Hagen. Im ersten Halbjahr ist die Zahl der Windenergieanlagen in Südwestfalen nicht besonders stark gestiegen. Das wird sich nun ändern.
Für den Landesverband Erneuerbare Energien (LEE) steht fest: Südwestfalen wird zur Boomregion für Windenergie in NRW. Die neuesten Zahlen bestätigen diesen Trend. Demnach sind etwa im Hochsauerlandkreis in den ersten sechs Monaten dieses Jahres fünf neue Windenergieanlagen (WEA) mit einer Gesamtleistung von 25,5 Megawatt ans Netz gegangen.
Entscheidender ist jedoch die Zahl der im ersten Halbjahr genehmigten WEA: Sie beträgt im HSK 22 (Gesamtleistung: 119,1 Megawatt). Damit stellt diese Region den Landkreis mit den meisten Genehmigungen in NRW. Im Kreis Soest wurden bisher 17, im Märkischen Kreis 8 und im Kreis Siegen-Wittgenstein 4 neue Anlagen genehmigt, zusammen also 51. Fast jedes dritte nun in NRW neu genehmigte Windrad wird damit in Südwestfalen stehen. Insgesamt wurden 163 WEA im bevölkerungsreichsten Bundesland von den Behörden „abgesegnet“. NRW liegt damit im Bund an der Spitze.
Alte Windräder stillgelegt
Bei den im ersten Halbjahr installierten Anlagen sieht der Verband jedoch noch Luft nach oben. 45 neue Anlagen mit zusammen rund 200 Megawatt Leistung wurden in Betrieb genommen, allerdings wurden 41 alte Windräder stillgelegt.
Windräder sorgen jedoch nicht nur in Südwestfalen auch für Streit. Aus Sicht der Kritiker beeinträchtigen sie das Landschaftsbild und schaden der Natur. Zudem müssen sie mittels konventioneller Energieerzeugung abgesichert werden, da nicht immer genug Wind weht.
Weniger Konfliktpotenzial birgt die Solarenergie. In NRW werden immer mehr Anlagen zur Stromgewinnung aus Sonnenlicht installiert. LEE-Angaben zufolge wurden im ersten Halbjahr fast 94.000 neue Solaranlagen mit einer Leistung von 874 Megawatt in Betrieb genommen. Das entspricht im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einer Verdreifachung der Anlagenzahl und einer Steigerung der Leistung um den Faktor 2,5.
Großes Plus bei Balkonkraftwerken
Für die Zunahme sind vor allem die Balkonkraftwerke verantwortlich. Anschlussfertige Anlagen sind schon für rund 500 Euro erhältlich. Die Zahl der neuen Anlagen dürfte noch höher liegen, da zwar auch Balkonkraftwerke angemeldet werden müssen, sich aber nicht alle Käufer an diese Vorgabe halten.
Hans-Josef Vogel, Vorsitzender des LEE NRW, fordert bei der Windenergie mehr Tempo: „Vor allem die Kommunen müssen von Seiten der Landesregierung schnell über die neuen Möglichkeiten beim Windkraftausbau aufgeklärt werden. Denn gerade die lokale Wertschöpfung und Beteiligungsmodelle eröffnen viele Chancen für die Kommunen“, sagte der frühere Arnsberger Regierungspräsident in einer Pressemitteilung. Der Ausbau sei auch für die Wirtschaft wichtig: „Schon jetzt erleben wir bei Neuansiedlungen von Unternehmen einen Norddrift, da dort preiswerter Ökostrom zur Verfügung steht.“ NRW könne nur Industrie- und Energieland Nummer eins bleiben, wenn der Windenergieausbau dynamisch vorangetrieben werde.
Lesen Sie auch zum Thema
- Ratgeber Photovoltaik: Schritt für Schritt zur eigenen Anlage
- Warum Gevelsbergs erster E-Auto-Fahrer heute Diesel fährt
- Trinkwasser: Aus dem eigenen Garten in den Wasserhahn
- Von wegen Vanlife-Romantik! Traum wird zum Härtetest
- Spezial: So gelingt Nachhaltigkeit im Alltag