig unterwegs sein. Bestückt mit vielen US-amerikanischen Kreuzfahrern. Und die werden sich, mit ihrer bekannten Vorliebe für „Brot und Spiele“, denkbar wohl auf dem Riesen fühlen.
Tagsüber dürften vor allem die obersten Decks 15 und 16 magische Anziehungskraft ausüben. Da ist der Seaplex-Bereich, eine Multifunktionshalle mit riesiger Autoscooter-Fläche samt bunten Crash-Gefährten. Bei Bedarf sind hier auch Bewegungssportarten wie Basketball, Rollschuhlaufen und Tischtennis möglich – und gern gesehen. Ein Hot-Dog-Stand wartet nebenan. Am Schiffsheck locken die Kletterwand und der Flowrider, bei dem Wellenreiter für ihre Passion nicht mehr das Schiff verlassen müssen.
Innovatives „Dynamic Dining“
In Sachen Entertainment gibt es noch mehr. Nur Fliegen ist schöner? Auf dem Schiff kein Problem. Hoch hinaus geht es im gläsernen Windkanal „Rip Cord“, in dem man bis zu acht Meter hoch fliegen kann. Wer es ruhiger und noch höher mag, steigt in die erwähnte magische North-Star-Kugel. Die hebt ein Kran-Arm bis zu 90 Meter über die Meeresoberfläche. Außerdem kann die Gondel weit über die Deckränder ausgeschwenkt werden. „Wir wollen neue, wir wollen einmalige Perspektiven bieten“, so Royal Caribbean-Boss Fain. Das ist ihm mit der fast eine Milliarde Dollar teuren „Quantum of the Seas“ zweifelsohne gelungen.
Doch der Karibik-Riese soll nicht nur mit Masse glänzen. Sondern auch mit einem neuen Konzept: „Dynamic Dining“ lautet die Wortkreation. Statt auf große Verzehrtempel setzt Royal Caribbean auf fünf Restaurants, deren Besuch im Reisepreis inbegriffen ist. Neben einer bewährten Buffet-Meile sind das am Ende der Flaniermeile „Royal Esplanada“ vier aufwendig ausgestattete Restaurants à la Carte samt kreativen Sterne-Köchen und Speisekarten aus aller Welt. Reservierungen sind, ebenso wie für Landausflüge und Spa-Behandlungen, per Handy-App möglich. Der neue Service wird genutzt. „Bei ersten Tests wurden bis zu 80 Prozent der Mahlzeiten für eine Reise vorab gebucht“, verrät Brian Abel, Vize-Präsident für Essen und Getränke. Im Restaurant, beim Service-Personal, kommen Tablet-Computer zum Einsatz. „Es wird in Summe einfacher, schneller und flexibler. Wir erreichen eine neue Stufe der Gastlichkeit“, sagt Abel.
Virtuelle Balkone in den Kabinen
Handys und Tablet-Computer werden auch bei den Kreuzfahrern auf der „Quantum of the Seas“ zur Basis-Ausstattung gehören, wie Badehose und Handtuch. Ein leistungsstarkes und satellitengestütztes W-LAN garantiert auf den Weiten der Ozeane ständig Empfang. „Familien und junge Menschen sind ein schnell wachsender Markt. Aber alles ist auch ohne diese Technik nutzbar. Wir wollen niemanden ausschließen“, sagt Royal Caribbean-Boss Richard D. Fain.
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Mehr als ein Dutzend weiterer gastronomischer Lokalitäten, teilweise im Reisepreis inbegriffen, sowie eine eigene Bäckerei garantieren auch auf langen Reisen mit vielen Seetagen kulinarische Abwechslung. Unter anderem hat sich der englische Promikoch Jamie Oliver einen Spot auf dem Schiff gesichert. Den idealen Einstieg in die Abendunterhaltung bietet ein Besuch beim „Makr-Shakr“, dem ersten Doppel-Cocktail-Roboter auf einem Kreuzfahrtschiff. Der ist zwar kein guter Zuhörer, mixt und serviert aber auf Knopfdruck leckere Cocktails. Auch für die Kabinen haben sich 200 Entwickler in fünf Jahren Planungs- und Bauzeit etwas Besonderes einfallen lassen: Alle Innenkabinen haben virtuelle Balkone. Kameras projizieren die Außenatmosphäre und den maritimen Wellengang an die Innenwand. Eine interessante Perspektive.
Wer nicht eigens auf Karibiktour gehen will, um mit der neuen „Quantum of the Seas“ zu cruisen, muss nur einige Monate warten. Im April, so die Planung, soll die „Anthem of the Seas“ als baugleiches Schwesterschiff der Quantum vor allem in Europa auf Touren gehen und den rasant wachsenden Markt noch mehr beleben. Das Showprogramm wird europäischer gestaltet. Ansonsten erwartet den Kreuzfahrer auch hier das Abenteuerland mit neuen Perspektiven.