An Rhein und Ruhr. . Damit die Sommerfreude ungetrübt bleibt: Eine Dermatologin erklärt, wie Insektenstiche behandelt werden und worauf bei Zecken zu achten ist.
Es summt und brummt auf den Wiesen und in den Wäldern, am Baggersee und im Freibad. Sommerzeit ist Insektenzeit. Unter anderem sind Bremsen, Mücken, Bienen, Wespen, Hornissen und Hummeln unterwegs. Doch nicht alle können den sechsbeinigen Tierchen positive Gefühle entgegenbringen. Und das nicht nur, weil die Insekten lästige Begleiter bei unseren Mahlzeiten draußen sind – sondern etliche Menschen reagieren allergisch auf Stiche und Bisse.
„Die Haut zeigt Rötungen und Quaddeln, das ist Nesselsucht. Gesicht und Hals können anschwellen“, beschreibt Wiebke Sondermann, Dermatologin am Uniklinikum Essen, die Symptome, wenn Wespe & Co. empfindliche Menschen stechen. Luftnot und Kreislaufkollaps können die Folgen sein. Wer wisse, dass er durch einen Insektenstich in solch eine lebensbedrohliche Situation kommen kann, sollte ein Notfall-Set dabei haben, rät die Oberärztin.
Antihistaminikum hilft schnell
In diesem Notfall-Set ist ein Adrenalin-Pen, wenn die Symptome über die Einstichstelle hinausgehen. Adrenalin verengt bei einem Blutdruckabfall in Minutenschnelle die Gefäße und stabilisiert dadurch Blutdruck und Kreislauf. Ein Antihistaminikum wirkt abschwellend. Ferner sorgt ein Cortison-Präparat dafür, dass die allergischen Reaktionen schnell nachlassen. „Inzwischen gibt es eine Immuntherapie gegen Insektengift“, berichtet Wiebke Sondermann. Zur Abklärung, ob eine Hyposensibilisierung sinnvoll ist, sollte ein Arzt befragt werden.
Ein Arztbesuch ist auch Nicht-Allergikern angeraten, wenn sich ein Stich durch Verunreinigungen entzündet. „Die Einstichstelle juckt dann stark, schmerzt, pocht, ist rot und die Lymphknoten können geschwollen sein. Es können Fieber und Schüttelfrost vorkommen.“
Für Nicht-Allergiker ist ein Insektenstich vor allem eines: lästig. Rötung, Juckreiz, Schwellungen und Schmerzen heißt das. Sondermann: „Gels und Cremes wie Soventol und Fenistil helfen. Und bitte nicht kratzen.“ Vorsichtig umgehen sollte man mit Bienenstichen, denn meist bleibt der Stachel in der Haut. Er sollte vorsichtig, ohne den Giftsack zu zerdrücken, entfernt werden.
Arme und Beine bedecken
Vorsicht geboten ist zudem bei Zeckenbissen. In diesem Sommer gibt es besonders viele dieser Spinnentiere und damit eine höhere Gefahr, an den von ihnen übertragenen Krankheiten Hirnhautentzündung (FSME) oder Borreliose zu erkranken, hat das Deutsche Zentrum für Insektenforschung festgestellt. Die Wissenschaftler in München haben ein Modell mitentwickelt, mit dem sie die Zeckendichte bereits im Winter für den jeweils kommenden Sommer voraussagen können. Vereinfacht gesagt: Je mehr Bucheckern es zwei Jahre vor dem fraglichen Sommer gibt, umso mehr Wild und Nagetiere haben Futter und dienen wiederum als Überträger der Zecken, die sich besser vermehren.
„Zecken kommen vor allem im hohen Gras vor“, erklärt die Essener Dermatologin. Ein Spaziergang durch das Dickicht im Wald oder über naturbelassene Wiesen, selbst im eigenen Garten, kann also unangenehme Folgen haben – wenn man sich nicht ausreichend schützt. „Die Kleidung sollte Beine und Arme bedecken, damit die Zecke keine Angriffspunkte hat“, rät sie. Der Gemeine Holzbock, Ixodes ricinus, krabbelt über die Haut, sticht zu und saugt Blut. Zusammen mit seinem Speichel gibt er Blut zurück – und kann so die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen, die tödlich enden kann. Während es dafür keine Heilung, aber eine Impfung gibt, gibt es für die Borreliose keinen Impfstoff, jedoch die Behandlung mit Antibiotika.
Wer einen Biss feststellt, sollte das Tier mit einer Zeckenzange oder -karte entfernen. „Nicht mit Öl einstreichen, die Zecke gibt im Schockzustand erst recht die Erreger von sich“, warnt die Ärztin. Dann sollte die Haut beobachtet werden. Bildet sich ein roter Ring, ist eine ärztliche Behandlung notwendig.
Diese Symptome deuten auf eine Insektengiftallergie
Es gibt hierzulande rund 2,8 Millionen Insektengiftallergiker. Bei einem Insektenstich ist es wichtig, die eigene Reaktion aufmerksam zu beobachten. Eine Nesselsucht, Schwellungen im Gesicht und am Hals oder Juckreiz an Handinnenflächen sowie Fußsohlen deuten auf eine Allergie hin. Diese Reaktionen können sich bis zum lebensbedrohlichen Schock entwickeln.
Jeder Mensch, der einmal von einer Biene oder Wespe gestochen wurde, kann eine Insektengiftallergie entwickeln. Wer schon einmal extrem auf einen Stich reagiert hat, sollte dies von einem Allergologen klären lassen.
Ansonsten gilt: Bei unklaren und längerfristigen Hautrötungen an den Einstichstellen einen Arzt aufsuchen.