Ruhrgebiet/Köln. . Nach dem „Sonntag der Gewalt“ in Köln haben in Düsseldorf die politischen Aufräumarbeiten begonnen. Innenminister Ralf Jäger kündigte an, alle Möglichkeiten zu nutzen, um Treffen der rechten Allianz künftig zu unterbinden.

Mit Fußball hat das nichts mehr zu tun. Die 4000 Chaoten, die am Sonntag in Köln demonstrierten und randalierten, nennen sich zwar „Hooligans gegen Salafisten“ (HoGeSa), doch wie viele von ihnen schon einmal ein Stadion von innen gesehen haben, ist offen. „Das sind Gewalttouristen, die keinerlei Bezug zum Fußball haben“, sagt der renommierte Fan-Forscher Gunter Pilz von der Universität Hannover. Wer glaubt, die Demonstranten von Köln seien ausnahmslos Hooligans gewesen, der überschätze die Szene. „Das ist längst keine Riesenbewegung mehr.“

„Gemeinsam sind wir stark“

Stattdessen handelt es sich, so Pilz, ganz offenkundig überwiegend um Rechtsextreme, die die Hooligan-Organisation als Trittbrett verwenden. Für NRW-Verfassungsschutzchef Burkhard Freier waren dagegen die Hooligans Antreiber der Aktion, während sich Rechtsextremisten der Bewegung nur angeschlossen hätten.

„Das sind zutiefst islamfeindliche Gruppen, die ganz harten Rassismus unter dem Motto ,Hooligans gegen Salafisten’ verstecken“, sagte Olaf Sundermeyer im Deutschlandfunk. Der Journalist beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Thema Rechtsextremismus. Für ihr nationalistisches Gegröle überwänden die Hooligans sogar ihre Feindschaften. Auf Facebook-Seiten wird das neue Konzept bereits deutlich. „In den Farben getrennt, in der Sache vereint“, heißt es da.

„In der Hooligan-Szene gibt es eine riesengroße Schnittmenge mit Rechtsextremen“, sagte Alexander Häusler von der Forschungsstelle für Rechtsextremismus und Neonazismus an der Fachhochschule Düsseldorf dem „Kölner Stadtanzeiger“. Die Salafisten dienten beiden Gruppen als gemeinsames Feindbild. Andere Experten schätzen, dass sich inzwischen bundesweit fast 400 gewaltbereite Hooligans in einem Netz von Rechtsextremen zusammengeschlossen haben. Mit Slogans wie „Gemeinsam sind wir stark“ versucht die HoGeSa-Bewegung, sich ein harmloses Image zu geben. Kommentare auf ihrer Facebook-Seite lassen daran zweifeln.

Zwischen ausländerfeindlichen Phrasen rühmen sich die HoGeSa-Anhänger dort mit ihren „Erfolgen“: „War das geil in Köln“, schreibt einer, „Jetzt zeigen wir denen, wer wirklich Herr im Land ist.“

„Der Hass war erschütternd“

Die bundesweite Vereinigung „Pro Fans“ befürchtet nach den Ausschreitungen in Köln, dass die Hooliganszene neuen Zulauf erhält. „Die neue Qualität ist, dass es mit Fußball gar nichts zu tun hat“, sagte Sprecher Sig Zelt.

Der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Arnold Plickert, warnte vor einer äußerst gefährlichen Entwicklung. Die „HoGeSa“-Gruppe sei binnen Wochen stark angewachsen. Nun fürchte er, dass sich die Gruppe verfestigt. „Man will die Gewalt ausleben.“

In Düsseldorf begannen am Tag nach den Ausschreitungen auch die politischen Aufräumarbeiten. NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) sagte entsetzt: „Hier ging es nicht um eine friedliche Demonstration gegen Salafisten. Der Hass und die Fremdenfeindlichkeit waren erschütternd.“ In Köln habe es erstmals eine bundesweite Mobilisierung von gewaltbereiten Hooligans gegeben, die die Versammlungsfreiheit als Plattform für Gewalttätigkeiten nutzen. Als Konsequenz will er alle Möglichkeiten nutzen, um Treffen der rechten Allianz künftig zu unterbinden. Für ein einfaches Verbot von Demonstrationen sähe er aber kaum Chancen.

Die Liste der Vorwürfe gegen die 57 Verdächtigen ist bereits lang. Sie reicht von Körperverletzung über Verstoß gegen das Versammlungsverbot bis zu Landfriedensbruch. Die Demonstration war schnell außer Kontrolle geraten, die Polizei ging mit Wasserwerfern, Pfefferspray und Schlagstöcken gegen Randalierer vor, die zuvor Autos umgestürzt hatten. Es gab „Ausländer-raus“-Rufe, Hetzparolen gegen Salafisten. Passanten und Polizisten wurden von schwarz vermummten Schlägern angepöbelt.

„Wolf im Schafspelz ist enttarnt“

„Der Wolf im Schafspelz ist enttarnt“, erklärte die Grünen-Landesvorsitzende Mona Neubaur. „Das waren keine besorgten Bürger, das waren rechtsextreme und gewaltbereite Schlägertruppe, die auf Krawall und Zerstörung aus waren.“