Düsseldorf. Die Wirtschaft will stärker versetzte Ferien. Doch das könnte mehr Stress für die Schüler bedeuten. Am Ende geht es nun bei der Konferenz der Ministerpräsidenten in Berlin zugespitzt um die Frage: Wer bestimmt über die Sommerferien: die Tourismus-Industrie oder die Kultusminister?

Wer bestimmt über die Sommerferien: die Tourismus-Industrie oder die Kultusminister? Das ist – zugespitzt – die Frage, die am Donnerstag die Konferenz der Ministerpräsidenten in Berlin beschäftigt. Sie soll empfehlen, den Zeitrahmen für Sommerferien in Deutschland auf bis zu 90 Tage zu erweitern, was Konsequenzen für die Schulen aller Bundesländer hätte. Ob es so kommt, ist fraglich. Pädagogische Argumente stehen dagegen.

In diesem Jahr beschränkt sich der Korridor, in dem die Länder ihre Ferien abwickeln, auf nur 71 Tage. Als erstes geht NRW am 7. Juli in die Sommerpause, traditionell kommen die Bayern als letzte am 15. September zurück. Gestritten wird über die Ferienplanung für die Jahre 2018 bis 2024. Die Wirtschaftsminister machen sich für einen größeren zeitlichen Spielraum stark.

15 Milliarden Euro erhofft sich die Tourismus-Branche

Davon erhofft sich die Tourismus-Wirtschaft rund 15 Milliarden Euro mehr Umsatz und hunderttausende Arbeitsplätze. Auch der Hotel- und Gaststättenverband plädiert für eine Ausdehnung, denn die Branche leide unter einer kurzen Saison. Der ADAC ist ebenfalls dafür. Er warnt vor weiteren Staus, wenn mehr Urlauber an weniger Tagen ihren Ferienstart planen müssen.

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Die Regierungschefs der Länder wollen heute vorschlagen, den Zeitraum von 90 Tagen „weitmöglichst auszuschöpfen“. Letztlich muss aber die Konferenz der Kultusminister (KMK) im Laufe des Jahres darüber entscheiden. Die 90-Tage-Frist ist keine neue Erfindung, sondern bereits seit Jahrzehnten per Staatsvertrag verankert.

Die Kultusminister müssen gewichten, was pädagogisch vertretbar ist. Die KMK legt vor allem Wert auf einen vernünftigen Rhythmus von Schule und Erholung. Zwischen zwei Ferienintervallen sollen mindestens sechs Wochen Unterricht stattfinden. Auch die beiden Schulhalbjahre müssen gleich lang sein. Die Minister haben große Zweifel, ob dies in einem breiteren Ferienkorridor für alle Länder umsetzbar ist.

Stress für die Schüler

Unnötiger Stress für die Schüler solle vermieden werden, heißt es bei der KMK. Außerdem müssten Prüfungen vernünftig vorbereitet werden können. Zusätzlich stünden die Schulen vor dem Problem, Klassenfahrten, Projekttage, Schülerpraktika und Sportwettkämpfe in den veränderten Zeitplan einzupassen.

Der aktuelle 90-Tage-Vorstoß kommt aus Baden-Württemberg – neben Bayern das Bundesland, das bei der Sommerferien-Planung nicht mit den anderen Ländern rolliert. Während dort die Ferien gestaffelt starten, haben die Süd-Länder die Zeit von Anfang August bis Mitte September für sich geblockt.