An Rhein und Ruhr. . Der kreisrunde Hefeteig-Fladen ist aus der europäischen Esskultur nicht mehr wegzudenken. Ein Überblick über die spannende Entstehungsgeschichte.

Jeder zweite Deutsche zählt Pizza zu seinen Lieblingsgerichten, wie unlängst eine Studie des Meinungsforschungsinstituts TNS Emnid ergab. Der kreisrunde Fladen, belegt mit Tomatensoße, Salami, Schinken, Käse und vielen anderen leckeren Zutaten, ist aus der europäischen Esskultur nicht mehr wegzudenken. Was macht Pizza so unwiderstehlich? Und wer hat sie überhaupt erfunden? Ein Italiener oder doch die Schweizer? Die haben schließlich auch das Kräuterbonbon kreiert.

Fest steht: Es gibt nicht den einen Erfinder. Die heutige Form der Pizza ist vielmehr auf einen langen Entwicklungsprozess in der Esskultur zurückzuführen.

Zubereitung auf heißen Steinen

Bereits in Ägypten und Persien sollen die Menschen flache Teigscheiben auf heißen Steinen in oder am Feuer gebacken haben. Griechen und Etrusker übernahmen die Zubereitung, reicherten die Speise mit Olivenöl und Kräutern an.

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Es handelte sich also erst einmal um ein flaches Brot, ähnlich dem heute bekannten Focaccia. Das Belegen dieses Brotes vor dem Backen praktizierten dann zunächst die Griechen. Die Römer machten sich später das Rezept zu eigen und verbreiteten es in ihrem Reich. In der Provinz Gallien entstanden sogar Varianten des Fladenbrotes.

Um den ersten Jahrtausendwechsel nach Christi Geburt kam es dann vermutlich zum Namenswechsel. Die Neapolitaner bezeichneten das Brot als Picea, was Druck oder Ruck bedeutet. Das könnte sich auf das schnelle Einschieben und Herausziehen in den bzw. aus dem Ofen beziehen.

Der Teigfladen galt als einfache Mahlzeit

Die arabische Bezeichnung für Brot ist Pita. Daraus könnte sich ebenfalls durch Lautverschiebung das Wort „Pizza“ entwickelt haben. Und noch eine Variante: Durch die Völkerwanderung gelangte der Name Bizzo für Brot bei den Langobarden um 500 v. Chr. aus Germanien nach Norditalien. Allen Wortschöpfungen gemeinsam: Es ist die Bezeichnung für eine einfache Mahlzeit.

Erst mit der Einführung der Tomate in Europa um 1520 durch Columbus wurde aus dem trockenen Brot eine saftige Pizza. Da das Königreich Neapel lange unter spanischer Herrschaft stand, gelangte die Tomate dann nach Süditalien. Aus dem Straßenverkauf für den Genuss auf der Hand entwickelte sich in Neapel schließlich der Verzehr im Lokal. 1830 wurde dort die erste Pizzeria der Welt eröffnet.

In den Farben der Landesflagge Italiens

Wie es zur Pizza Margherita kam? Der Legende nach besichtigte 1889 der italienische König Umberto I. mit seiner Frau Margherita sein Reich. In Neapel sahen sie auf den Straßen Leute stehen, die das runde flache Brot aßen. Neugierig orderten sie bei einer Pizzeria drei Stück. Die einfache Variante mit Tomaten, Mozzarella und Basilikum belegt, die in Rot, Weiß und Grün der italienischen Landesflagge ähnelte, fand besonderen Anklang bei Königin Margherita. So soll der Name entstanden sein.

Es waren auch Italiener, die die Pizza nach Amerika brachten. Im Gegensatz zum Original wird die amerikanische Pizza in einer Pfanne gebacken. Der Boden ist dicker und mit Bohnen, Hackfleisch und Paprikaschoten belegt. 1948 wurde der Fertig-Pizzateig erfunden, seit 1957 gibt es die tiefgefrorene Fertigpizza im Handel.

>>> CALZONE IST DIE UR-PIZZA

  • Die beliebtesten Pizza-Arten im europäischen Raum sind: Margherita: mit Mozzarella und Basilikum; Pizzaiola: mit Tomaten-Knoblauch-Sauce; Diavolo: die scharfe Pizzavariante; Calzone: die Ur-Pizza, eine Klapp-Pizza mit den unterschiedlichsten Füllungen (kommt von „calza“ für Strumpf oder „calzoni“ für Beinkleider).
  • Andere häufige Beläge, die sich direkt aus dem Italienischen ableiten, sind: Funghi (Pilze), Prosciutto (Schinken), Al Tonno (Thunfisch), Quattro Formaggi (vier Käse), Cipolla (Zwiebel), Marinara (Meeresfrüchte).
  • Ohne Tomaten heißt eine Pizza „bianca“. Der Geschmacksträger ist in der Regel Büffel-Mozzarella.