Heinsberg. Das Coronavirus breitet sich schnell in NRW aus. Ein Schneeballeffekt zeichnet sich ab. Was wir bisher über das Virus wissen und was nicht.
Das Coronavirus ist in Nordrhein-Westfalen angekommen. Bis Sonntag waren deutlich mehr als 70 Menschen nachweislich infiziert. Fast alle hatten einen Bezug zum Kreis Heinsberg an der niederländischen Grenze, wo eine Karnevalsfeier Mitte Februar als Anfang der Infektionskette gilt. Aber seit einem ganz neuen Fall aus Münster könnte es eine weitere Dimension geben. Was bisher bekannt ist und welche Fragen noch offen sind.
So verlief die Infektionskette
Die allermeisten bis Sonntagnachmittag bekannten Infizierten hatten eine Verbindung zum Karneval in Gangelt im Kreis Heinsberg oder standen in Kontakt mit einem der dortigen Karnevalsbesucher. Ein Teilnehmer einer Kappensitzung am 15. Februar war der 47 Jahre alte Erstinfizierte aus NRW und seine ebenfalls erkrankte Ehefrau (46). Beide standen mit Gruppen auf der Bühne.
Das sind die Erkrankten
Landesweit gab es bis Sonntag mehr als 70 Infizierte. Fast allen geht es gut, sie haben nur leichte Erkältungssymptome. Ein Frau wird in Aachen in einer Klinik behandelt. Das Ehepaar aus Gangelt wird mit einer Lungenentzündung behandelt - der Mann ist in einem ernsten Zustand, der sich aber zuletzt etwas stabilisiert hatte, wie die Uniklinik Düsseldorf berichtet.
So viele Menschen leben in Quarantäne
Von etwa 1000 Menschen im Kreis Heinsberg konnten zwei Drittel am Sonntag wieder vor die Tür gehen und am normalen Leben teilnehmen. Die anderen müssen bis 9. März daheim bleiben. Betroffene berichteten von viel Hilfsbereitschaft. Einkäufe würden ihnen vor die Tür gestellt. In anderen Kommunen ist nach bekanntgewordenen Infektionen ebenfalls häusliche Quarantäne angeordnet worden. Es dürfte NRW-weit mehrere hundert Menschen betreffen: Oft sind es Schüler, ihre Eltern und Lehrer, aber auch Ärzte oder etwa Feuerwehrleute aus Köln.
Er bleibt unbekannt: der „Patient Null“
Die Behörden wissen noch immer nicht, wo sich der erste bekannte Patient (47) mit dem neuen Coronavirus infiziert hat. Den sogenannten „Patienten Null“, bei dem sich der schwer erkrankte Mann angesteckt hat, werde man vielleicht nie finden.
Ein Ausgangspunkt war der Gangelter Karneval
Viele Infizierte haben zwar eine Verbindung zum Gangelter Karneval - oder Kontakt mit Karnevalsbesuchern. Aber man weiß nicht, wie viele Infektionsketten es wirklich gibt. Betroffene Menschen könnten sich auch auf anderem Weg angesteckt haben.
Diese Maßnahmen wurden bereits ergriffen
Wohl kaum ein Ort in NRW, wo man sich nicht gegen die Epidemie rüstet. Im Stundentakt wird von Maßnahmen berichtet. Das kann im Kreis Kleve am Niederrhein ein spezielles Diagnostikzelt für Virus-Tests sein, das vor einer Klinik eingerichtet wurde. Düsseldorf startet im Gesundheitsamt ein neues Diagnostikzentrum, in dem Analysen auf den Erreger Sars-CoV-2 durchgeführt werden. Überall bilden sich Krisenstäbe, manche tagen fast rund um die Uhr - so wie im Kreis Heinsberg.
Welche Infektionsherde gibt es?
Am Sonntagnachmittag wurde eine Infektion aus Münster gemeldet, die für NRW eine neue Dimension bedeuten könnte. Denn erstmals steht hier fest, dass ein Covid-19-Erkrankter keinen Bezug zu Heinsberg hatte. Der Mann war im Urlaub im Iran, wo die Zahl der Covid-19-Fälle unaufhaltsam steigt. Er war von Teheran nach Frankfurt geflogen und von dort mit der Bahn und dem Auto über Köln nach Münster gefahren. Sollte er dabei andere angesteckt haben, wäre eine neue Infektionskette die Folge. Der Schnellballeffekt könnte sich verstärken. (dpa)