Kreis Wesel/Iserlohn. Polizeibehörden warnen vor einer neuen Form des „Enkeltricks“. Betrüger versuchen per WhatsApp, als angebliche Verwandte Geld zu ergaunern.
Auch Betrüger gehen mit der Zeit: Bisher unbekannte „Enkeltrick“-Betrüger haben jetzt im Kreis Wesel versucht, per WhatsApp-Kontakt Geld zu ergaunern. Auch die Polizei im Märkischen Kreis warnt davor.
„Hallo Mama, ich habe eine neue Telefonnummer“ - in mindestens drei Fällen haben Betrüger im Kreis Wesel jetzt WhatsApp-Nutzer auf diese Weise kontaktiert. Ihr Ziel: Per Messenger-Nachricht den Kontakt herstellen, eine Vertrauensbasis schaffen und dann Geld wegen einer vorgegaukelten Notsituation abgreifen.
„Enkeltrick“ per WhatsApp: Betrüger gaukeln Not-Situation vor
„Opfer werden aufgefordert, die gesendete Mobilfunknummer im Handy zu speichern“, teilt die Polizei mit. Die alte Nummer könne gelöscht werden. Als Grund wird zum Beispiel genannt, dass das eigene Handy verloren wurde oder man eine neue SIM-Karte habe. „Nur Minuten später gehen die nächsten Nachrichten ein“, beschreibt die Polizei das Vorgehen der Betrüger.
Angeblich müsse eine offene Rechnung von mehreren Tausend Euro bezahlt werden, doch die angebliche Tochter oder der Enkel hätte wegen der Umstände „keine Möglichkeit, auf Online-Banking zuzugreifen, um so das Geld zu überweisen.“ Ob nicht Mama, Oma, Tante etc. helfen könne?
Handy-Nummer der Absender führt ins Nichts
„Bloß nicht antworten!“ warnt die Polizei. „Verbunden ist die Info mit der Bitte, Geld auf ein unbekanntes Konto zu überweisen, um so die angeblich offene Rechnung zu bezahlen. Das Geld würde dann in wenigen Tagen an das Opfer zurückgezahlt werden, was jedoch nicht geschieht.“
Die Handynummer der Absender sei wohl über Fake-Personalien ergaunert worden. Die gesendete IBAN-Nummer führe zu einem Konto im Ausland, meist einer Internet-Bank, sagt ein Sprecher der Kreispolizei Wesel. Die Täter würden zudem alles tun, um den Geldfluss, sofern es dazu komme, zu verschleiern.
Polizei rät: Nicht antworten, nicht zahlen - misstrauisch sein!
Was kann man tun, um „Enkeltrick“-Tätern nicht in die Falle zu gehen? Die Polizei rät:
- Gehen Sie auf keinen Fall auf Geldzahlungsforderungen über Messenger-Dienste ein.
- Wenn Sie auf diese Weise von einer oder einem angeblich Bekannten oder Verwandten unter einer fremden Nummer kontaktiert werden, fragen Sie unter den Ihnen zuvor bekannten Erreichbarkeiten persönlich nach, ob tatsächlich die Nummer gewechselt wurde.
- Nehmen Sie eine fremde Nummer nicht sofort als Kontakt auf.
- Informieren Sie Ihr kontoführendes Geldinstitut, um eventuell getätigte Überweisungen anzuhalten oder rückgängig zu machen.
- Wenn sie Opfer geworden sind, informieren Sie die Polizei unter 110. Nur so erhält die Polizei Kenntnis von der Straftat und kann die Täterinnen oder Täter verfolgen.
- Außerdem erhält sie dadurch Informationen zum Ausmaß des Deliktes und kann Zusammenhänge herstellen und eventuell Tatserien erkennen.
Betrüger dürften Betrugs-Nachrichten massenhaft versenden
„Es gilt dieselbe Warnung wie bei betrügerischen Telefonanrufen falscher Enkel“, sagt auch die Polizei im Märkischen Kreis, wo bereits im März ein Betrugsversuch per WhatsApp aktenkundig wurde:
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„Am Telefon melden sich die Täter gerne mit „Hallo Oma! Rat mal, wer hier ist!“ Wenn die Opfer einen Namen nennen, schlüpfen die Betrüger flexibel in die Rolle des Genannten. Ist dieser Vertrauensschritt getan, kommt im nächsten Schritt IMMER die Geldfrage: „Bitte hilf mir!“ Entweder gibt es gerade angeblich eine einmalig günstige Gelegenheit, eine Immobilie zu kaufen. Oder die Enkelin/der Enkel schildert tränenreich einen Unfall. Nur wenn sie sofort eine hohe Geldsumme auftreiben könne, müsse sie nicht ins Gefängnis.“
„Enkeltrick“-Betrüger sind nach wie vor auch per Telefon aktiv. Die Kreispolizei Wesel registrierte jüngst zahlreiche Betrugsversuche auf diesem Weg. Bei den genannten drei Fällen per WhatsApp in Moers, Wesel und Kamp-Lintfort hatten die Enkeltrick-Betrüger offenbar keinen Erfolg: „Zum Glück haben alle drei Personen kein Geld überweisen.“
Ob es weitere Betrugsversuche gab, vermochte man bei der Polizei laut einem Sprecher nicht zu sagen. „Das sind so Betrugs-Wellen“, sagt der Sprecher. Täter agieren bundesweit und würden vermutlich massenhaft entsprechende Nachrichten versenden. „Da kann auch mal was bei einem Jugendlichen auf dem Handy landen“, sagt der Sprecher. Auch da wäre es gut, die Polizei zu informieren.