Bochum. . Barbara Dreyer saß am Sonntag mit 30 Hooligans im Zug, die zur Demo nach Köln fuhren. An eine furchtbarere Reise kann sich die Studentin aus Bochum nicht erinnern.
Barbara Dreyer (Name geändert) ist eine erfahrene Bahnfahrerin. Die Studentin war schon mit vielen unangenehmen Mitreisenden im Abteil unterwegs. Angst hatte sie aber nie. Das war am Sonntag anders. Da saß sie mit 30 Hooligans im Zugabteil – alle auf dem Weg zur Demo in Köln.
„Schon als ich in Bochum eingestiegen bin, waren viele Hooligans im Zug“, erinnert sie sich. Ein Mann trug eine Tätowierung, die das Eingangstor eines Konzentrationslagers zeigt, darüber der Schriftzug „Jedem das Seine“. „Zuerst dachte ich, die wollen zu einem Fußballspiel“, sagt Dreyer. Erst als sie über ihr Handy Kontakt mit Freunden aufnimmt, erfährt sie von der Kundgebung in Köln. „Als in Wattenscheid eine schwarze Frau eingestiegen ist, haben die Hooligans angefangen zu grölen“, berichtet sie. „Da steigt ‘ne Negerin ein, so ne richtige Kakao-Negerin“, hätten sie gebrüllt. Ein italienischer Musiker läuft mit Saxofon durch den Zug. „Spiel das Deutschlandlied“, fordern die Hooligans. „Von Polizei oder Schaffnern war nichts zu sehen“, erzählt Dreyer. Als die Rechtsextremen anfangen zu rauchen, mag niemand etwas sagen.
Auch andere Bahnfahrer berichten von unangenehmen Begegnungen mit Hooligans. Ein Berliner Geschäftsmann begegnete ihnen in einem ICE auf dem Weg nach Berlin: „Als ich das eigentlich geschlossene Bordbistro betrat, saßen da acht Glatzköpfe auf dem Boden und tranken ihr Dosenbier“, berichtet er. „Ich wurde mit ausländerfeindlichen Parolen begrüßt. ‘Deutschland den Deutschen’ war noch die harmloseste.“
Auch bei Twitter berichten Menschen von der bedrohlichen Lage. „Der Zug war voll mit besoffenen Nazis, die gegrölt haben. Keine Polizei“, schreibt einer. „Rechte Idioten pöbeln schwarzen Jungen an und schreien ‘Schwarzfahrer’“, textet ein anderer. „Erschreckend zu erleben, wie die Bevölkerung sich fürchtet und man zwölfmal überlegt, ob man den Zug nimmt.“