Witten. . Die Fabers fertigen aus alten Feuerwehrschläuchen und Uniformen Taschen oder Hundespielzeug. Schließlich sitzt der Ehemann an der Quelle.
Anja Faber (46) hat es gut: Wann immer sie eine neue Handtasche braucht, erfüllt Ehemann Udo ihr diesen Wunsch. Er näht sie selbst – aus alten Feuerwehrschläuchen. Diese Leidenschaft kommt nicht von ungefähr, denn der 47-jährige Hevener ist selbst Feuerwehrmann. Schnell wurde aus dem Hobby ein abendfüllendes Programm. In einer Mini-Werkstatt im Wullener Feld verbringt Udo Faber längst den Großteil seiner Freizeit.
Etliche Meter Schlauch stapeln sich in den deckenhohen Regalen. Und ein paar ausrangierte Uniformen. An der Wand gegenüber bekommt der Besucher einen Einblick ins Sortiment, das inzwischen vom Gürtel über Schreibmappen bis zum Trainingswerkzeug für die Hundeausbildung reicht – ein längliches Gebilde mit Schlaufe, das den Stock beim Werfen ersetzt. Mittendrin sitzt Udo Faber an einer der beiden Industrienähmaschinen und rattert los. Stabile Einkaufskörbe produziert das Ehepaar gerade. „Etliche Kilos Kartoffeln haben wir damit geschleppt“, sagt Udo Faber. „Wir testen alles selbst.“
Beim Experimentieren entstand ein Stiftemäppchen
Ihren Lauf nahm die Geschichte von „Faber Bag“, als Udo Faber, der inzwischen bei der Kreisleitstelle Schwelm arbeitet, noch auf der Wache Iserlohn im Einsatz und Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr in Annen war. Da hat er mal ein altes Stück Schlauch mit nach Hause genommen, das sonst entsorgt worden wäre. „Mal sehen, was man daraus zaubern kann“, so der Gedanke. Beim Experimentieren entstand das erste Stiftemäppchen.
Bald nahm die Näherei immer mehr Form an. „Irgendwann war die Verwandtschaft versorgt“, sagt Faber. Doch er hatte noch nicht die Nase voll. „Jetzt melden wir erst mal ein Gewerbe an“, entschied das Ehepaar. Und schon wurde der Verband der Feuerwehren NRW in Wuppertal auf die Fabers aufmerksam. Seitdem produzieren sie für den Shop, den der Verband betreibt, „Accessoires mit Geschichte“ – seit 2011 unter eigenem Label.
Bei 90 Grad ab in die Waschmaschine
Auch die Düsseldorfer Flughafenfeuerwehr haben sie schon ausgestattet – mit kleinen Gürteltaschen für die Funkmeldeempfänger. Die Herner Wehr wiederum benötigte 40 Schreibmappen. Die Wittener Kollegen haben schon oft nach Präsenten für Jubiläen oder Abschiede gefragt. „Und Sie wundern sich, was manche Privatkunden von uns wollen“, sagt Udo Faber. Hundemäntel, Nikolausstiefel oder eine Hochzeits-Clutch, also eine kleine elegante Damenhandtasche ohne Henkel, natürlich aus weißem Schlauch.
War das alte Material aus den 70er Jahren noch richtig schwer, sind die neuen Schläuche viel dünner und damit leichter zu tragen. Heute sind sie auch nicht mehr weiß, sondern neongelb, rot oder orange – damit so schnell keiner drüber stolpert. Weil die Schläuche bei den Feuerwehren nur kalt gereinigt werden, wandern sie bei den Fabers direkt in eine haushaltsübliche Waschmaschine und werden „bei 90 Grad voll durchgekocht“. Trotzdem müssen die einzelnen Stücke, wenn sie dann zum Verarbeiten aufgeschnitten werden, noch von Hand abgeschrubbt werden, damit wirklich alle Ablagerungen auf dem Gummi verschwinden. „Das ist echt Arbeit.“ Aber da rieche nachher nichts mehr, versichert Anja Faber.
Die Bürokauffrau (mit voller Stelle) ist fürs Zuschneiden und für die Buchhaltung zuständig. Ihr Mann beansprucht die Nähmaschinen für sich. Da sei er vorbelastet. „Meine Mutter hat Hüllen für Schreibmaschinen und Computertastaturen bei einer Firma im Wullener Feld genäht. Und ich habe ihr manchmal geholfen.“ Überhaupt ist die Wittener Familie sehr kreativ: Udos Cousin jedenfalls designt Aschenbecher, Mülleimer und Kaffeespender aus Feuerlöschern. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.
>> INFORMATION
- Bei Ebay findet man die Produkte der Fabers nicht. Wohl aber unter faberbag.de. Außerdem bietet das Ehepaar die Accessoires auch auf Feuerwehrfesten oder anderen Veranstaltungen an.
- Sie haben z.B. am Samstag, 1. Dezember, einen Stand auf dem kleinen, aber gemütlichen Weihnachtsmarkt der Herbeder Löscheinheit: 16 bis 22 Uhr auf dem Hof an der Meesmannstr. 100a.