Ruhrgebiet. . Eintausend, zweitausend und sogar dreitausend Euro? Wie viel ein neuer Baum die Städte kosten wird, darüber scheiden sich momentan die Geister. Nachdem das Land durch einen Notfond Hilfe für die Kommunen im Ruhrgebiet zugesichert hatte, rechtfertigen diese nun ihre Kalkulation der Baumpreise. Und kommen zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen.
Sie haben sich umgesehen in Witten, in Bochum und in Essen, und danach wussten sie: Wittens Grün hat Glück gehabt, großes Glück, was den Pfingststurm angeht. „Wir sind mit einem hellblauen Auge davongekommen“, sagt Forstwirtschaftsleiter Wolfgang Rothe: 20, höchstens 25 Bäume der Stadt (außerhalb der Wälder) seien Totalverluste und müssten ersetzt werden. Witten kalkuliert dafür mit 200 Euro pro Baum.
Wie kann das sein, das eine Stadt mit 200 Euro rechnet und eine andere mit 3800? Schwer zu sagen, eines aber dürfte feststehen: Die 200 Wittener Euro sind der reine Netto-Einkaufspreis. Dafür kriegt man einen vernünftigen Baum, der in einem Meter Höhe 20 Zentimeter Umfang hat. „Wenn Sie etwas Kleineres an die Straße pflanzen, wird es mit großer Sicherheit abgeknickt“, sagt Friedhelm Türich, vom Landesverbandes der Baumschulen Westfalen-Lippe. Für dickere Bäume könnten auch 300 bis 500 Euro anfallen. „Der reine Kaufpreis der Pflanze ist aber bei der Neuanpflanzung noch das geringste Übel“, so Türich.
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Nachdem das Land angekündigt hat, zur Unterstützung der Kommunen einen Hilfsfonds einzurichten, bemühen diese sich, einen Überblick über Schäden und Aufforstungskosten zu gewinnen. In den nächsten Tagen müssen sie dazu einen Fragebogen ausfüllen.
„Wir wissen nicht, wie viel Unterstützung wir vom Land erhalten werden, wir hoffen jedoch, dass der Fonds uns hilft, das Stadtbild wieder herzustellen“, erklärt Mülheims Sprecher Volker Wiebels. Mülheim gehört in der Tat zu den am stärksten durch den Sturm geschädigten Kommunen. Die Hälfte der 40 000 Stadtbäume soll beschädigt oder umgestürzt sein.
Genügend Bäume auf dem Markt
Wenn alle Kommunen wieder anfangen, Bäume zu kaufen, werde „genügend Ware am Markt sein. Wir als mittelständischer Betrieb setzen allein 30 000 Bäume im Jahr, große auch 100.000 im Jahr um“, so Türich, selbst Geschäftsführer einer Baumschule. Höchstens spezielle Baum-Arten könnten knapp werden. Erfahrungsgemäß stiegen dann die Preise um 10 bis 15 Prozent. So viel zum Thema Kalkulation.