Hagen. Vier Umweltverbände bringen die Waldbauern in Rage. Es geht um die Zukunft des Waldes in Deutschland.

Die NRW-Waldbauern warnen vor einer „Enteignung“, sollten sich die großen Umweltverbände mit ihren Forderungen bei der Gestaltung eines neuen Bundeswaldgesetzes durchsetzen. Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) will das mehr als 40 Jahre alte Gesetz novellieren. Die vier Umweltverbände Deutscher Naturschutzring, Deutsche Umwelthilfe, Naturschutzbund und World Wide Fund For Nature haben einen eigenen Entwurf als Vorschlag verfasst.

„Der Vorschlag ist an ordnungspolitischer Strenge, überbordender Regulierungswut und tiefem Misstrauen gegenüber dem Waldbesitz kaum zu überbieten“, erklärte Prof. Andreas Bitter, Präsident der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände. Die Pläne seien eigentumsfeindlich und hätten eine massive Regulierung von Waldbewirtschaftung und Holznutzung zur Folge. „Die vorgeschlagenen gesetzlichen Bewirtschaftungsvorgaben sind praxisfern und kommen einer de-facto-Enteignung gleich“, sagte Bitter.

Stoßen Vorschläge in Berlin auf offene Ohren?

Die Waldlobby – allein in NRW gibt es etwa 150.000 private Waldbesitzer – fürchtet, dass die Empfehlungen der Verbände bei den von Grünen geführten Ministerien für Umwelt und für Landwirtschaft in Berlin auf offene Ohren stoßen.

Die Umweltverbände wollen neue Prioritäten setzen: „Das Bundeswaldgesetz von 1975 kennt keine Klimakrise und kein Artensterben. Es schafft nicht den notwendigen Rahmen, unsere heimischen Wälder gegen die zunehmenden Extremwetter anzupassen und gegen die steigende Holznachfrage zu wappnen“, erklären sie. Das neue Gesetz solle den Erhalt und die Stärkung des Ökosystems Wald ins Zentrum rücken. Ihr Vorschlag sieht unter anderem strengere Regeln für die Wiederbewaldung und für das Ernten der Bäume vor. Die Einschlagmenge soll reduziert werden. Die Verbände haben sogar einen Ordnungswidrigkeiten- und Strafvorschriftenkatalog erarbeitet: Er sieht bei „schwerwiegender, dauerhafter oder großflächiger“ Schädigung des Waldes Geldbußen von bis zu 500.000 Euro und Freiheitsstrafen von bis zu 5 Jahren vor.

„Der Entwurf ist ein Affront“

Der Entwurf der Verbände sei ein „Affront“, sagte Max von Elverfeldt, Vorsitzender der Familienbetriebe Land und Forst. „Angesichts der Katastrophe, die sich in unseren Wäldern abspielt, brauchen wir mehr Freiheiten und Unterstützung und keine weiteren Auflagen.“ Die Waldbesitzenden kritisieren vor allem, dass die Umweltverbände die wirtschaftliche Bedeutung des Waldes herabstufen. „Die Holznutzung ist das einzige, mit dem wir unser Geld verdienen“, sagte Elverfeldt.

„Die Verbände wollen aus dem Bundeswaldgesetz ein Bundeswaldnaturschutzgesetz machen“, kritisierte Philipp Heereman, Vorsitzender des Waldbauernverbandes NRW. Cem Özdemir habe ihm jedoch in dieser Woche versichert, dass sein Ministerium durchaus in der Lage sei, eigenständig ein neues Gesetz zu entwickeln und dabei die zahlreichen Funktionen des Waldes gebührend zu berücksichtigen.