Dortmund. Erfolgsautor Volker Kutscher (Babylon Berlin) schreibt einen Krimi für das Mord-am-Hellweg-Festival. Es geht um Dortmund, Hoesch und den BVB.

Sigrun Krauß will gar nicht lange rumreden. „Ein Mord muss sein“, sagt die Leiterin des Krimifestivals „Mord am Hellweg“. Mindestens einer. Sonst kommt man nicht rein in die zehnte Auflage der Geschichtensammlung zum Festival. Ausnahmen gibt es nicht. Aber die will Volker Kutscher, auf dessen Gereon-Rath-Krimis die TV-Serie „Babylon Berlin“ basiert, auch gar nicht haben. Sein Mörder schlägt in Dortmund zu. Am Borsigplatz und auf der „Weißen Wiese“ Im Umfeld von BVB und Hoesch. Im August 1936. „Das ist eine Zeit, in der ich mich auskenne“, sagt Kutscher.

Verlorenes Fußballspiel führte zur Krimi-Idee

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Denn 1936 spielt auch der noch namenlose achte Band der Gereon-Rath-Reihe, der im Herbst 2020 erscheinen soll. Schauplatz ist allerdings nicht das Ruhrgebiet, sondern Berlin zur Zeit der Olympischen Spiele. Bei der Recherche dazu ist Kutscher über das Fußballspiel Norwegen gegen Deutschland gestoßen. Heute längst vergessen, damals eine Schmach.

Ein Beispiel für die Vormachtstellung der Deutschen im Weltsport soll es werden. Ein Schritt auf dem Weg zum Sieg des Olympischen Fußballturniers. Niemand zweifelt am Erfolg. So überlegen scheinen die deutschen Kicker, dass Adolf Hitler persönlich ins Stadion kommt. Zum ersten und einzigen Mal. Er geht angeblich aber schon nach 83 Minuten, als Norwegen das 2:0 schießt. Vor 55.000 Zuschauern blamiert sich der Gastgeber und WM-Dritte von 1934 bis auf die Knochen. Ein ganzes Land sieht das erbärmliche Auftreten einer hochmütigen Mannschaft, die gegen den vermeintlich schwachen Gegner nur eine Reservisten-Elf berufen hat. Die meisten, die in diesem Viertel-Finale aufgelaufen sind, spielen anschließend nie wieder für ihr Land.

BVB-Legende August Lenz ist Aufhänger für die Kurz-Geschichte

Aufhänger für den Kutscher-Krimi: August Lenz
Aufhänger für den Kutscher-Krimi: August Lenz © Handout | BVB

Einer von ihnen ist August Lenz. Enttäuscht fährt er nach Dortmund zurück. „Das ist der Punkt, an dem ich die Geschichte beginnen lasse“, erzählt Kutscher am Mittwoch in Dortmund. Deshalb ist er für ein paar Tage in die Stadt gekommen. Um die Schauplätze zu besuchen, an denen seine Kurzgeschichte spielen soll. Um ein Gefühl für die Stadt zu bekommen und um mehr zu erfahren über Lenz, der als „echte Person“ zwar weder Opfer noch Täter sein kann in diesem Krimi, aber eine gewisse Rolle spielen wird. Einzelheiten, sagt der Erfolgsautor, könne er noch nicht verraten, „weil ich sie selber noch nicht kenne“. Nur eines steht angeblich fest: Gereon Rath wird nicht im Ruhrgebiet ermitteln. „Möglicherweise gibt es gar keinen Ermittler in der Story.“

Ansonsten, sagt Kutscher, „bin ich dabei, die Geschichte zu entwickeln“. Im Fußballmuseum hat er zwecks Recherche eine Reise in die Dortmunder Fußballgeschichte gemacht. Zum Borsigplatz, wo sich das fiktive Verbrechen ereignen soll, will er irgendwann auch noch. Eines aber weiß er schon jetzt. „Lenz war eine Legende.“ Ohne den Stürmer, hat Kutscher von mehreren Seiten gehört, wäre der BVB der 1930er-Jahre wohl nicht zum BVB von heute geworden. Wäre kein Spitzenclub in Deutschland, „vielleicht nicht einmal einer in Dortmund“.

Nach nur zwölf Seiten muss der Fall gelöst sein

Bis zum März hat Kutscher Zeit, die Kurzgeschichte abzugeben. Kein Problem, für jemanden, der regelmäßig mehrere hundert Seiten starke Romane abliefert, sollte man meinen. Kutscher lächelt. Man könne das schwer vergleichen, sagt der 56-Jährige. Bei nur zwölf erlaubten Seiten müsse man die Geschichte komprimieren, aber dennoch müsse es natürlich eine Geschichte bleiben. Der Aufwand pro Seite sei deshalb höher als bei einem klassischen Roman.

Babylon Berlin geht im Januar weiter

Am 24. Januar 2020 geht es bei Sky mit der dritten Staffel von Babylon Berlin weiter. 2021 sollen die zwölf neuen Folgen dann auch in der ARD zu sehen sein. Sie basieren locker auf dem zweiten Buch der Gereon Rath-Reihe „Der Stumme Tod“.

Diesmal ermittelt Gereon Rath im Fall einer Schauspielerin, die bei Dreharbeiten ums Leben kommt.

Neben den Hauptdarstellern Volker Bruch als Gereon Rath und Liv Lisa Fries als Charlotte Ritter sind auch Lars Eidinger, Fritzi Haberlandt, Jördis Triebel und Hannah Herzsprung in der dritten Staffel wieder dabei.

Neue Stars der Serie sind u.a. Meret Becker, Ronald Zehrfeld, Sabin Tambrea, Hanno Koffler, Martin Wuttke, Trystan Pütter, Peter Jordan und Caro Cult.

„Als die Anfrage kam, wollte ich dann auch erst absagen“, erinnert sich Kutscher und spricht von „Zeitmangel“. Aber weil er bereits mehrfach beim „Mord am Hellweg-Festival“ war und „sich immer sehr wohlgefühlt“ habe, hat er sich die Sache noch einmal überlegt und zugesagt. Auch weil Festival und Geschichtensammlung ihr zehntes Jubiläum feiern. „Da wollte ich unbedingt dabei sein.“

Erste Lesung zum neuen Gereon Rath soll in Dortmund stattfinden

Das ist Kutscher nun nicht nur im Buch, sondern auch beim Festival im kommenden Herbst selbst. Und dann bringt er auch seinen Lieblings-Ermittler mit ins Revier. „Die erste Lesung aus dem neuen Gereon Rath-Roman“, kündigt Kutscher an, „wird in Dortmund stattfinden.“