Dortmund.. Klaus B. gibt die Tat vor dem Landgericht Dortmund zwar zu, an die Vergewaltigung selbst will er aber keine Erinnerung mehr haben. Am zweiten Prozesstag gibt er seinem Drogenkonsum die Schuld. Er hatte am 10. Oktober 2013 eine 22-Jährige auf einem Feldweg vergewaltigt – 20 Tage nach seiner Entlassung aus der Haft.

Diesmal präsentiert er den Richtern sein Gesicht. Allerdings guckt nur ein kleiner Teil aus der Kapuze seines Pullovers heraus. Aber gegenüber dem ersten Prozesstag ist das ein kleiner Fortschritt: Da hatte der wegen Vergewaltigung angeklagte Dortmunder Klaus B. (30) sein Gesicht während des gesamten Prozesstages hinter einem Aktendeckel verborgen.

Das am ersten Tag angekündigte Geständnis trägt Verteidiger Andre Hohlweg mit einer schriftlichen Einlassung vor. Die Tat habe sich so zugetragen, wie die Anklage es formuliert habe. Warum er die 22-Jährige, die vormittags ihre Hunde ausführte, auf einem Feldweg im Dortmunder Stadtteil Kirchderne vergewaltigte und mit dem Tode bedrohte, „kann ich mir selbst nicht erklären“, hieß es in der Erklärung.

Vorwürfe gegen Gefängnis, Schwester und Arbeitsamt

Das liege wohl an seinem Drogenkonsum vor der Tat. 20 Tage zuvor war er aus dem Dortmunder Gefängnis entlassen worden. Fünfeinhalb Jahre hatte er in Haft gesessen, weil er eine Bekannte vergewaltigt hatte. Dass er nach dieser Zeit nicht ins ordentliche Leben fand, daran tragen vor allem andere die Schuld. Mit seiner Schwester, bei der er zunächst lebte, habe er Streit bekommen, „weil in ihrer Wohnung alles verdreckt war“. Das Gefängnis, das ihm 498 Euro Überbrückungsgeld auszahlte, habe ihn nicht auf die Freiheit vorbereitet. Das Arbeitsamt, bei dem er sich gemeldet habe, hätte viel zu langsam gearbeitet. Richter Peter Windgätter lässt das nicht unkommentiert: „Vielleicht ist mit Ihnen auch nicht alles in Ordnung. Wie man in den Wald hinein ruft...“

Und an der Vergewaltigung waren die Drogen schuld, so lässt sich die Erklärung deuten. Kokain, Heroin, Amphetamine, Ecstasy, Haschisch, hochkonzentriertes LSD habe er in den Tagen vor der Tat genommen, heißt es in der Erklärung weiter. Und dazu noch Alkohol. Deshalb habe er keine Erinnerung an die Vergewaltigung: „Es lief alles ab wie ein Film. Die Drogen sollen aber nicht als Entschuldigung gelten. Aber ich bin sicher, dass es ohne Drogen nicht passiert wäre.“

Guter Tätowierer

Das Gericht gibt sich damit nicht zufrieden, hinterfragt die Einlassung. Wie er den Drogenkonsum denn finanziert habe, will Windgätter wissen. Die Antwort kommt schnell: „Kfz-Aufbrüche.“ Abhängig will Klaus B. sein, spricht von einer Therapie. Auch im Knast habe er regelmäßig Drogen konsumiert. Dafür hätte ihm doch wohl das Geld gefehlt, sagt der Richter, denn im Knast sei der Stoff ja noch teurer als draußen. Auch dafür hat Klaus B. eine Antwort: „Ich habe leider die Gabe, gut zu tätowieren. Dafür gab es dann Drogen.“

Drogen als Erklärung für eine Vergewaltigung. Angesichts einer Verurteilung wegen Vergewaltigung im Jahre 2008, der zweiten Vergewaltigung nur 20 Tage nach der Entlassung, lässt sich natürlich auch an die Taten eines Sexualstraftäters denken, der über seine wahren Motive schweigt und vor Gericht mauert. So gibt es auch die Aussage seiner Cousine. Sie habe nach seinem Besuch festgestellt, dass ihre Unterwäsche fehlte. Ob er sie gestohlen hat? „Nein, das stimmt nicht, wir hatten Streit“, wehrt Klaus B. ab.