Essen/Düsseldorf. . Riesenresonanz auf die WAZ-Recherchen und das eBook zur „Keimzelle Krankenhaus“: Dem Keim-Report über den Hygiene-Notstand in NRW-Kliniken folgten neue Hinweise auf Missstände. NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) gerät unter Druck.

Neue Hinweise auf Hygieneprobleme in Krankenhäusern. Zuspruch von Gesunden und Keimopfern. Kritik an NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne). Das Echo auf die Veröffentlichung der WAZ-Recherchen zur Infektionsgefahr durch mangelnde Sauberkeit in NRW-Kliniken hatte Dynamik.

„Zur OP nehme ich die Zeitung mit – als Warnung.“ Die entschlossene Ansage einer betagten Dame, die bald operiert wird, steht für die gefühlte Stimmung unter vielen Lesern. Verunsicherung? Vielleicht im ersten Moment. Doch je mehr Anrufe in der Redaktion eingingen, desto häufiger kamen Rückmeldungen wie diese: „Jetzt bin ich wachgerüttelt. Jetzt passe ich auf.“

Die Mängelliste auf der Facebook-Seite der WAZ im Internet fällt nicht durchgehend wissenschaftlich aus. Doch inhaltlich deckt sich vieles mit dem Expertenbefund der Initiative Infektionsschutz: Patienten, Angehörige, Pfleger und Auszubildende schildern gravierende Hygieneprobleme und fordern striktere Regeln.

Die Opposition im Landtag auch. Sie nimmt Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) ins Visier. Die Lage sei „höchst besorgniserregend“, sagt der gesundheitspolitische Sprecher der CDU, Peter Preuß. „Frau Steffens muss endlich handeln statt die Probleme klein zu reden“.

Ruf nach öffentlicher Klinik-Statistik

Die CDU erinnert die Ministerin an ihr jüngstes WAZ-Interview. Dort hatte sie gesagt: „Damit jetzt niemand Panik kriegt im Sinne von ‚Ich komme ins Krankenhaus und sterbe an fremden Keimen‘: Viele dieser Menschen bekommen, weil sie bereits schwer krank sind, eine Infektion durch körpereigene Keime, nicht durch fremde.“ Das Zitat zeige, „dass die Ministerin den Ernst der Lage bis heute nicht erkannt hat“, sagt die CDU. Sie wolle Verantwortung auf den Bund abschieben. Dabei stehe sie in der Pflicht, denn: „Es reicht nicht, einen ‘Aktionsplan Hygiene’ zu beschließen, der erkennbar nicht umgesetzt wird.“

Die FDP hält es für „unerlässlich, den Kampf gegen Krankheitserreger in Kliniken erheblich zu verstärken“ und fragt, „ob die jährlich 400 000 Euro für den wenig kontaktierten NRW-Patientenbeauftragten nicht effektiver in Hygienefachkräfte investiert werden sollten.“ Steffens solle „aufhören, die MRSA-Situation im Lande zu bagatellisieren“, sagen die Piraten. Sie habe „das Schutzkonzept in NRW ge­gen die Wand gefahren“. Die Piraten fordern „eine verständliche, umfassende Veröffentlichung aller MRSA-Vorkommnisse auf den Internetseiten der Krankenhäuser und eine zusammenfassende Statistik auf Landesebene.“ Dann könne der Bürger frei entscheiden, welcher Klinik er vertraue.

Der ganze Keim-Report im eBook

Unveröffentlichte Details und Hintergründe des Keim-Reports beschreibt das eBook „Keimzelle Krankenhaus“, das die Funke Mediengruppe herausgeben hat. Es ist beziehbar unter waz.de/keimebook