Menden. . In Menden soll eine Event-Location einen futuristischen Blick in die Arbeitswelt geben. Große Firmen wie Bosch sind bei dem Projekt an Bord.
„Und was willst du mal beruflich machen?“ Viel zu viele Jugendliche beantworten diese Frage heute mit einem Schulterzucken – trotz Berufsberatung oder Internet-Findern als Wegweiser durch zigtausend Ausbildungs- und Studienangebote. „Die meisten Berufsbilder bleiben den Jugendlichen unbekannt“, und oftmals sogar ihre eigenen Neigungen. „Am Ende fragen viele nur die Eltern“, weiß Dr. Ilse Kamski, Schulforscherin an der TU Dortmund.
Doch wie soll ein 15-Jähriger herausfinden, was ihn wirklich fasziniert? Wie erkennt eine Schülerin der Klasse 9, dass Technik etwas Tolles sein kann? Die Antwort soll künftig das Schmelzwerk in Menden liefern.
Jobwelt durch die Virtual-Reality-Brille sehen
Wagen wir den Blick in die nahe Zukunft: David aus Meschede, mit seiner Realschulklasse angereist, betritt in Menden die riesige Halle: 100 Meter lang, 40 breit, 20 hoch. Sofort fallen ihm große, mobile Boxen ins Auge, die man betreten kann.
In jeder Box ist er mittendrin in einer neuen Arbeitswelt: Industrie, Büro, Kultur – alles, was es gibt. David setzt die Virtual-Reality-Brille auf – und erlebt hautnah die Jobs, die jede Welt für ihn bereithält. Am Ende entscheidet er sich ganz eigenständig für seinen künftigen Ausbildungsberuf – der Trip nach Menden hat sich gelohnt.
Macrons „Station F“ als Vorbild für Menden
Das ist indes nur ein kleiner Ausschnitt aus den Möglichkeiten dieses Starter-Campus’, der auch Seiteneinsteigern und Fortbildungswilligen zur Verfügung stehen soll. Aus der Idee des Mendener Unternehmers Hermann Josef Schulte (HJS) und des Ehrenbürgermeisters Rudolf Düppe soll ein ähnlich ambitioniertes Projekt werden wie die von Präsident Macron forcierte „Station F“ in Paris. „Warum sollten wir das in Südwestfalen nicht können?“, fragt Kamski.
Doch wie macht man aus einem riesigen Taubenparadies eine High-Tech-Einrichtung zur Berufsfindung? Diese Frage stellen sich am Sonntag 150 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Verwaltungen aus dem ganzen Regierungsbezirk, die in weißen Überschuhen die seit Jahrzehnten leer stehende und von Tauben besiedelte, nun aber spektakulär illuminierte Presswerkhalle von R&G Schmöle besichtigen. Ein zweistelliger Millionenbetrag soll nötig sein, und der ist ohne Hilfe von Land, Bund und Wirtschaft nicht zu stemmen, weiß Schulte.
Funke zündet: „Wann geht’s los?“
Mit Düppe hat er daher längst eifrig genetzwerkt: Regierungspräsident Vogel ist im Boot, die Arbeitsagentur, die Chefs namhafter Unternehmen wie Bega, Honsel, Eco Schulte oder Bosch zählen zum Team. Auch die Kammer in Hagen, die Kreishandwerkerschaft, der DGB oder Google Hamburg haben sie für das Projekt in Menden zusammengebracht. Für die heute geladenen Gäste haben sie gleich Listen für diverse Arbeitskreise ausgelegt.
Eines jedenfalls scheinen Schulte und Düppe an diesem Sonntag geschafft zu haben: ihre Klientel zu begeistern. So fragt Thomas Höll, Personalleiter der Hagener Waelzholz-Gruppe, nach der Präsentation der Projektidee nur noch: „Wann geht’s los?“